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Infomarkt in der Stadthalle

Windenergie: Laser-Messgerät kommt voraussichtlich im Mai nach Gernsbach

Rund 100 Interessierte folgten der Einladung der Stadt Gernsbach und des Energieunternehmens Vattenfall, um sich über die aktuellen Entwicklungen und Vorhaben im Bereich der Windenergie in Gernsbach zu informieren.

Zwei Männer informieren sich vor einer Infotafel über die potenziellen Windkraftstandorte in Gernsbach.
Über die potenziellen Standorte der Vattenfall-Windräder informieren sich zahlreiche Bürger beim Infomarkt Windenergie in Gernsbach. Foto: Stephan Juch

Die Thementische in der Stadthalle Gernsbach sind dicht umlagert. Sie bieten am Donnerstagabend den rund 100 Bürgern, die gekommen sind, Raum für Diskussionen. Und für Nachfragen rund um das Thema Windkraft. Auch Kritiker sind in der Stadthalle. Sie sagen „Nein“ zur Windkraft.

Insgesamt überwiegen aber klar die Befürworter an diesem Abend. Die Stadtverwaltung Gernsbach und das Energieunternehmen Vattenfall gestalten diese zweite Bürgerinfoveranstaltung in Form eines dialogorientierten Austauschs.

Thementische zur Windkraft dicht umlagert

An Thementischen sprechen die Bürger über Umwelt-, Immissions- und Naturschutz, den weiteren Zeitplan der Projekte sowie Möglichkeiten zur Bürgerbeteiligung. Auch der Beitrag zur Energiewende, den Gernsbach mit dem Partner Vattenfall leistet, ist Gegenstand der Diskussion.

„Windenergie bietet für uns eine Chance“, betont Bürgermeister Julian Christ (SPD) bei seiner kurzen Begrüßung. Er verweist auf die Chance, lokal günstigen Strom zu produzieren und zu beziehen, Pachteinnahmen zu generieren und die Ökobilanz der Stadt aufzupolieren.

Gerade für eine hoch verschuldete Stadt wie Gernsbach sei das eine Win-win-Situation, findet Christ. „Es ist schon sinnvoll, die Einnahmequellen, die es gibt, auch zu nutzen.“ Vor allem mit Blick auf die vielen Pflichtaufgaben, die eine Stadt zu erfüllen hat. Und die Gernsbach zusehends in die Verschuldung treiben.

Wie viel Pacht letztlich genau pro Windrad in Gernsbach fließen wird, darüber schweigen sich sowohl Vattenfall als auch die Stadt bisher aus. Die Grünen haben im Gemeinderat im Februar 2023 die Summe von 250.000 Euro pro Jahr und Anlage genannt. Fraktionssprecher Stefan Krieg bestätigt auf Anfrage dieser Redaktion am Rande des Infomarkts, dass die Summe realistisch sei.

Windrad: 250.000 Euro pro Anlage und Jahr realistisch

Er sitzt für die Grünen im Regionalverband Mittlerer Oberrhein und hat es quasi aus erster Quelle, dass sich die Pachteinnahmen zwischen 200.000 und 400.000 Euro pro Jahr und Anlage bewegen. Mit der Realisierung der Windkraft in Gernsbach würde für die Grünen ein Herzenswunsch in Erfüllung gehen, betont Krieg – natürlich nicht in erster Linie im Hinblick auf die Einnahmen, aber auch.

In Gernsbach gibt es drei potenzielle Anlagenstandorte: An der Roten Lache (Gemarkung Obertsrot) könnten bis zu vier Windräder entstehen, an zwei Standorten auf Gemarkung Reichental weitere neun (Höchstfall). Frühestens 2029 oder 2030 werde sich die erste Anlage drehen.

Ein Atomkraftwerk finde ich hässlicher.
Antje Reinwald
Bürgerin aus Hilpertsau

Diesen Zeitplan nennt Oliver Biber von der Vattenfall Europe Windkraft GmbH. Die meiste Zeit nimmt das aufwendige Planungsverfahren in Anspruch, erklärt der Experte. Es sei aktuell nicht mal sicher, ob sich überhaupt Anlagen in den Vorranggebieten von Gernsbach realisieren lassen, so Biber.

Bei Vattenfall sei man aber zuversichtlich. Der Bau der Anlagen selbst werde zwölf bis 24 Monate dauern. Auch, weil man im Wald nicht durchgehend arbeiten darf. Die vertraglich zugesagte Betriebslaufzeit der Windräder beträgt 30 Jahre. Gernsbach hätte also drei Jahrzehnte lang eine sichere Einnahmequelle.

Windkraft: Vattenfall ermöglicht auch Bürgerbeteiligung

Auch Bürgerbeteiligungsmodelle können über Vattenfall zustande kommen. „Wir übernehmen Planung und Bau der Anlagen inklusive der Risiken. Eine Beteiligung ist ab Inbetriebnahme möglich“, erklärt der Energiekonzern.

Erstes sichtbares Zeichen des Projekts werde ein Wagen sein, der mit einem Laser-Messgerät ausgestattet ist. Voraussichtlich ab Mai 2024 werde damit die Windhöffigkeit am Standort Rote Lache über ein Jahr lang genau analysiert. Vattenfall wird in Kürze auch eine eigene Internetseite freischalten, auf der über das Projekt in Gernsbach ausführlich informiert werde.

Dass die Gernsbacher Interesse an der Windkraft haben, zeigt die überwiegend positive Grundeinstellung, die in der Stadthalle sichtbar wird. „Es ist vielleicht nicht schön, wenn einiges an Natur und Wald kaputtgeht“, findet etwa Antje Reinwald aus Hilpertsau. „Aber wegen des Klimawandels ist es erforderlich.“

Mit der Windkraft auf dem Trip zur Energiewende

Sie sei pro Windkraft eingestellt, auch wenn sie aus ästhetischen Gründen den Wald lieber so behalten würde, wie er ist. „Ein Atomkraftwerk finde ich aber hässlicher“, unterstreicht Reinwald. Zumal sie sich nicht vorstellen könne, dass alle 13 Anlagen in Gernsbach realisiert werden.

Werner Pfeiffer fände das gut. „Ich glaube, dass die Klimaveränderung menschengemacht ist – und deshalb müssen wir etwas tun“, erklärt der Staufenberger. Er habe sich zuletzt ein E-Auto zugelegt und sei jetzt „voll auf dem Trip“ zur Energiewende.

Besucherreihen in der Stadthalle Gernsbach.
Rund 100 Bürger nehmen die Einladung der Stadt und des Energiekonzerns Vattenfall zum Infomarkt Windenergie an und kommen in die Stadthalle. Foto: Stephan Juch

Auf einem ganz anderen Trip sind ein paar Windkraftgegner, die am Donnerstag in der Stadthalle sind. Sie hätten sich gewünscht, beim Infomarkt öffentlich zu dem Thema Stellung beziehen zu können. Roland Cap aus Scheuern beklagt daher, die Veranstaltung sei „einseitig“ gewesen: „So was geht gar nicht.“

Cap kündigt gegenüber dieser Redaktion an, mit Gleichgesinnten ein Bürgerbegehren gegen die Windkraftpläne auf Gernsbacher Gemarkung anzustreben. Jüngst war ein solches in der Gemeinde Lauf erfolgreich.

Windkraft: Gernsbacher kündigt Bürgerbegehren an

Eine differenzierte Meinung zum Thema Windkraft hat Thomas Fischer. Er ist aus Loffenau in die Stadthalle nach Gernsbach gekommen, weil er die Beteiligungsmöglichkeit gut findet. „Das erweitert den Horizont und man kann mitreden“, lobt er das Format. Es bietet den Gästen am Donnerstag die Gelegenheit, sich direkt mit Vertretern der Stadtverwaltung und des Gemeinderats, des Landratsamts, des Regionalverbands Mittlerer Oberrhein und Vattenfall auszutauschen.

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