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Messe Offenburg-Ortenau

150-jährige Tradition geht zu Ende: Es wird keine Badische Weinmesse mehr geben

Auch 2022 wird es in der Messe Offenburg-Ortenau keine Badische Weinmesse geben. Aber das ist nur ein Teil der bitteren Wahrheit.

Eine Ausstellerin füllt am Samstag (05.05.2012) auf der Badischen Weinmesse in Offenburg (Ortenaukreis) ein Glas mit Wein. 84 Aussteller aus neun badischen Weinbauregionen präsentieren mehr als 1000 Weine, Sekte und Brände. Foto: Patrick Seeger dpa/lsw  +++(c) dpa - Bildfunk+++
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6.000 Gäste besuchten die Messe 2019: Höhen und Tiefen gaben sich in der Vergangenheit bei der Weinmesse immer mal wieder die Hand. Über Jahre plätscherten die Besucherzahlen so dahin. Direkt vor Corona sahen die Zahlen indes recht gut aus. Foto: Patrick Seeger

Nach 2020 und 2021 wird es auch in diesem Jahr keine Badische Weinmesse geben. Es wird lediglich in die Messe „Bauen, Wohnen, Garten und Genuss“, die Anfang Juli stattfindet, eine Wein-Genussmeile integriert. So teilte es die Messe Offenburg-Ortenau mit.

Doch das ist nur die halbe Wahrheit: Denn jetzt legte die Messe nach und verkündete in dürren Worten, dass die Weinmesse nicht mehr als eigenständige Messe realisiert werde. Eine 150-jährige Tradition geht somit zu Ende.

Höhen und Tiefen gaben sich in der Vergangenheit bei der Weinmesse immer mal wieder die Hand. Über Jahre plätscherten die Besucherzahlen so dahin. Direkt vor Corona sahen die Zahlen indes recht freundlich aus, Tendenz klar steigend.

2018 wurden 5.621 Besucher gezählt, 2019 knapp 6.000. Klar, viele Ansteller, Vertreter der badischen Winzerschaft, schauten trotzdem stets neidvoll nach Straßburg, wo alle Jahre wieder 50.000 Menschen zur Weinmesse strömen, mitunter auf Sackkarren die gekauften Weinkartons gestapelt.

Viele Versuche mit dem Konzept der Badischen Weinmesse bei der Messe Offenburg-Ortenau

Doch derlei, also ein reines Verkaufsevent, hatten die Offenburger Veranstalter nicht mehr im Sinn, die Badische Weinmesse sollte eine Genussmesse sein, mit viel Flair. Sogar Sterneköche wurden verpflichtet, die Weinbaugeschäftsführer Werner Schön und Peter Wohlfarth gaben in Seminaren viel Wissen weiter.

Der Offenburger Weinmarkt, 1872 gegründet, ist die Urform der „Badischen“. In der Neuzeit wurde immer wieder mal am Konzept herumgedoktert. Zurecht, zumal der Weinmarkt eine ziemlich steife Sache war. Hunderte von Flaschen standen da in Reih und Glied.

1993 wurde der Weinmarkt in Badische Weinmesse umgetauft. Ziel war ein breiteres Publikum, nicht nur die Winzer-Klientel. Mit dem Namenswechsel einher ging ein Strukturwechsel: Jetzt waren es Winzer und Kellermeister selbst, die ihre Tropfen erklärten. Messe Offenburg und der Badische Weinbauverband als ideale Partner legten weiter Hand an dem „Schaufenster Badens“ an, wie die offiziellen Redner die Weinmesse priesen.

Auch die Kleinbrenner der Region wurden ins Boot geholt. Dann, 2001, der Montag als zweiter Messetag gestrichen und dafür am Samstagabend ein Gourmetfestival vorangestellt. Dieses wurde kein Renner und später ersetzt. Zu guter Letzt wurde aus dem Samstag ein kompletter Messetag und später in größere Hallen umgezogen. Der Direktverkauf wurde eingeführt, er konnte sich aber nie wirklich durchsetzen. Gleichwohl zeigte die Besucherkurve seit 20 Jahren nach oben.

Aus der Messe sorgt bei Winzern für Enttäuschung und Empörung

Corona sorgte zuletzt für eine Unterbrechung. Jetzt wurde überraschend sogar das Aus verkündet, wenn auch erst auf Anfrage. Das sorgt in Winzerkreisen für Enttäuschung, gar Empörung – auch deshalb, weil die Messe Offenburg sie nicht ins Boot genommen, eine gemeinsame Entscheidung getroffen habe, wie es heißt.

Bereits der Namenswechsel vor vier Jahren – aus „Badische Weinmesse” wurde „die Badische” – sei ohne Anhörung der Winzer beschlossen worden, kritisiert einer. „Ich verstehe die Entscheidung, die Badische Weinmesse zu beerdigen, überhaupt nicht“, sagte ein anderer, der ebenfalls nicht genannt sein will, „zumal diese die letzten drei Jahre vor Corona richtig Schwung bekommen hat.“

Die Badische werde in Zukunft nicht mehr als eigenständige Messe organisiert. Das Messeportfolio sei entsprechend angepasst worden, teilte Lena Walter, Assistentin der Geschäftsführung, mit. Die bestehende Messe zum Thema Bauen, Wohnen, Garten werde um ein Genuss-Festival ergänzt, darunter Wein.

Weinmarkt Mitte Juni im ehemaligen Offenburger Schlachthof

Dass die Messe Offenburg-Ortenau schon vor längerer Zeit angekündigt habe, das Konzept zu überdenken, habe man gewusst, so Holger Klein. Er ist seit Januar Geschäftsführer des Badischen Weinbauverbandes.

Das sei auch in Ordnung. Schließlich müsse die Weinmesse wertig bleiben, soll also nicht zu einem Trink- und Partygelage verkommen. „In die endgültige Planung waren wir aber nicht eingebunden.“

Das „Weinparadies Ortenau“ hat, die Entwicklung ahnend, längst Vorsorge getroffen. „Wir werden am 18. Juni im ehemaligen Offenburger Schlachthof einen Weinmarkt veranstalten”, sagte Stephan Danner, Vorsitzender des Vereins und Chef der Durbacher WG.

Zum Ortenauer Weinmarkt am Samstag, 18. Juni, 12 bis 18 Uhr, haben sich 24 Weinbaubetriebe angemeldet. Zwei Food-Trucks werden die Besucher mit regionalen Köstlichkeiten versorgen.

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