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Wald wird nicht verkauft

Rathauschefs in Mittelbaden stellen Bedingungen für Beteiligung an Nationalpark-Erweiterung

Die Landesregierung möchte den Nationalpark Schwarzwald erweitern. Ob sie dabei auf die betroffenen mittelbadischen Kommunen zählen können, ist fraglich. Ohne Zugeständnisse wird es nicht gehen.

Neue Statistik: Den Nationalpark schon einmal besucht haben 31 Prozent der befragten Baden-Württemberger und 77 Prozent der Menschen aus der Region.
Neue Statistik: Den Nationalpark schon einmal besucht haben 31 Prozent der befragten Baden-Württemberger und 77 Prozent der Menschen aus der Region. Foto: Uli Deck/dpa

Der Erweiterung des Nationalparks Schwarzwald stehen die mittelbadischen Kommunen eher distanziert gegenüber. Zumindest wollen sie dafür keinen eigenen Wald opfern.

Möglich sei allenfalls ein Flächentausch – unter bestimmten Voraussetzungen. Das ist das Ergebnis eines interkommunalen Gedankenaustauschs mit dem baden-württembergischen Forstminister Peter Hauk sowie Max Reger, Vorstandsvorsitzender von ForstBW, in Mösbach.

Acht Jahre nach der Gründung strebt die Landesregierung in Stuttgart eine Erweiterung des mit rund 10.000 Hektar vergleichsweise kleinen Nationalparks an. Es geht bekanntlich darum, die beiden Teilgebiete rund um den Ruhestein und den Hohen Ochsenkopf zusammenzuführen.

Nationalpark Schwarzwald: „Große Lösung“ oder „Badischer Bogen“

Zwei Varianten stehen im Raum: Die „große Lösung“ unter Einbeziehung der Flächen zwischen der Schwarzwaldhochstraße (Bundesstraße 500) und der Bundesstraße 462 im Murgtal – oder die unter der Bezeichnung „badischer Bogen“ diskutierte schmalere Verbindung entlang der Bundesstraße 500. Davon betroffen wären neben Bühl und Achern auch die Gemeinden Bühlertal, Ottersweier, Sasbach und Sasbachwalden.

Über die Ergebnisse des Gesprächs informierte Acherns Oberbürgermeister Klaus Muttach (CDU) am Montagabend die Mitglieder des Bau- und Umweltausschusses. Man sei sich in den Rathäusern einig, so Muttach, dass eine Erweiterung des Nationalparks vom Ergebnis eine Bewertung der Vor- und Nachteile abhänge.

Touristische und naturschutzfachliche Bewertungen seien dabei mit der Tatsache abzuwägen, dass aktuell jährlich 50.000 Festmeter brauchbares Holz der Verwertung entzogen werde. In diesem Sinne wolle man der Forstwirtschaft den Rücken stärken, die „einen wichtigen Beitrag“ bei der Pflege des Kulturguts Wald leiste.

Vor dem Hintergrund der zunehmend dramatischen Lage auf dem Energiesektor müsse dem Ausbau regenerativer Energien mit „weniger Hürden“ und „mehr Geschwindigkeit“ Vorrang eingeräumt werden: Der Rohstoff Holz sei nachwachsend, regional und müsse als gute Alternative genutzt werden. Gleichzeitig waren sich die Rathauschefs darin einig, dass ohne Windkraft die Ziele einer Energiewende nicht erreicht werden könnten.

Kommunen wollen eigenen Wald nicht verkaufen

Trotz ihrer Bedenken signalisierten die kommunalen Vertreter Gesprächsbereitschaft. Keinesfalls jedoch wolle man dem Land eigene Waldflächen für die Erweiterung des Nationalparks verkaufen – denkbar sei allenfalls ein Tausch.

Als weitere Voraussetzung nannte Muttach die Erhaltung bisheriger Nutzungen: Dabei hat er insbesondere den zum Stadtteil Sasbachried gehörenden Windeckwald mit der „Rieder Hütte“ im Blick. Zu der einst als Unterkunft für Waldarbeiter erbauten Hütte haben viele Menschen in Sasbachried eine emotionale Beziehung: Hier feierten die Vereine Feste in rustikaler Atmosphäre, und nicht weit entfernt von der Hütte starb am 3. Oktober 2008 der ehemalige Ortsvorsteher Josef Köninger bei einem tragischen Unfall.

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