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Fast 450.000 Euro

Lichtenau: Land gibt Geld für Fischtreppen-Projekt an der Acher

Lichtenau kann nun ganz beruhigt die Fischtreppe an der Stadtmühle bauen. Es gibt einen Landeszuschuss von fast 450.000 Euro.

Neue Fischtreppe für die Achern in Lichtenau.
Eine neue Fischtreppe will die Stadt Lichtenau an der Acher im Bereich der Stadtmühle bauen. Das Land bezahlt 85 Prozent über einen Zuschuss. Foto: Bernhard Margull

447.100 Euro Zuschuss bekommt die Stadt Lichtenau aus dem Förderprogramm Wasserwirtschaft des Landes Baden-Württemberg. In der Summe sind es 9,5 Millionen Euro, mit denen Projekte mittelbadischer Kommunen in den Sparten Altlastenbereinigung und Wasserbau unterstützt werden. Der Zuschusstopf des Landes beinhaltet 174,4 Millionen Euro. Lichtenau hilft das Geld beim Bau einer Fischtreppe.

Die Hanauerland-Kommune plant und baut diese Aufstiegshilfe an der Stadtmühle. Damit können Fische wie Amphibien an dieser Stelle wieder nahezu barrierefrei in höher gelegene Gewässerabschnitte gelangen, wenn sie zum Beispiel ihre Laichplätze ansteuern. Doch es ist noch mehr, wie Bauamtsleiter Andreas Ludwig auf Anfrage dieser Redaktion verdeutlicht.

Projekt sorgt auch für optische Aufwertung des Stadtbilds

Die Stadt versteht das Projekt auch als optische Aufwertung des Flussabschnitts wie der umgestalteten Mühlstraße mit dem historischen Wehr- und Mühlengebäude. „Nach der jetzt erfolgten Zuschussbewilligung kann die Maßnahme in die Umsetzungsphase gehen“, sagt Ludwig. Die Ausschreibung mit den zu leistenden Arbeiten steht. Nun können interessierte Unternehmen ihre Angebote einreichen.

Geplant ist die Vergabe der Baumaßnahme in der Gemeinderatssitzung am 16. Mai 2024. Der Bau der Fischtreppe soll dann über die Sommermonate von Juni bis September erfolgen. Das Thema Durchgängigkeit von Gewässerläufen ist auch in Lichtenau nicht neu. Das hängt mit der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie zusammen. Die trat im Jahr 2000 in Kraft und will innerhalb der Europäischen Union (EU) eine stärkeren und vor allem einheitlichen Schutz des Wassers.

Komplexes Regelwerk zum nachhaltigen Schutz unserer Gewässer

Einbezogen sind die direkt anhängenden Land-Ökosysteme und das Grundwasser. Ein Aspekt der Richtlinie ist die Durchlässigkeit der Gewässerläufe. Wehre oder sonstige baulichen Barrieren stehen dem entgegen. Der Bruch der Wasserlinie der Achern an der Stadtmühle beträgt aktuell 1,20 Meter. Das wurde bereits im Oktober 2023 deutlich, als Patrick Herrmann vom beauftragten Planungsbüro Wald + Corbe die Neugestaltung vorstellte.

Was im Sommer dann entstehen soll, ist ein „riegelartiges Raugerinne“. Auf einer Fluss-Strecke von rund 80 Metern, so der Projekt-Steckbrief der Planer, soll es elf oder zwölf Querriegel geben. Die haben Abstände von gut vier bis knapp sieben Metern und sind zwischen 5,5 und zehn Meter breit. Daraus resultieren Becken, deren Wasserspiegel jeweils um rund zwölf Zentimeter differiert. Die Kosten für den Bau veranschlagt die Stadtverwaltung auf rund 420.000 Euro.

Dazu addiere sich das Geld für die Arbeit der Ingenieure, woraus sich eine Gesamtsumme von etwa 500.000 Euro ergibt. Lichtenaus Bürgermeister Christian Greilach (CDU) hatte in der Ratssitzung im Oktober 2023 berichtet, dass es laut Unterer Wasserbehörde des Landratsamts Rastatt Zuschüsse von rund 85 Prozent Zuschüsse vom Land gebe. Damit verblieben bei der Stadt Lichtenau nur noch 90.000 Euro. Diese Vorhersage hat sich erfüllt.

Richtlinie stammt aus dem Jahr 2000

Die Richtlinie 2000/60/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. Oktober 2000 „zur Schaffung eines Ordnungsrahmens für Maßnahmen der Gemeinschaft im Bereich der Wasserpolitik“, wie im Amtsblatt der EU nachzulesen ist, gleich zu Beginn mit klaren Worten auf. „Wasser ist keine übliche Handelsware, sondern ein ererbtes Gut, das geschützt, verteidigt und entsprechend behandelt werden muss“, heißt es dort.

Die Ziele zum Schutz der „Binnenoberflächengewässer, der Übergangsgewässer, der Küstengewässer und des Grundwassers“ sind unmissverständlich definiert. Es geht um eine „Wassernutzung auf der Grundlage eines langfristigen Schutzes der vorhandenen Ressourcen“ erreichen. Das heißt auch das Vermeiden von Wasserverschmutzungen.

Die Auflage der EU, dass Gewässerläufe für Fische und Co wieder durchgängig sein müssen, rief auch in der Region einiges an Bautätigkeit hervor. Nicht alles goutiert die Bevölkerung. So kritisierten viele Bürger die Pläne für einen Fischpass am Mühlbachwehr in Achern-Oberachern als überflüssig und überdimensioniert.

Nach geänderten Planungen stimmte der Gemeinderat in Achern dem Vorhaben dann trotz vieler Bedenken zu. An der Oos in Baden-Baden soll eine Aufstiegshilfe den Fischen an der sogenannten Oos-Kaskade den Weg in höher gelegene Zonen des Wasserlaufs ermöglichen. Auch dort gab es Diskussionen, derweil sich die Fischtreppe an der Staustufe Freistett/Gambsheim längst zum Publikumsmagneten entwickelt hat.

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