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Kreistag gibt grünes Licht

9-Euro-Ticket: Tarifverbund Ortenau droht Millionenverlust

Der Kreistags-Ausschuss im Ortenaukreis das 9-Euro-Ticket ohne große Begeisterung durchgewunken. Aus dem Rat gab es Kritik am Angebot.

Ein Bahnreisender hebt sein Fahrrad in eine Bahn.
Ab 1. Juni sollen alle Bürgerinnen und Bürger drei Monate lang für 9 Euro im Monat deutschlandweit den Nahverkehr nutzen können. Foto: Andreas Arnold/dpa

Das 9-Euro-Ticket für den deutschlandweiten Nahverkehr ist in aller Munde. Nun hat auch der Ausschuss für Umwelt und Technik des Kreistags in seiner jüngsten Sitzung einstimmig grünes Licht für die Umsetzung des Bundesbeschlusses gegeben – allerdings ohne große Begeisterung. Die Kreisverwaltung befürchtet einen Fehlbetrag im Verkehrsunternehmen TGO von rund 2,5 Millionen Euro. Außerdem gebe es vom Land noch keine Informationen darüber, wie das Ganze abgewickelt werden soll, sagte Michael Loritz, Kreisdezernent für Infrastrukturen.

Kein Spielraum für den Ortenaukreis

„Über den Sinn dieses Angebots müssen die Politiker entscheiden, wir haben da keinen Spielraum, sondern setzen es nur um, wie alle anderen auch“, stellte Landrat Frank Scherer zu Beginn der Ausschusssitzung fest. Ab 1. Juni sollen alle Bürgerinnen und Bürger drei Monate lang für 9 Euro im Monat deutschlandweit den Nahverkehr nutzen können.

Ziel der Bundesmaßnahme sei die Entlastung der Bürger infolge gestiegener Kosten für Strom, Lebensmittel, Heizung oder Mobilität im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine. Noch würden in den politischen Gremien letzte Details geklärt, bevor der Gesetzesentwurf voraussichtlich am 20. Mai endgültig verabschiedet wird. Insgesamt schütte der Bund dafür 3,7 Milliarden Euro aus, so Loritz.

Abo-Kunden erhalten eine Rückerstattung

Das 9-Euro-Ticket soll deutschlandweit im Nahverkehr gelten, auch für Schüler sowie Auszubildende. Bestandskunden im Abo erhalten eine Rückerstattung des abgebuchten Differenzbetrags. Wer in zwei Verkehrsverbunden unterwegs ist, braucht keine zwei 9-Euro-Tickets, sondern kann bei einem Verbund einen Pausierwunsch beantragen, erklärte Michael Loritz. Bei der TGO sollten diese Anträge bis zum 15. des Vormonats schriftlich eingehen.

Vom Bund sollen rund 2,5 Millionen Euro in den Kreis und die Umsetzung des Günstig-Tickets fließen. Die Kreisverwaltung geht davon aus, dass in der Ortenau rund 82.000 Fahrkarten dieser Art nachgefragt werden. Die Verkehrsunternehmen seien in Sorge darüber, wie sie bei einem Einbruch ihrer Einnahmen laufende Kosten für Personal und Diesel bestreiten sollen.

Keine Rücklagen mehr bei den Verkehrsunternehmen

Nachdem der ÖPNV-Rettungsschirm für 2021 nur 85 Prozent der Ausfälle kompensiert habe, seien keine Rücklagen mehr vorhanden. Das 9-Euro-Ticket sei allerdings eine einmalige Aktion für drei Monate. Ab dem 1. September gelten laut TGO für alle Fahrkarten wieder die regulären Preise.

„Eigentlich eine gute Idee, aber leider nicht nachhaltig, weil dadurch zusätzlicher Verkehr erzeugt wird“, kritisierte Stefan Hattenbach (CDU). Das 9-Euro-Ticket werde zwar die Nutzer des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) entlasten und könnte die Anzahl von Autos verringern, bringe aber zusätzliche Belastung. „Es könnte die Leute anregen, spazieren zu fahren“, ergänzte Karl-Heinz Debacher (SPD). Auch ersetze es nicht die TGO-Fahrradkarte, die zwischen 6 und 9 Uhr an Wochentagen benötigt wird. „Das Ticket ist nicht passgenau“, meinte Hattenbach.

Wir als Kreis sollten vor allem die sozial Schwachen unterstützen und den ÖPNV weiter ausbauen
Dorothee Granderath (Grüne)

„Wir als Kreis sollten vor allem die sozial Schwachen unterstützen und den ÖPNV weiter ausbauen“, sagte Dorothee Granderath (Die Grünen). Nun gebe es eine Vergünstigung, die mit der Gießkanne „über alle“, auch die Einkommensstärkeren, ausgeschüttet wird. „Auf der einen Seite wird Kraftstoff durch Steuersenkung günstiger gemacht, auf der anderen will man den ÖPNV attraktiver gestalten. Das ist doch nicht sinnvoll“, sagte sie.

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