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Mit dem Pflanzmobil zu den Flutopfern

Acherner Landfrauen bringen Blumen und Geldspenden ins Ahrtal

Weil die Menschen im Ahrtal noch immer mit den Auswirkungen der Flut kämpfen, sind Landfrauen aus Achern am Wochenende vor Ort gewesen, um dort mit Stauden, Blumen, Zimmerpflanzen und vielem mehr auszuhelfen.

Beim Pflanzentag in Insul verteilten die Landfrauen des Bezirks Achern Pflanzen an Flutbetroffene.
Auf dem Weg nach Insul sahen die Frauen viele neue Häuser, aber auch welche, die immer noch nicht bewohnbar sind. Angelika Bruder (rechts) bei der Ausgabe der Pflanzen. Foto: Michaela Bross

Sanft plätschert die Ahr durch ihr Bett, vorbei an zerstörten Gärten, Feldern und Häusern. Dass dieser Fluss im vergangenen Jahr so viel Zerstörung ins Ahrtal gebracht hat, ist kaum zu glauben. Weil die Menschen noch immer mit den Auswirkungen der Flut vom 14. und 15. Juli kämpfen, sind Landfrauen des Bezirks Achern am Wochenende in die Region gefahren, um dort mit Stauden, Blumen, Zimmerpflanzen und vielem mehr auszuhelfen. Großzügige Pflanzenspenden von Renchen bis nach Bühlertal sowie zahlreiche Geldspenden unter anderem vom Weltgebetstag der Frauen aus Ottenhöfen machten dies möglich.

Unter dem Motto „Lust auf Zukunft 4.0. – wir blühen auf“ fuhr das Pflanzmobil am ersten Tag verschiedene Dörfer an. Hier erhielten die Frauen Unterstützung von Doris Schmitten, Gemeinderätin in Insul im Landkreis Ahrweiler. Eine Familie in Bad Neuenahr war jedoch die erste Anlaufstelle. Mit Unterstützung von Freunden und Familienmitgliedern haben sie den Hausanbau wieder neu erstellt.

Geld zum Wiederaufbau hatten sie vom Kreis erhalten, aber auch vom Arbeitgeber. Nicht bei allen ist bisher Geld angekommen. Viele können den 37-seitigen Antrag online nicht ausfüllen. Dokumente sind in der Flut verloren gegangen und auch jetzt fühlen sich Menschen allein gelassen. Zehn Monate nach der Flut ist vielerorts die Zerstörung noch zu sehen.

Die Landfrauen verteilten nicht nur Pflanzen und Geldspenden an die Flutbetroffenen, sondern sprachen auch mit Ihnen. Traumatische Erlebnisse wurden offenbart. Einiges ist schon aufgebaut wie die Jugendherberge in Bad Neuenahr. Innen modern ausgestattet, blüht es in den Außenanlagen und viele neue Plätze und Spielgeräte warten auf die Gäste. Doch gegenüber, am anderen Flussufer hat sich augenscheinlich nichts getan. Auf der anderen Seite steht noch die Don-Bosco-Schule, eine Förderschule. Sie soll abgerissen werden.

Auf dem Weg nach Insul sahen die Frauen viele neue Häuser, aber auch Häuser, die immer noch nicht bewohnbar sind. Mindesten 30 Frauen und Männer sowie Bürgermeister Ewald Neiß warteten in Insul auf das Pflanzmobil. Dort hatte es große Gärten weggeschwemmt. Viele waren bis zur Flut Selbstversorger.

Wiederaufbau im Ahrtal geht nur langsam voran - Pflanzen aus Achern sollen Not lindern

Noch ist der Boden teilweise nicht bereit für Pflanzen. „Es fehlt noch Muttererde“, sagt eine Frau. Aber eine kleine Oase mit Blüh- und Nutzpflanzen in Töpfen oder Hochbeete schaffen, das möchten viele. Es hilft, die Erlebnisse zu verarbeiten und hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken.

Die Gemeinde Schuld war von der Flut schwer getroffen. Bei einer Fahrt durch den Ort waren die Frauen tief betroffen. Häuser, die noch nicht bewohnbar sind, dort sieht man wie hoch die Flut war, Straßen, die nicht mehr da sind und an vielen Stellen tiefe Löcher. Nur noch Teile vom Keller sind zu sehen und Kinder spielen im Schutt und Staub.

An dem Platz, an dem die Frauen die Pflanzen an die vielen Betroffenen verteilten, standen früher Häuser, dort war ein Rastplatz mit Bäumen und ein Tennisplatz. Die Straße lässt sich nur noch erahnen. Der Wiederaufbau dauert. Mit den Pflanzen möchten sich die Menschen dort ihren eigenen kleinen Glücksplatz schaffen. Neben den Erwachsenen verarbeiten ebenso die Kinder damit ihre traumatischen Erlebnisse.

Am zweiten Tag ging es dann zum Pflanzentag nach Insul. Dort wurden die restlichen Pflanzen und Samen verteilt sowie Jugendorganisationen, die Gärten aufbauen, unterstützt. Hilfe erhielten die Frauen aus dem Schwarzwald von Ingrid Strohe, der Vorsitzenden des Landfrauen-Kreisverbandes Ahrweiler.

Gerne wären die Frauen noch in weitere Orte gefahren wie zum Beispiel nach Müsch. Doch die Zeit fehlte. Aber die Menschen dort sind nicht vergessen und die Landfrauen werden versuchen, dass auch dort mit Pflanzen oder Geldunterstützung wieder Gärten blühen.

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