Skip to main content

Zwei Transportwagen nach Kalarasch

Feuerwehr Bühl unterstützt Partnerstadt in Moldawien

Paris macht’s möglich: Die Bühler Feuerwehr hat zwei ausgediente Baden-Badener Mannschaftstransportwagen auf die Reise nach Moldawien geschickt - und noch einiges mehr. Was aber hat das mit der französischen Hauptstadt zu tun?

Übergabe: Günter Dußmann (links) und Dolmetscher Johann Schmidt (rechts) übergeben den Mannschaftstransportwagen an die Fahrer aus Moldawien.
Übergabe: Günter Dußmann (links) und Dolmetscher Johann Schmidt (rechts) übergeben den Mannschaftstransportwagen an die Fahrer aus Moldawien. Foto: Bernhard Margull

Paris – Bühl – Kalarasch: Die Fahrtroute steht in doppelter Hinsicht für die Lebenswirklichkeit in Moldawien, dem Armenhaus Europas. Dreimal pro Woche ist ein mit zwei Fahrern besetzter großer Sprinter auf dieser Strecke unterwegs, an Bord Lebensmittel, Alltagsgegenstände – und moldawische Männer, die in Frankreich das finden, was es zu Hause nicht in ausreichendem Maß gibt: Arbeit und damit ein Einkommen.

Es mangelt an vielem in Moldawien und auch im Rayon Kalarasch, mit dem die Stadt Bühl seit 32 Jahren eine Partnerschaft verbindet. Die Feuerwehr ist wahrscheinlich die Einrichtung, die diese Verbindung am stärksten pflegt und lebt. Das ist der zweite Aspekt, den Paris – Bühl – Kalarasch aufzeigt: Den Pendelverkehr hat die Feuerwehr jetzt genutzt, um zwei Mannschaftstransportwagen (MTW) nach Moldawien bringen zu lassen.

Die beiden Fahrzeuge stammen aus dem Fuhrpark der Baden-Badener Feuerwehr, berichtet der Bühler Kommandant Günter Dußmann. Schon seit einiger Zeit standen sie in Bühl, der geplante Transport war zunächst wegen der Corona-Pandemie nicht möglich gewesen, und schließlich ließ sich auch der Plan, sie gemeinsam mit dem eigenen auszumusternden Rüstwagen nach Kalarasch nicht umsetzen, weil der neue Rüstwagen noch auf sich warten lässt.

So kam es zur Idee, die regelmäßigen Transporte von und nach Frankreich zu nutzen. Der erste Anlauf scheiterte noch an technischen Defekten am Anhänger, mittlerweile aber ist der erste MTW bereits in Sipoteni, der zweite wurde am vergangenen Sonntag huckepack genommen und wird an diesem Mittwoch im Rayon Straseni erwartet.

Anfragen kommen aus ganz Moldawien

In Sipoteni gibt es „im Prinzip“ ein Gerätehaus, berichtet Dußmann, „das ist ein umgebauter Anbau am Rathaus, der wohl als Garage diente“. Weitestgehend sei das Gerätehaus in Eigenleistung entstanden. Sipoteni ist gewissermaßen die Zentrale für die Bühler Hilfe. Dort ist Dußmanns erster Ansprechpartner zu Hause, der zudem beruflich für das Feuerwehrwesen in Moldawien zuständig ist: „Wir besorgen das Material“, sagt Dußmann, „er steuert die Verteilung.“

Der Rayon Kalarasch sei mittlerweile in den Kommunen von einer Größe, in der eine Feuerwehr möglich sei, gut ausgerüstet, auch dank ähnlicher Hilfe aus Österreich.

Anfragen kämen indes aus ganz Moldawien. „Wir wollen die bisher von uns ausgerüsteten Feuerwehren nicht aus den Augen verlieren, aber wenn die Ressourcen da sind, helfen wir gerne.“ Dabei macht Dußmann deutlich, dass alles, was von Bühl nach Moldawien gebracht werde, vorher auf Herz und Nieren geprüft worden sei: „Wir liefern nichts, was nicht funktioniert oder dort nicht gebraucht wird.“ Und es sei zuletzt auch zuerst im Ahrtal angefragt worden, ob im Flutgebiet etwas benötigt werde, „aber das Land hatte die mit uns in Kontakt stehende Feuerwehr bereits gut ausgestattet“. Dazu komme: Was nach Moldawien geschickt werde, würde im Ahrtal nicht benötigt.

Die Transporte werden mittlerweile von Feuerwehren aus ganz Mittelbaden bestückt – und darüber hinaus. Über einen früheren Bühler Feuerwehrmann, dessen Familie in Laufenburg ein Bettenfachgeschäft betreibt, können mit dem nächsten Transport zehn nagelneue Matratzen geliefert werden. Keineswegs beschränkt sich die Hilfe der Feuerwehr auf ihr ureigenes Metier: „Wir haben auch Kleidung für Kinder oder Dinge für die Altersheime dabei. Das wollen wir nicht aus dem Auge verlieren“, sagt Dußmann.

Das soll auch so sein, wenn voraussichtlich im Frühjahr der nächste Transport ansteht. Dann hofft der Kommandant, den alten Bühler Rüstwagen nach Moldawien bringen zu können. Das werden die Bühler Feuerwehrleute selbst übernehmen: „Einen Rüstwagen können wir nicht einfach so hinstellen, dazu braucht es gewisse Schulungen.“

Deshalb plant Dußmann eine Fahrt mit etwa sechs Mann, um vor Ort die moldawischen Kollegen einweisen zu können. Und es wäre eine Gelegenheit, Menschen kennenzulernen, die über Facebook mit der Feuerwehr verbunden sind, aber man noch nie persönlich getroffen hat. Die Internet-Plattform gibt Dußmann aber auch Hinweise, wie aktiv die Feuerwehrleute in Kalarasch sind und dass die Bühler Hilfe genutzt wird: Auf einem Bild von einem Einsatz bei einem Flächenbrand entdeckte Dußmann das frühere Balzhofener Feuerwehrauto.

nach oben Zurück zum Seitenanfang