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Bürgermeister Pautler weist Vorwürfe zurück

Bachgrundsee in Rheinmünster: Homosexuelle fühlen sich von Gemeinde diskriminiert

Der Vorwurf lautet Homophobie. Ein Mann hat sich an die Antidiskriminierungsstelle Karlsruhe gewandt und sich über die Gemeinde Rheinmünster beschwert. Er wirft der Kommune vor, den Zugang zum Bachgrundsee für Homosexuelle durch Baggerarbeiten zu versperren. Bürgermeister Helmut Pautler weist dies entschieden zurück.

Treffpunkt für schwule Männer: Die homosexuelle Community hat sich bei der Antidiskriminierungsstelle Karlsruhe wegen der angeblichen Sperrung des Bachgrundsees in Rheinmünster beschwert. Bürgermeister Helmut Pautler weist die Vorwürfe entschieden zurück.
Treffpunkt für schwule Männer: Die homosexuelle Community hat sich bei der Antidiskriminierungsstelle Karlsruhe wegen der angeblichen Sperrung des Bachgrundsees in Rheinmünster beschwert. Bürgermeister Helmut Pautler weist die Vorwürfe entschieden zurück. Foto: Bernhard Margull

Die Antidiskriminierungsstelle bezieht in einem Brief an die Gemeinde, der der Redaktion vorliegt, Stellung. Sie zitiert die Person, die sich ratsuchenden an sie gewandt hat:

„Als ich feststellte, dass der See für Besucher nicht mehr zugänglich war, erkundigte ich mich bei lokalen Politiker*innen. Es entstand der Verdacht, dass der See unzugänglich gemacht wurde, weil homosexuelle Personen sich dort aufhielten. Um mich diesbezüglich zu beschweren, wandte ich mich an die CDU-Kreisvorsitzende. Sie versprach, sich nach den Gründen für die Schließung des Sees zu erkundigen. Kurze Zeit später erhielt ich daher einen Anruf, in dem sie mir mitteilte, dass der See geschlossen werden musste, weil homosexuelle Menschen dort oftmals Sex praktizieren würden. Ich bin selbst homosexuell und fühlte mich durch diese Aussage sehr diskriminiert, denn dies entspricht dem typischen Vorurteil über homosexuelle Menschen.“

Nach Ansicht der Antidiskriminierungsstelle werde durch eine solche Aussage insbesondere ein „gängiges Vorurteil“ gegenüber homosexuellen Männern verbreitet.

Es gab kein Telefongespräch mit Brigitte Schäuble

Die CDU-Kreisvorsitzende Brigitte Schäuble reagierte auf Anfrage dieser Redaktion überrascht. „Ich habe ein diesbezügliches Telefongespräch nie geführt“, sagt sie. „Ich kenne auch den See nicht.“

Riesengroß ist die Verärgerung im Rathaus Rheinmünster. Bürgermeister Helmut Pautler, der sich vor einigen Jahren stark gegen die Neonazi-Szene im Gasthaus „Rössle“ in Söllingen engagiert hat, ist stocksauer über den aktuellen Vorwurf der Homophobie.

Der rund neuneinhalb Hektar große Bachgrundsee liegt unmittelbar östlich der Kreisstraße 3758, die direkt am Rhein entlang führt. Der See wurde vor Jahrzehnten als Kiesentnahmestelle für den Rheinausbau angelegt. Seit mehreren Jahren wird aber dort nicht mehr gebaggert.

„Die Gemeinde Rheinmünster weist die Vorwürfe, dass der Bachgrundsee im Ortsteil Söllingen für Besucher nicht mehr zugänglich wäre, in aller Form zurück“, erklärt Pautler.

Bürgermeister Helmut Pautler spricht von übler Nachrede

„Die von einer namentlich nicht genannten Person gegenüber der Antidiskriminierungsstelle geäußerte Behauptung ist unzutreffend. Hier wird die Gemeindeverwaltung in einer unsäglichen Art und Weise auf das Übelste verleumdet. Deshalb wird ernsthaft erwogen, Strafanzeige wegen übler Nachrede zu erstatten.“

Der Gemeindevollzugsdienst überwacht nach Auskunft des Bürgermeisters allerdings den ruhenden Verkehr entlang der Kreisstraße. Außerhalb der geschlossenen Ortschaft darf nicht geparkt werden, auch nicht von Seebesuchern. Der Bachgrundsee ist im Gegensatz zum nicht weit entfernten Hanfsee übrigens kein offizieller Badesee.

Pautler macht auf eine weitere Besonderheit aufmerksam: „Der See liegt im Rückhaltebereich des Rheinpolders Söllingen/Greffern. Beim Probebetrieb oder bei ökologischen Flutungen sowie im Retentionsfall wird dieser Bereich geflutet. In diesen Fällen muss das gesamte Poldergebiet vollständig geräumt werden.“

Stadtjugendausschuss Karlsruhe ist Träger der Antidiskriminierungsstelle

Träger der Antidiskriminierungsstelle Karlsruhe ist der Stadtjugendausschuss Karlsruhe. „Wir nehmen aber auf die Arbeit der Antidiskriminierungsstelle, die vom Land eingerichtet wurde und finanziert wird, inhaltlich keinen Einfluss“, erklärt der Vorsitzende Daniel Melchien. „Selbstverständlich tritt der Stadtjungendausschuss für eine vielfältige und offene Gesellschaft ein und ist gegen jede Diskriminierung.“

„Ich kenne die Gegebenheiten in Rheinmünster nicht“, berichtet Annette Ganter, Leiterin der der Antidiskriminierungsstelle Karlsruhe, auf Anfrage dieser Redaktion. „Wir nehmen die Beschwerden von Betroffenen grundsätzlich sehr ernst und verfassen dann einen Brief an die entsprechende Stelle mit der Bitte um Stellungnahme. Wir recherchieren die Schilderungen von Betroffenen nicht nach.“ Ganter betont, dass der betroffene Mann sich insbesondere an dem Vorurteil gestört habe, dass sich homosexuelle Männer sich an bestimmten Orten zum Sex verabreden würden.



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