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Trendkonzept

Gernsbacherin erkundet als Granny-Au-Pair die Welt

Wer Lust auf einen Au-pair-Aufenthalt hat, muss nicht frisch der Schule entsprungen sein. Manchmal ist es gerade die Lebenserfahrung, die gefragt ist. Eine 76-jährige Gernsbacherin hat 2018 und 2019 Familien in den Niederlanden und Italien unterstützt.

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Als „Granny Au-pair“ hat Ingrid Thul Familien in den Niederlanden und Italien unterstützt. Besonders ihre italienischen Gastgeber sind ihr ans Herz gewachsen. Foto: Ingrid Thul

Wer Lust auf einen Au-pair-Aufenthalt hat, muss nicht frisch der Schule entsprungen sein. Manchmal ist es gerade die Lebenserfahrung, die gefragt ist. Ingrid Thul zum Beispiel ist mittlerweile fünffache Leih-Oma. Als „Granny Au-pair“ hat die Gernsbacherin 2018 und 2019 Familien in den Niederlanden und Italien unterstützt.

Erst war sie über den August hinweg bei einer Mutter mit zwei Kindern in Heemstede, dann von Mai bis September bei einer fünfköpfigen Familie in Belluno (Venetien).

Während ihrer Aufenthalte hat sie sich vor allem um die jüngsten Kinder gekümmert. Sie hat mit ihnen gesungen, sie im Kinderwagen durch die Gassen geschoben und mit ihnen gespielt. Und ganz nebenbei zwei neue Winkel der Welt erkundet.

In die Familie aufgenommen

Die 76-Jährige strahlt, wenn sie von ihrer Zeit im Ausland berichtet. Im Vergleich zu klassischen Reisen könne sie als Au-pair etwas von ihrer Erfahrung weitergeben. Und von den Eltern und Kindern komme so viel zurück. Innerhalb kürzester Zeit habe sie sich gefühlt, als sei sie ein Teil der Familien.

Sie sei während ihrer „Enkel-Einsätze“ mit ihren Gastgebern in Urlaub gefahren, habe mit ihnen Ausflüge unternommen und ab und zu für sie gekocht. Nur abends, wenn sich Eltern und Kindern zurückgezogen hatten, sei es für sie bisweilen einsam geworden.

Kontakt zur Gast-Familie hält

Nach ihren Schilderungen zu urteilen, muss ihr vor allem bei ihrem Abschied aus Italien das Herz geblutet haben. Sie verstand sich so gut mit ihrer Gast-Familie, dass sie noch immer Kontakt hat. Stolz berichtet sie von dem Abschiedsessen mit regionalen Spezialitäten, das Verwandte für sie ausgerichtet hatten.

Es ist kein Wunder, dass das Konzept der Leihoma Ingrid Thul angesprochen hat. Sie liebe Kinder und Reisen, sagt sie. Außerdem hat sie ein Talent für Sprachen – nach Englisch und Französisch lernt sie nun auch Italienisch.

Das "Granny Au-pair"-Konzept gibt es erst seit wenigen Jahren

2016 hat sie von dem Au-pair-Angebot erfahren. Kurzentschlossen erstellte sie ein Profil bei der Hamburger Vermittlungsagentur und begann, Gesuche zu durchforsten. Die Agentur ihrer Wahl beansprucht für sich, bei ihrer Gründung anno 2010 weltweit die erste Agentur mit diesem Angebot gewesen zu sein.

Mittlerweile gibt es mehr Anbieter. Gegen Gebühr vermitteln sie Gast-Großmütter, Gesellschafterinnen und Projekthelferinnen. Gast-Großväter hingegen vermitteln sie nicht. Es gebe bislang keine Nachfrage, sagt die Hamburger Inhaberin Michaela Hansen.

Absprachen sind wichtig

Ingrid Thul stieß auf einige interessante Angebote, beispielsweise in Jamaika. Die Profile passten jedoch nicht zusammen. Schließlich lernte sie über die Agentur ihre erste Gastgeberin kennen, klopfte ab, ob die Sympathie stimmt – und sprang schließlich kurzfristig ein. Danach hatte sie Lust auf mehr.

Man kann alles vorbereiten, aber die Chemie nicht.

Wichtig für die gelungenen Aufenthalte waren die Absprachen im Vorfeld, betont Ingrid Thul. Ein Gehalt gibt es nicht, nur Kost und Logis. Doch Gastgeber können beispielsweise einen Teil der Reise- oder Versicherungskosten übernehmen. Auch die Aufgabenbereiche sollten beiden Seiten klar sein.

Daheim gab es ebenfalls einiges zu klären. Zum Beispiel, wer in ihrer Abwesenheit ein Auge auf die Wohnung hat. Als all das festgezurrt war, kam ein Quäntchen Glück dazu: „Man kann alles vorbereiten, aber die Chemie nicht."

Angesprochen auf die Reaktion ihrer Freunde lacht Ingrid Thul auf. Und zitiert: „Du bist doch eine Verrückte!“

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