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Verschmelzung vollzogen

So will die Caritas mit einem größeren Verband in der Ortenau wirken

Der Caritasverband Vordere Ortenau bekommt in Oberkirch einen zusätzlichen Standort. Er setzt sich zusammen aus Acher-Renchtal und Offenburg-Kehl.

Zwei Männer stehen an einer weißen Tafel.
Robert Sauer (links) und Kai Möschle führen den neuen Caritasverband Vordere Ortenau mit rund 350 Mitarbeitern. Sie haben Büros in Achern und Offenburg. Foto: Michaela Gabriel

Wo ist in der Ortenau vorne? Es muss wohl im Norden sein, denn die hier ansässigen und bisher selbstständigen Caritasverbände Acher-Renchtal und Offenburg-Kehl sind zum „Caritasverband Vordere Ortenau“ verschmolzen.

Diesen Namen zu wählen sei so naheliegend gewesen, weil man aus den Wortanfängen von „vordere Ortenau“ auch „vor Ort“ lesen kann, sagt Vorstand Robert Sauer. Vor Ort zu bleiben, sei wichtigstes Ziel und absolut notwendig.

Das neue Logo mit dem neuen Namen in allen Briefen, Prospekten, im Internet und auf Schildern zu ersetzen, wird dauern, weiß der Verantwortliche, der sich die Verantwortung teilt mit Kai Möschle, der bisher Geschäftsführer des Caritasverbandes Offenburg-Kehl war. Im Juni und Juli stimmten die Mitgliedersammlungen beider Verbände für die Fusion. Am 2. Oktober sei der neue Verein im Vereinsregister Freiburg eingetragen worden. „Damit ist es amtlich“, so Robert Sauer.

Was genau ist da rechtlich geschehen? Der Caritasverband Offenburg-Kehl wurde vom Caritasverband Acher-Renchtal aufgenommen und hat seinen Vereinssitz nach Offenburg verlegt. „Weil Offenburg die zentrale Stadt in der Ortenau ist“, erklärt der Vorstand. Der Verwaltungssitz des neuen Vereins sei aber in Achern in der Illenau. 

Wer und was kommt bei dieser Fusion nun zusammen und was fällt weg? 90 Vollzeitstellen gab es bei der Caritas im Acher- und Renchtal, 75 bei der Caritas Offenburg-Kehl. Insgesamt hat der neue Verband jetzt circa 350 hauptamtliche Mitarbeiter. „Wir haben an vielen Punkten ähnliche Dienste, aber im Verband Offenburg-Kehl hatten wir kein Pflegeheim, keine Tagespflege und keinen Tafelladen in Caritas-Trägerschaft“, erklärt Vorstand Kai Möschle.

Den Mitarbeitern habe man bereits versichert, dass alle Standorte erhalten bleiben. Nun sei klar, dass man sie noch ausbauen könne. „In Oberkirch hatten wir bisher nur eine kleine Außenstelle, die stundenweise besetzt war“, so Robert Sauer.

Künftig werde Oberkirch ein Standort des neuen Caritasverbandes, an dem Sozialarbeiter und Psychologen arbeiten. Die weiteren Standorte bleiben in Achern, Offenburg und Kehl. 

Altenhilfe, Schulkindbetreuung und soziale Dienste seien im neuen Verband ungefähr gleich groß. Ein Bereich könne den anderen ausgleichen, wenn es mal irgendwo nicht so gut laufe, sagen die Verantwortlichen. Als größerer Verband habe man auch mehr Gewicht.

Allein 100 Mitarbeiter hat die Caritas nun an 20 Standorten in der Schulkindbetreuung im Auftrag von Städten und Gemeinden. Sie arbeiten an Schulen in Achern, Oberkirch, Offenburg, Kehl, Willstätt und Schutterwald.

Eine steigende Zahl von Menschen brauchen Unterstützung

Zu den sozialen Diensten des Verbandes gehört der Tafelladen in der Rosenstraße in Achern, der von einer hauptamtlichen Mitarbeiterin und 70 Ehrenamtlichen am Laufen gehalten wird. Die maximale Zahl an Kunden sei mit 880 erreicht, so Robert Sauer: „Noch mehr Menschen können wir nicht versorgen.“ Die Zahl der Menschen mit finanziellen Nöten habe deutlich zugenommen. 

Das sei auch an der starken Auslastung der kostenlosen Schuldnerberatungsstellen des Verbandes für arbeitende Menschen und für Bezieher von Sozialleistungen in Achern und Offenburg zu spüren. „Wir haben derzeit ein halbes Jahr Wartezeit, das ist viel zu lang. Aber wir kommen nicht mehr hinterher“, sagt Robert Sauer. Gar nicht selten kämen auch Menschen, die sagen, sie hätten nichts zu essen. Dann helfe man kurzfristig mit Einkaufsgutscheinen.

Wir können weiterhin für Menschen in Not da sein.
Kai Möschle
Vorstand

Auch die Zahl der Personen mit psychischen Erkrankungen steige: „Wir machen die Erfahrung, dass zunehmend Menschen den Halt in ihrem Leben verlieren.“ Dafür habe der Verband einen sozialpsychiatrischen Dienst.

Manche Menschen werden alle sechs bis acht Wochen zu Hause besucht, andere bis zu fünfmal pro Woche. Ihnen versuche man zu helfen, wieder am Leben teilzunehmen, doch mitunter erlebe man trotzdem Suizide, weil die Betroffenen am Leben verzweifeln.

Wenn es immer mehr Nöte gibt, braucht es da nicht auch mehr Mitarbeiter im neuen Caritasverband Vordere Ortenau? „Wir können weiterhin für Menschen in Not da sein, sie beraten, begleiten und unterstützen. Und wir hoffen, dass wir das künftig noch effizienter tun können“, sagt Möschle dazu.

Doch vieles könne der Verband nur dank der Kirchensteuer leisten. Sieben Prozent davon fließen den Caritasverbänden zu. Dass es mehr werden, sei angesichts der vielen Kirchenaustritte nicht zu erwarten.

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