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Investitionen auch in E-Mobilität

Treibhausgase bis 2040 auf Null: Klimaschutz kostet Achern viele Millionen Euro

Die Acherner Stadtverwaltung will spätestens 2035 klimaneutral arbeiten. Wie das gehen soll, steht in ihrem energiepolitischen Arbeitsprogramm.

Wasserwerk Rotherst in Achern - Fautenbach
Auch der Stromverbrauch im Wasserwerk „Rotherst“ soll heruntergefahren werden. Foto: Michael Moos

Viel Zeit bleibt nicht: Bis 2035 will die Stadtverwaltung Achern in allen Bereichen klimaneutral arbeiten, fünf Jahre später soll die Gesamtstadt den Ausstoß an Treibhausgasen auf Null gebracht haben. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen im kommunalen Haushalt zweistellige Millionenbeträge bereitgestellt werden – pro Jahr.

25 Maßnahmen umfasst das jetzt von Oberbürgermeister Klaus Muttach (CDU) und dem Klimaschutzmanager Tobias Braun vorgestellte energiepolitische Arbeitsprogramm. Ziel ist der Verzicht auf fossile Energieträger, die Senkung des Energieverbrauchs und der Ausbau der erneuerbaren Energieträger.

Dieser „Fahrplan“ für den städtischen Beitrag zur Abmilderung der Erderwärmung wurde vom „Energieteam“ der Stadtverwaltung in Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat entwickelt, der dafür zwei Tage lang in Klausur ging. Die Verabschiedung des Papiers stand am Montagabend auf der Tagesordnung des Gemeinderats, ebenso der Beitritt zum Klimaschutzpakt Baden-Württemberg.

Energetische Sanierung wird in Achern richtig teuer

Richtig teuer wird die energetische Sanierung der Gebäude im Besitz der Stadt. Priorität genießen Schulen, Kindertagesstätten und Hallen in Abhängigkeit vom gegenwärtigen Ausstoß an Kohlendioxid. Carmen Weber rechnet als Leiterin der Fachgruppe Hochbau mit Kosten von 13 Millionen Euro pro Jahr. „Klimaneutralität“, sagt sie, „ist bis 2035 nur durch Komplettsanierungen zu erzielen.“

Immerhin kann die Stadt nach den Worten von Carmen Weber mit Einsparungen von 500.000 Euro pro Jahr rechnen. Jährlich eine Million Euro könne die Stadt sparen, wenn sämtliche dafür geeignete Dachflächen mit Fotovoltaikanlagen ausgestattet werden. Dafür sollen in den nächsten 13 Jahren 14 Millionen Euro ausgegeben werden. Mit 1,2 Millionen Euro vergleichsweise „günstig“ ist die komplette Umstellung der Straßenbeleuchtung auf stromsparende LED-Technik.

Stromverbrauch im Wasserwerk „Rotherst“ soll heruntergefahren werden

Auch der Stromverbrauch im Wasserwerk „Rotherst“ und in der Kläranlage soll heruntergefahren werden. Stadtwerke-Chef Ralf Volz hält bei den rund um die Uhr laufenden Pumpen im Wasserwerk eine Reduzierung des jetzigen Energieverbrauchs von 400.000 Kilowattstunden pro Jahr um bis zu fünf Prozent für möglich. Volz will sie bereits im kommenden Jahr durch neue Motoren ersetzen.

Den Einbau einer neuen Generation technischer Gerätschaften plant er auch im Klärwerk: Allein das Belebungsbecken „frisst“ 380.000 Kilowatt Strom pro Jahr. Gleichzeitig peilt Volz eine Erhöhung des Eigenstromanteils für Wasserwerk und Kläranlage durch den Bau zusätzlicher Fotovoltaikanlagen an.

Prüfen lassen will er des weiteren die städtische Beteiligung an einer schwimmenden Fotovoltaikanlage auf dem Huber-Baggersee in Gamshurst und die Erzeugung von Solarstrom entlang der Autobahn. Hierfür müssten allerdings die gesetzlichen Bedingungen für den Bau solcher Anlagen im regionalen Grünzug geändert werden.

Achern will E-Mobilität fördern und Infrastruktur für Radfahrer ausbauen

Eine ganze Reihe „flankierender Maßnahmen“ soll die Bereitschaft der Bürger beim Klimaschutz fördern. Dazu gehören neben einer Verbesserung des Öffentlichen Nahverkehrs und des städtischen Rufauto-Angebots auch der Bau von insgesamt 13 Mobilitätsstationen in Kernstadt und Stadtteilen, aber auch die Förderung der E-Mobilität und der Ausbau der Infrastruktur für Radfahrer.

Als Beispiele dafür nannte der neue Radverkehrsbeauftragte Markus Metz den Ausbau des Radwegenetzes und die Ausweisung von Fahrradstraßen im Stadtgebiet. Neue Radwege soll es zwischen Gamshurst und Großweier ebenso geben wie entlang der Landesstraße 87 im Achertal und an der Landesstraße 87a in Richtung Großweier.

Klimaschutz als Bedingung für Kauf städtischer Baugrundstücke

Dem Klimaschutz dienen sollen des Weiteren Informationskampagnen, aber auch Maßnahmen in den Bereichen Entwicklungsplanung und Raumordnung. Bürgermeister Stiefel nennt dazu unter anderem den Aufbau von Wärmenetzen oder die Zulassung von Windkraftanlagen, aber auch die Änderung der Vergabekriterien beim Verkauf städtischer Baugrundstücke: Die werden beispielsweise ohne eine vertragliche Verpflichtung zum Verzicht auf fossile Brennstoffe künftig nicht mehr zu haben sein.

Die Umsetzung des energiepolitischen Arbeitsprogramms stellt auch die Beschäftigten im Rathaus vor neue Herausforderungen. Oberbürgermeister Klaus Muttach rechnet deshalb mit einer Aufstockung der Belegschaft: „Ohne zusätzliches Personal werden wir die Aufgaben im Klimaschutz nicht stemmen können.“

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