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Festakt in Schlossfeldhalle

Rare Ehrung für scheidenden Verwaltungschef: Klaus Muttach ist seit Freitag Acherner Ehrenbürger

Klaus Muttach wurde für seine Arbeit schon ausführlich gelobt. Jetzt erhielt er für das, was er in 16 Jahren als Verwaltungschef geleistet hat, eine Auszeichnung, mit der man in Achern eher knickrig ist. Es gab sie erst zehnmal in 928 Jahren.

Mit der Ehrenbürgerwürde, der ersten seit den 70er-Jahren, hat der Gemeinderat den scheidenden OB Klaus Muttach ausgezeichnet. Hier Muttach mit den Vertretern der Fraktionen (von rechts Karl Früh (CDU), Thomas Kohler (FW), Manfred Nock (ABL) sowie von links Markus Singrün (SPD) und Martin Siffling (Grüne) bei der Feier am Freitagabend.
Mit der Ehrenbürgerwürde, der ersten seit den 70er-Jahren, hat der Gemeinderat den scheidenden OB Klaus Muttach ausgezeichnet. Foto: Roland Spether

Das war ein Abschied nach Maß. Der scheidende Acherner Oberbürgermeister Klaus Muttach ist seit Freitag Ehrenbürger der Großen Kreisstadt. Damit verlieht ihm der Gemeinderat eine Ehrung, die es seit den 70er-Jahren nicht mehr gegeben hat, wie CDU-Fraktionschef Karl Früh in seiner Laudatio hervorhob.

Auch sonst gab es in einer teils heiteren, teils melancholischen Feierstunde für geladene Gäste viel Lob aus berufenem Munde an der Stelle, an der Muttach im Januar angekündigt hatte, nicht wieder als Oberbürgermeister zu kandidieren: in der Schlossfeldhalle in Großweier.

Die „gute Stube“ Acherns war voll, als sich Achern von seinem Oberbürgermeister verabschiedete. Lobende Worte fanden neben Früh auch Baubürgermeister Dietmar Stiefel, der den Ruhestand auch schon fest im Blick hat, sowie Landrat Frank Scherer in einer Veranstaltung, in der die Rednerliste bewusst kurz gehalten worden war.

Schlüsselübergabe und eine dicke Umarmung: Acherns alter und neuer Oberbürgermeister, Klaus Muttach und Manuel Tabor.
Schlüsselübergabe und eine dicke Umarmung: Acherns alter und neuer Oberbürgermeister, Klaus Muttach und Manuel Tabor. Foto: Roland Spether

Wobei es von Scherer nicht nur warme Worte gab. Ein guter Sportler stehe nach einem Foul wieder auf, sagte Scherer, erkennbar im Blick auf die harte Auseinandersetzung zwischen Muttach und der Kreisverwaltung um die Finanzierung der Nordtangente über ein offenkundig nicht spannungsfreies Verhältnis, das gleichwohl zu guten Ergebnissen geführt habe.

Worte an einen Mann, der in der nicht nur in der Acherner Kommunalpolitik eine zentrale Rolle gespielt hat. Muttach war als Chef der CDU-Kreistagsfraktion eineinhalb Jahrzehnte an vielen richtungweisenden Entscheidungen beteiligt.

Vor der asketischen Kulisse von immer gleichem sauren Sprudel.
Karl Früh
CDU-Fraktionschef

„Vom ersten Tag Ihrer Amtszeit an nahmen Sie das Heft in die Hand“, so der Stadtrat Karl Früh in seiner humorigen Laudatio, der sich einen Seitenhieb auf die Zeit vor Muttach dabei nicht verkneifen konnte: „Manch ein Gemeinderat reibt sich verwundert die Augen, aus welchen Richtungen auf einmal Zuwendungen und Zuschüsse kommen.“ Muttach sei es hervorragend gelungen, das Vertrauen der Gemeinderäte zu erarbeiten und zu festigen.

Die vergangenen 16 Jahre im Gemeinderat seien erfolgreich und erlebnisreich gewesen, die Sitzungen „vor der asketischen Kulisse von immer gleichem sauren Sprudel“ geprägt von Transparenz, einer zielführenden Sitzungsleitung und einer angenehmen Atmosphäre. Man sei 16 Jahre lang ein erfolgreiches Team gewesen.

Erster Ehrenbürger seit Jahrzehnten

Muttach habe die Stadt in so vielen Bereichen zum Positiven verändert, „wie wir dies zu Anfang ihrer ersten Amtszeit in unseren kühnsten Träumen nicht erwartet hatten“. Voller Dankbarkeit habe der Gemeinderat im Juli beschlossen, Klaus Muttach zum Ehrenbürger zu ernennen.

Eine Würdigung, die erst zehnmal in der 928 Jahre alten Geschichte der Stadt Achern verliehen worden sei und die nun zum ersten Mal vergeben werde, seit Achern 1974 Große Kreisstadt wurde. Früh überreichte die Auszeichnung gemeinsam mit den Stadtratskollegen Thomas Kohler, Manfred Nock, Martin Siffling und Markus Singrün.

Baubürgermeister Dietmar Stiefel hatte Muttach zuvor verabschiedet und darauf verwiesen, dass dieser dem Slogan „Gemeinsam voran“ aus seinem Wahlkampf vor 16 Jahren vollends gerecht geworden sei. „Es war damals sicher vielen Bürgern nicht bewusst, wie sehr dieser Slogan die Entwicklung unserer Stadt prägen wird.“

Auch in Zeiten der großen Finanz- und Wirtschaftskrise der Jahre 2008 und 2009 sei es gelungen, die Stadt durch große Bauprojekte zu führen.

Das marode Freibad als die älteste Altlast

Stiefel hob besonders die Sanierung des Freibads hervor, die bereits bei seinem eigenen Amtsantritt vor 32 Jahren im Acherner Rathaus in gewisser Weise eine Altlast gewesen war. Denn seinerzeit habe man ihm von einem geplanten, aber abgesagten Spatenstich für dieses Vorhaben berichtet, was eine jahrelange vorhergehende Planung bedinge.

Das neue Acherner Freibad sollte pikanterweise an jeder Stelle entstehen, an der der Kreis jetzt gerade des neue Acherner Klinikum baut. Stiefel verwies auch auf weitere Vorhaben, die schon eine geraume Zeit auf der To-do-Liste der Stadt standen und die unter OB Muttach endlich umgesetzt worden seien. Als Beispiel nannte er das Feuerwehrhaus am Bahnhof in Verbindung mit einer organisatorischen und strukturellen Stärkung der Feuerwehr auch in den Stadtteilen.

In den Mittelpunkt rückte Stiefel die Aktivierung und Renovierung der vom Verfall bedrohten Illenau. Schon kurz nach seinem Amtsantritt habe sich Muttach über das Projekt informieren lassen, „wobei das Gros der damaligen Darstellungen in der Erläuterung von zahlreichen und vielschichtigen Problemen bestand“.

Letztlich habe durch die geschickte Verzahnung verschiedener Maßnahmen ein öffentliches und privates Investitionsvolumen von 200 Millionen Euro für die Illenau und die angrenzenden Illenauwiesen mobilisiert werden können.

Stiefel ging auch auf die Corona-Pandemie ein, in der Muttach es verstanden habe, „sowohl verwaltungsintern wie auch nach außen“ Sicherheit auszustrahlen und auch unangenehme und zum Teil sehr kurzfristige Entscheidungen auf Bundes- und Landesebene den Menschen vor Ort zu vermitteln. „Sie haben“, so der Baubürgermeister, „dieser Stadt und ihren Menschen außerordentlich gutgetan“.

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