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Kampf ums Forstsiegel

Das Eschensterben im Acherner Stadtwald nimmt kein Ende

Das Eschentriebsterben bleibt Dauerthema im Acherner Stadtwald. Das Forstsiegel, das der Stadt 2020 entzogen worden war, ist in weiter Ferne. Was dagegen getan wird und warum der Forst auch Bürger kritisiert.

Eschentriebsterben
Schätzungsweise 75 Prozent der Eschen sind im Acherner Stadtwald inzwischen dem Treibsterben zum Opfer gefallen. Foto: Anatol Fischer

Das massive Eschentriebsterben macht dem Forst in Achern weiterhin zu schaffen: Rund drei Viertel der Eschen sind inzwischen ausgefallen. Das hat finanzielle Folgen für die Stadt, ebenso wie die Tatsache, dass das Paneuropäische Forstsiegel, das der Stadt 2020 entzogen wurde, weiterhin nicht in Sicht ist.

Das Triebsterben, das durch einen Pilz verursacht wird, bringt die Pläne für den Acherner Stadtwald durcheinander. Das geht aus den Ergebnissen einer Zwischenprüfung durch das Regierungspräsidium Freiburg hervor, die Forstbezirksleiterin Yvonne Bierer dem Gemeinderat am Montag vorstellte. „Das Eschentriebsterben ist weiter ein großes Problem“, so Bierer.

Dadurch hätten mehr Bäume gefällt werden müssen als geplant. „Trauriger Höhepunkt der vergangenen Jahre war 2018, als deshalb 2.800 Festmeter Holz geschlagen werden mussten.“

„Inzwischen sind schätzungsweise 75 Prozent der Eschen ausgefallen und wurden entfernt oder blieben als Totholz im Wald“, heißt es im Bericht. 14.000 Festmeter wurden wegen des Pilzes geschlagen. Weil so viele Eschen der Erkrankung zum Opfer fallen, mussten deutlich mehr zusätzliche Bäume gepflanzt werden.

Ein weiteres Problem: die Naturverjüngung. Junge Bäume, die auf natürlichem Weg unter dem Schirm der Altbäume zu wachsen beginnen, gibt es nur auf etwas weniger als einem Drittel der Waldflächen. Die meisten Sämlinge werden verbissen.

Um etwas Entspannung in die Situation zu bringen, tritt man in den Auewäldern jetzt auf die Bremse und reduziert den Hiebsatz: Ursprünglich waren für den Zeitraum von 2016 bis 2025 insgesamt 52.000 Festmeter Holz geplant gewesen, nun sollen es nur noch 49.500 Festmeter werden. „Wir hoffen, dass so alles etwas besser wird“, sagte Bierer.

Vergleich mit Schiedsrichter und roter Karte

Wegen der großen Verbissschäden war Achern vor zwei Jahren auch das sogenannte PEFC-Zertifikat entzogen worden. Die Stadt wolle es zwar wieder erhalten, die aktuellen Gutachten stellen den Wäldern aber ein gleichbleibend schlechtes Zeugnis aus, so der Bericht weiter. „Wir sollten uns die Bundeswaldprämie nicht noch einmal durch die Lappen gehen lassen“, sagte Yvonne Bierer: An das Forstsiegel sind 75.000 Euro gebunden, die der Stadt durch den Entzug entgingen.

„Wir sind sehr daran interessiert, das Zertifikat mittelfristig wiederzubekommen“, betonte für die CDU-Fraktion Karl Früh, der den Gutachter als „ähnlich sympathisch wie den Schiedsrichter, der einen Spieler des Lieblingsvereins ohne Grund mit der roten Karte vom Platz gestellt hat“, bezeichnete.

Das Zertifikat wird zuweilen wie eine Monstranz durch den Gemeinderat getragen.
Thomas Kohler, Stadtrat Freie Wähler

Es sei gut, sich beim Hiebsatz einzuschränken und den Bäumen damit auch Zeit zu geben, etwas dicker zu werden, sagte Martin Siffling (Grüne), während Alois Berger-Köppel (SPD) für ein Treffen der am Auewald beteiligten Ortsteile samt Bevölkerung vor Ort plädierte.

„Ich glaube nicht“, sagte Thomas Kohler (Freie Wähler), „dass das Zertifikat, das zuweilen wie eine Monstranz durch den Gemeinderat getragen wird, das Maß aller Dinge ist.“ Viel wichtiger sei, dass der Wald gesund sei und den Menschen nütze. Dabei laste auf dem Wald viel Druck, wenn er gleichzeitig Holz liefern, Naherholung dienen und dem Klima guttun solle, sagte Manfred Nock (Acherner Bürger Liste).

So sei zum Beispiel der Oberacherner Wald durch großes Arbeitsgerät und viel Holzeinschlag stark strapaziert worden, so Nock weiter. Es sei unmöglich gewesen, dort gar nichts zu tun, so Bierer, auch, um den Wald verkehrssicher zu halten. „Nicht jeder findet es natürlich gut, wenn Bäume gefällt werden, auch wenn das zur Pflege des Waldes dient“, ergänzte Thomas Westermann, der sich dem Rat als neuer Revierleiter vorstellte: Die Forstwirte müssten sich bei ihrer Arbeit zuweilen von Bürgern beschimpfen lassen, etwa von Spaziergängern und Mountainbikern, die Wegsperrungen missachteten, die wegen Waldarbeiten nötig seien.

Ein Nachspiel haben auch mehrere ABB-Berichte, in denen Leser über die Zustände im Oberacherner Wald geklagt hatten. Es sei, so Yvonne Bierer, unverständlich, dass Bürger sich mit Beschwerden wie diesen direkt an die Redaktion gewandt hätten.

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