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Viel Lob und ein bisschen Kritik

Erster Tag im neuen Waldseebad Gaggenau lockt viele Besucher an

Tag eins in der Ära des neuen Waldseebads: Am Freitag hat das Gaggenauer Freibad nach sechs Jahren Schließzeit seine Pforten wieder geöffnet – bei freiem Eintritt und bestem Wetter.

neues Waldseebad Gaggenau, Eröffnung 20. Mai 2022
Ab ins kühle Nass: Bei bestem Wetter und dazu noch kostenlos haben am ersten Öffnungstag viele Freibadfans Abkühlung im neuen Waldseebad gesucht. Foto: Swantje Huse

Offene Tür, verschlossenes Kassenhäuschen: Eine Kombination, die bei den ersten Waldseebadbesuchern am Freitag offensichtlich gut ankam. „Die ersten standen schon vor 9 Uhr am Tor und wollten rein“, erzählt einer der Bademeister, der gerade am Natur-Schwimmerbecken Aufsicht führt.

Eine gute halbe Stunde später sind es bereits um die 50 Besucher, die sich auf der weitläufigen Anlage tummeln, gegen Mittag locker das Dreifache.

Einer von ihnen ist Lars Börsting. Anders als viele Gaggenauer, die jahrelang auf die Wiedereröffnung des Freibads warten mussten, hat er das perfekte Timing gehabt: Vor drei Wochen ist er aus Bochum nach Gaggenau gezogen und sich gleich eine Saisonkarte für das Waldseebad gekauft.

Zusammen mit Nachbarin Beatrix Brod ist er am Freitag spontan gekommen, um die neuen Becken auszuprobieren. Sein erstes Fazit: „Im Naturbecken ist es etwas kühler als im Rutschenbecken.“ Er lacht. „Außerdem hat die Rutsche mit meiner Badehose nicht funktioniert. Ich bin hängen geblieben.“

Waldseebad Gaggenau, Wiedereröffnung 20. Mai 2022
Unter den ersten Schwimmern des Tages: Beatrix Brod und Neu-Gaggenauer Lars Börsting testen das Natur-Schwimmbecken. Foto: Swantje Huse

Hängen geblieben, allerdings im übertragenden Sinne, sind auch Roland und Brigitte. Das Rentnerehepaar sitzt auf einer Bank direkt am Eingangshäuschen gemütlich im Schatten und lässt die Blicke schweifen.

Waldseebad prägte Kindheit vieler Gaggenauer

Die beiden sind Waldseebad-Besucher der ersten Tage – sie hat schon als Kind hier schwimmen gelernt, er ist später dazugekommen. „Ich bin hier quasi groß geworden.“ Klar, dass auch der Enkelsohn regelmäßig mit Oma und Opa ins Waldseebad gegangen ist – und jetzt endlich auch wieder kann. „Vor allem die Sprungtürme werden ihn locken“, ist Opa Roland sicher.

Der Sprungturm ist das gefährlichste Teil im Bad.
Markku Witkiewicz, Schwimmmeister

Dort steht gerade Bademeister Markku Witkiewicz und hat die Sprungbretter genau im Blick. „Der Sprungturm ist das gefährlichste Teil im Bad“, sagt er und schaut, ob sich die jungen Männer, die gerade den Fünfer-Turm erklimmen, auch wirklich an die Regeln halten: Nur einzeln aufsteigen und erst springen, wenn das Becken wieder frei ist.

Im Gefahrenspektrum dicht hinter dem Sprungturm ist die große Rutsche, weiß Witkiewicz. „Da wird am meisten Quatsch gemacht und dann tut es auch schnell mal weh.“ Dem Sprungfelsen, den es im „alten“ Waldseebad gegeben hat, trauert er daher kein bisschen nach.

neues Waldseebad Gaggenau, Eröffnung, 20. Mai 2022
Passt auf: Schwimmmeister Markku Witkiewicz hat den Sprungturm immer gut im Blick. Foto: Swantje Huse

Anders als Oli, Luka, Gabriel und Adriano, die den Sprungturm gerade auf Herz und Nieren prüfen. Während sie unerschrocken vom Ein-Meter-Brett und vom Dreier springen, wird ihnen auf dem Fünfer dann doch etwas mulmig: „Wow, das schwankt ganz schön“, ruft Luka seinen Kumpels zu – und springt dann doch beherzt in die Tiefe.

Eher flach aber trotzdem mit ganz viel Spaß geht es am anderen Ende des Bades zu. Hier sind die mit Sonnensegeln beschatteten Kinderbecken, in denen sich schon die ein oder andere kleine Wasserratte tummelt.

Mutter plant, sich eine Jahreskarte zu holen

Stefanie Lössner schaut ihrer kleinen Tochter Sofie zu, wie sie bei den Geysiren im Becken steht – noch ein wenig skeptisch, aber sichtlich fasziniert. „Wenn sie sich noch an das kalte Wasser gewöhnt, werden wir uns wohl auch eine Jahreskarte holen“, sagt Mama Stefanie optimistisch.

Waldseebad Gaggenau, Neu-Eröffnung 20. Mai 2022
Wasserratte: Die zweieinhalbjährige Sofie probiert das Planschbecken im Naturbereich aus. Foto: Swantje Huse

Im Schatten der Sonnenschirme am Kiosk sitzt Karl-Thomas Simon. Während sich mancher Gast bei Wirtin Natascha Sömnez trotz steigender Temperaturen noch einen Kaffee im Porzellanbecher gönnt, hat er sich mit einem Kaltgetränk ausgestattet. Er kennt das Waldseebad noch aus Kindertagen und ist ihm treu geblieben.

Das, was er jetzt vor sich sieht, gefällt ihm. „Das ist wirklich gut gemacht, gut aufgeteilt, für jeden etwas dabei“, sagt Simon. „Aber ein Kombibad hätte ich mir auch gut vorstellen können.“ Auch wenn das natürlich zu Lasten der Wiesenflächen gegangen wäre.

Kritik an zu wenig Wiesenflächen und Parkmöglichkeiten

Von denen es sowieso viel zu wenige gibt. Findet zumindest Britta Leier. „Der Rindenmulch sieht zwar schön aus, ist aber total unnötig.“ Uhren wären auch hilfreich, sagt ein anderer Gast, mehr Parkmöglichkeiten für Fahrräder und Mülleimer im Eingangsbereich. Insgesamt aber fällt das Urteil auch bei den Kritikern gut aus.

Das alte Bad war vielleicht uriger. Aber das Neue ist wirklich schön geworden.
Heinz Kilgus, Waldseebad-Kenner

„Das alte Bad war vielleicht uriger“, sagt Rentner Heinz Kilgus. „Aber das Neue ist wirklich schön geworden.“

Waldseebad Gaggenau, Eröffnung, 20. Mai 2022
Heinz Kilgus gefällt das neue Waldseebad. Das alte Freibad sei allerdings uriger gewesen. Foto: Swantje Huse

Mit Blick auf das angekündigte Unwetter und die Starkregen-gesättigte Geschichte des Waldseebads fügt er grinsend hinzu: „Hoffentlich haben wir nicht gleich wieder eine Überflutung. Aber dann sieht man wenigstens gleich, wie alles funktioniert.“

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