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Stadt stellt neues Konzept vor

Kloster Neusatzeck in Bühl: Im Mutterhaus ziehen erneut Flüchtlinge ein

Im Mutterhaus Neusatzeck ziehen erneut Flüchtlinge ein. Die Stadt Bühl ist eigentlich gegen Massenunterkünfte. Für das Kloster hat die Kommune ein neues Konzept erarbeitet.

Mutterhaus Neusatzeck
Stadt und Landkreis Rastatt wollen das Mutterhaus Neusatzeck für die Unterbringung von Flüchtlingen nutzen. Foto: Ulrich Coenen

Das Mutterhaus des Klosters Neusatzeck wird seit der Flüchtlingskrise 2015 zum zweiten Mal für die Unterbringung von Asylbewerbern genutzt.

Wie bereits berichtet, mietet der Landkreis Rastatt das Gebäude von den neuen Eigentümern an. Die Stadt Bühl tritt als Untermieterin in diesen Vertrag ein. Kommunalverband und Kommune teilen sich das große Gebäude, in dem rund 200 Flüchtlinge wohnen sollen.

Martin Bürkle, Leiter des Fachbereichs Bürgerservice – Sicherheit – Recht im Rathaus, stellte das Konzept der Stadt in der Ortschaftsratssitzung in Neusatz vor. Er rechnet, unabhängig von den aktuellen Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine, vor allem im nächsten Jahr mit vielen weiteren Menschen aus Afghanistan und Syrien.

Die Leute sollen sich wohlfühlen und integrieren.
Martin Bürkle , Fachbereichsleiter

Um Flüchtlinge unterzubringen, mietet die Stadt seit vielen Jahren Häuser und Wohnungen an. Dabei verfolgt sie laut Bürkle ein ganz bestimmtes Konzept. „Abgesehen von unserem Gebäude in der Erlenstraße bevorzugen wir eine dezentrale Unterbringung“, berichtete der Fachbereichsleiter. „Die Leute sollen sich wohlfühlen und integrieren.“

Das Mutterhaus Neusatzeck, ein riesiges Gebäude am Siedlungsrand, stand deshalb nicht auf der Agenda der Stadt. Erst als der Landkreis sich um das Kloster bemüht hat und sich freie Kapazitäten ergaben, ist die Stadt eingestiegen.

Kapelle soll zum Gemeinschaftsraum werden

„Eigentlich wollen wir keine Massenunterkunft“, konstatiert Bürkle. Für die Zwecke der Stadt müssen deren Etagen deshalb umgebaut werden. „Unser Ziel sind 16 bis 18 Wohngruppen für bis zu 100 Personen“, berichtet der Fachbereichsleiter. „Jede Wohngruppe erhält ihren eigenen Sanitär- und Küchenbereich, weil gerade diese in Massenunterkünften regelmäßig für Streit sorgen.“

Bürkle sprach von hervorragenden Voraussetzungen im Mutterhaus. Die bisherige Kapelle soll zum Gemeinschaftsraum werden. In einer Nische wird eine Toilette installiert. „Wir haben Glück gehabt, dass der Orden das Mutterhaus an seriöse Leute verkauft hat“, urteilt Bürkle. Die Stadt will speziell für diese Aufgabe einen neuen Hausmeister einstellen.

Franz Fallert (FW) sprach von einem „sehr guten Schachzug der Stadt“. Hubert Oberle (CDU) ging davon aus, dass die Flüchtlinge „da oben gut zurechtkommen werden“.

SPD hat Zweifel an dortiger Infrastruktur

Dominik Merz (FW) plagte hingegen eine „gewisses Bauchweh“, ob Neusatzeck nicht doch ein wenig zu sehr abseits liegt. „Je länger ich darüber nachdenke, umso überzeugter bin ich, dass es funktionieren wird“, ergänzte er. Gleichzeitig lobte er den Erhalt des Mutterhauses. Dadurch würden Ressourcen geschont.

Helmut Krampfert (SPD) konstatierte: „Wir sind im Zugzwang. Die Lösung in Neusatzeck passt.“ Zweifel hatte er aber im Hinblick auf die dortige Infrastruktur. Am Ende konnte sich Dominik Merz eine Spitze in Richtung Bühler Rathaus nicht verkneifen.

Oberbürgermeister Hubert Schnurr (FW) und eine knappe Gemeinderatsmehrheit hatten sich für den Neubau des Seniorenzentrums entschieden, gegen den ausdrücklichen Wunsch des Neusatzer Gemeinderates. Wegen fehlender Finanzmittel gilt das Vorhaben eines Baden-Badener Projektentwicklers inzwischen als gescheitert.

Schnurr hatte das Seniorenzentrum in der Vergangenheit als alternativlos bezeichnet, um ein zweites Hundseck im Neusatzer Tal zu verhindern. „Im Rathaus ist noch kein weißer Ritter aufgetaucht“, erklärte er im Hinblick auf fehlende andere Interessenten im Februar 2020 gegenüber dieser Zeitung. „Der weiße Ritter, an dem gezweifelt wurde, ist nun doch gekommen“, spottete Merz.

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