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Gartenpflege in der kalten Jahreszeit

Viele beschneiden im Herbst ihre Pflanzen: Acherner Gartenexpertin rät davon ab

Viele beschneiden im Herbst ihre Pflanzen. Laut Gärtnermeisterin Claudia Heß von der Baumschule Rösch in Achern, ist das oft keine gute Idee. Der Sommer und die Wintermonate seien besser geeignet.

Gärtnermeisterin Claudia Heß
Dicht am Stamm: Gärtnermeisterin Claudia Heß zeigt,wie man einen Baum beschneiden muss, damit sich die Wunde am besten verschließt. Foto: Hauke Heuer

Im Herbst wird beschnitten. So mancher Gartenfreund greift in der kalten Jahreszeit zur Säge oder zur Heckenschere und rückt seinen Bäumen und Hecken zu Leibe. Doch tatsächlich ist das bei vielen Gewächsen gar keine gute Idee.

Gärtnermeisterin Claudia Heß von der Baumschule in Achern rät von der fast schon traditionellen Herangehensweise ab und rät dazu, zwischen den verschiedenen Pflanzen zu differenzieren und nicht in einem Zug den ganzen Garten einen Kopf kürzer zu machen.

Nach Meinung der Acherner Expertin stellen Pflanzen im Herbst ihr Wachstum ein

„Jeder Gärtner hat da natürlich seine eigene Meinung. Aber in dieser Jahreszeit im Schneidwahn durch die Gärten zu gehen, davon halte ich wenig. Die meisten Pflanzen stellen genau dann das Wachstum für ein halbes Jahr ein und vertragen den Beschnitt eher schlechter“, sagt sie.

So sei zum Beispiel davon abzuraten, Magnolien im letzten Quartal des Jahres zu schneiden. „Diese Pflanze blüht im April. Wer im Herbst schneidet, riskiert im Frühjahr deutlich weniger Blüten zu erhalten. Deshalb sollte man erst nach der Blüte zurückschneiden“, erklärt Heß.

Jeder Gärtner hat da natürlich seine eigene Meinung
Claudia Heß, Gärtnermeisterin

Viele andere Gewächse, wie zum Beispiel der Japanische Ahorn oder andere Bäume, würden von einem Rückschnitt im Sommer profitieren. Dann stünden die Pflanzen nicht mehr im vollen Saft, seien aber besser in der Lage, die entstandenen „Wunden“ zu verschließen.

Doch auch hier gebe es keine festen Regeln: „In der Baumschule nutzen wir den Winter. Dann fehlt das Blattwerk und wir können den Baum besser beurteilen. Im Sommer erfolgt der Korrekturschnitt“, berichtet die Gärtnermeisterin.

Bestimmte Pflanzen, wie Nußbäume und Kiwis, sollten in jedem Fall nur in den kalten Wintermonaten beschnitten werden. „Sobald es im Februar etwas wärmer wird, haben diese Pflanzen sehr schnell einen sehr hohen Saftdruck. Man würde sie zu stark stressen“, erklärt Heß.

Nach starkem Beschnitt wachsen die Pflanzen schneller nach

Sie betont, dass es auch darauf ankomme, nicht zu viele Äste zu entfernen. Ansonsten würden die Pflanzen im kommenden Jahr nur um so stärker austreiben und man hätte mit dem Beschnitt nichts erreicht. Vielmehr solle man bewusst Äste so herausschneiden, dass mehr Licht an die inneren Triebe gelange. Auch einjährige Triebe, die wie Stangen nach oben wachsen, könnten entfernt werden.

„Man muss sich immer zuerst die Frage stellen, was man mit dem Beschnitt überhaupt erreichen will. Wenn man eine Pflanze verjüngen muss, kann man natürlich radikal zurückschneiden. Bei einem Erhaltungsschnitt ist das aber nicht der Fall“, sagt die Gärtnerin.

Letztendlich sei es entscheidend, sich schon beim Einpflanzen zu überlegen, wie groß der Baum oder die Hecke einmal werden könnte, und entsprechende Entscheidungen zu treffen, um später nicht zu radikal eingreifen zu müssen. „Eine Trauerweide in den Garten eines Reihenhauses zu pflanzen, ist sicher keine gute Idee“, stellt Heß klar.

Wichtig sind gute Schnitttechnik und scharfes Werkzeug

Wichtig sei auch die richtige Schnitttechnik. Die Äste müssen an der unteren Verzweigung möglichst dicht am Stamm abgeschnitten werden. Dabei sollte eine scharfe Astsäge oder Schere zum Einsatz kommen, um eine möglichst saubere Schnittstelle zu erhalten.

Wichtig sei, dass dabei nicht die sogenannten „Kappenhänger“ entstehen. Übriggebliebene Reste des abgeschnittenen Astes würden am Stamm vertrocknen. So könne der Baum die Wunde nicht optimal verschließen. Ohne „Kappenhänger“ sei die Schnittstelle nach einiger Zeit kaum noch zu erkennen.

Claudia Heß rät außerdem dazu, im Herbst nicht nur die Baumschere in der Gartenlaube zu lassen, sondern auch den Rasenmäher erst im Frühjahr wieder zum Einsatz zu bringen. „Gräser und Stauden sollte man stehen lassen und gegebenenfalls zusammenbinden.

Nur so haben die Insekten, die Pflanzen zur Eiablage nutzen, die Möglichkeit, sich fortzupflanzen“, erklärt sie. Das habe auch den Vorteil, dass es im Winter im Garten noch etwas Grün gebe. Sobald es wieder etwas wärmer werde und die Insekten geschlüpft seien, könne man dem Rasen wieder guten Gewissens mähen.

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