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Zum 80. Geburtstag von Hans-Joachim Lohmann

Hobby-Schafhalter startete auf ehemaligen Erdbeerflächen in Gernsbach-Staufenberg

Der Gernsbacher Schafhalter Hans-Joachim Lohmann feiert am 25. September 80. Geburtstag. Seine Tierhaltung begann er einst mit einem Mutterschaf und einem Lamm, die er auf ehemaligen Erdbeerflächen in Gernsbach-Staufenberg weiden ließ.

Hans-Joachim Lohmann vor einer Schafherde.
Hans-Joachim Lohmann aus Gernsbach kam hobbymäßig zur Schafhalterei. Auch im Alter von nun 80 Jahren ist seine Leidenschaft dafür ungebrochen. Foto: Dagmar Uebel

Der Mann, der innerhalb der von Weidezäunen eingegrenzten Fläche steht, wirkt beruhigend. Sowohl auf etwas ängstliche Begleiter: „Wenn Sie stillstehen, stört das die Tiere nicht“. Als auch auf die etwa 300 Merinoschafe, die zwar nach seinen lauten Lockrufen neugierig ihre Köpfe heben, aber dann doch mucksmäuschenstill und pausenlos Gras zupfend weiterziehen. Als wüssten sie, dass sich Hans-Joachim Lohmann mit Schafen auskennt.

Die Mär vom stresslosen Bewachen bedürfnisarmer Schäfchen

Dabei sind es gar nicht seine Tiere. Die wolligen Vierbeiner, die oberhalb Loffenaus futternd ihren Dienst zur Freihaltung der Wiesen und gegen Verbuschung der Landschaft leisten, gehören dem Bad Rotenfelser Schäfer Thilo Studer. „Diese Zeit ist für mich vorbei“, erklärt Lohmann. Und fast ist ein bisschen Bedauern in seiner Stimme: „Ich war gerne Schafhalter“. Nun wird er am 25. September seinen 80. Geburtstag feiern. Doch nicht wegen seines Alters gab er diese Tätigkeit auf, die so stresslos zu sein scheint, sondern wegen gesundheitlicher Einschränkungen.

Und er berichtigt schnell beim Begriff „Schäfer“ und relativiert bei „stresslos“. „Ich bin Schafhalter. Um mich Schäfer nennen zu können, hätte ich eine richtige Ausbildung machen und entsprechende Prüfungen ablegen müssen“. Da Schafhaltung für Lohmann nur ein Hobby war, „musste ich mir von anderen, erfahreneren Tierhaltern alle Kenntnisse abschauen und erfragen“.

Wunderbare Momente mit „Flaschenkindern“

Und das sind nicht wenige, um die Mär vom stresslosen Bewachen bedürfnisarmer Schäfchen ad absurdum zu führen. Neben dem Aussuchen geeigneter Weideflächen gehören das Scheren, die Hufpflege, die Hilfe beim Lammen, der Schutz und das Beobachten der Tiere auf Auffälligkeiten, das Erkennen eventueller Krankheiten und Parasitenbefall, und auch die Vermarktung schlachtreifer Tiere zu den Aufgaben auch eines Hobby-Schafhalters.

„Und auch nicht immer schön, wenn ich manchen Tieren in bedrohlichen Situationen nicht so helfen konnte, wie ich das wollte.“ Da sei es schon vorgekommen, dass Lämmer nur schwer geboren werden konnten, und auch Schafmütter die Geburt nicht überlebten. Auch an wunderbare Momente erinnert sich Lohmann, wenn er an seine „Flaschenkinder“ denkt. Aber auch an Momente, in denen der Tierhalter fast in Lebensgefahr geriet. Was tun, wenn ein zorniger, ausgewachsener Schafbock mit einem Lebendgewicht von mehr als 100 Kilogramm heranrast?

Vorfahren schon vor 250 Jahren im Murgtal ansässig

„Stehenbleiben, ihm entschlossen entgegenschauen, und im letzten Moment einen großen Schritt zur Seite treten“, erinnert sich „Joachim“, wie er von Freunden genannt wird, an eine Situation. Denn in die Wiege gelegt wurden ihm solche Erkenntnisse nicht. Die Familien seiner Vorfahren seien schon vor 250 Jahren, unter welchen hier verbreiteten Namen auch immer, im Murgtal ansässig gewesen. Sein Großvater, so erzählt Lohmann, habe, nachdem er nicht mehr als Gärtner für die Gernsbacher Schlossherren tätig sein konnte, den Handel mit Staufenberger Erdbeeren auch für sich entdeckt.

Und das so erfolgreich, dass er daraus in der Gernsbacher Von-Drais-Straße ein Lebensmittelgeschäft gründete. Joachims Mutter übernahm es, erweiterte es zusammen mit ihrem Mann um einen baulich expandierenden Kiosk. Da war es für den jungen Hans-Joachim gar keine Frage, da mit einzusteigen. Nach Beendigung seiner Schulzeit schlossen sich der Besuch der Handelsschule und seine Lehre in einem Baden-Badener Lebensmittelgeschäft an.

Bis zu 80 Merino-Fleischschafe gehörten zu Lohmanns Herde

Dann folgten „Lehr- und Wanderjahre“. Diese kamen Lohmann zugute, als er 1974 das Geschäft von seinem Vater übernahm. Als infolge boomender Supermärkte dieser Handel einbrach, war auch für Lohmann die Zeit für einen beruflichen Wechsel gekommen. Bis zu seinem Eintritt ins Rentenalter war er als Außendienstmitarbeiter für eine Versicherungsgesellschaft tätig. Doch schon vorher machte er das, was er in einer Fachzeitschrift entdeckte, zu seinem neuen Hobby.

Als er sich ein Mutterschaf und ein Lamm angeschafft hatte, schloss sich sogar der familiäre Kreis zu seinem längst verstorbenen Großvater. Er nutzte dessen ehemalige Erdbeerflächen in Staufenberg für seine Tiere, die sich auch gut vermehrten. 2012 waren es etwa 80 Merino-Fleischschafe, die Hans-Joachim Lohmann aber aus gesundheitlichen Gründen verkaufte. Später sattelte er noch auf Düngemittel aus Schafswoll-Pellets um.

Am 25. September werden sich Bekannte und Freunde in Lohmanns Haus in der Casimir-Katz-Straße treffen, um ihre Glückwünsche zu überbringen. Und sie werden wohl nicht nur über Schafe reden. Wenn Lohmann dann, Tage später, die Tochter und die vier Söhne, und auch beide Enkel bewirtet, wird er ganz bestimmt auch Merguez anbieten: eine Bratwurst mit einem hohen Anteil aus Lammfleisch.

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