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„Ewigkeitschemikalien“ PFAS

Gefährliche Chemikalien in der Ortenau? Eine Spurensuche 

PFAS sind eine große Gruppe von gesundheitsschädlichen, fluorierten Chemikalien. Wie sieht es in der Ortenau mit der Belastung aus?

Trinkwasserversorger müssen überprüfen, ob die künftigen PFAS-Grenzwerte eingehalten werden und gegebenenfalls Gegenmaßnahmen ergreifen. Symbolbild
Trinkwasserversorger müssen überprüfen, ob die künftigen PFAS-Grenzwerte eingehalten werden und gegebenenfalls Gegenmaßnahmen ergreifen. (Symbolbild) Foto: Patricia Klatt

Die Ewigkeitschemikalien PFAS wurden mittlerweile weltweit in der Umwelt nachgewiesen. Im Februar dieses Jahres hat ein europäisches Journalistenteam die bekannten PFAS-Stellen in einer öffentlich zugänglichen, interaktiven Karte zusammengestellt und man zählte rund 1.500 belastete Bereiche in Deutschland.

Dazu gehören unter anderem Grundwassermessstellen sowie Industrieanlagen, auch die Ortenau ist erfasst.

Werte wurden in den Jahren 2015 bis 2018 erhoben

Die PFAS-Werte für das Grundwasser wurden bereits von der Landesanstalt für Umwelt (LUBW) im Rahmen des Grundwasserüberwachungsprogrammes vom Land Baden-Württemberg von 2015 bis 2018 erhoben. An fast jeder zweiten der landesweit 1.900 Messstellen wurden damals PFAS gemessen, mehr als 90 Prozent der Messwerte lagen dabei im sehr niedrigen Konzentrationsbereich. 31 davon überschritten die erlaubten Werte, zwei davon lagen bei Renchen und bei Lahr.

Aktualisierte Werte gibt es noch nicht; die nächste Beprobung in diesem Rahmen läuft derzeit noch. „Bisher liegen uns keine Ergebnisse vor“, so Jürgen Mair, Leiter des Amts für Wasserwirtschaft und Bodenschutz beim Landratsamt (LRA) Ortenaukreis.

Auf dem ehemaligen Nato-Flugplatz Lahr sind PFAS ebenfalls ein Thema, der sich damit wohl in die bekannten Belastungen von Militär- oder Zivilflughäfen einreiht. PFAS waren früher in Löschschäumen enthalten und wurden dort im Ernstfall und auch bei Feuerlöschübungen verwendet.

„Im Zusammenhang mit der Sanierungsplanung eines Kerosinschadens im Umfeld des Feuerwehrgebäudes werden PFAS mitberücksichtigt. Darüber hinaus hat das LRA Ortenaukreis jüngst eine Altlastenerhebung in Auftrag gegeben, die mögliche weitere Verdachtsflächen beziehungsweise -bereiche identifizieren soll“, erklärte Jürgen Mair auf Anfrage des ABB. 

Für PFAS-Belastung kommen verschiedene Ursachen in Frage

Auch andere Ursachen werden in der Karte des europäischen Journalistenteams genannt. So gelten alle Papierfabriken als mögliche Verursacher, etwas, was Gregor Geiger, der Pressesprecher der Papierindustrie e.V., bereits im Juli auf Anfrage dieser Redaktion zurückwies.

Die Rechercheure dieses Projekts hätten praktisch jede Papierfabrik als „mögliche Kontaminationsstelle“ gelistet. Das sei unsinnig, so Geiger. Aber: Eine mögliche PFAS-Belastung von Papierschlämmen wurde auch im Zusammenhang mit dem Biomasseheizwerk im Kehler Hafen thematisiert und entsprechende Vorgaben vom Regierungspräsidium Freiburg festgelegt.

In dem Biomasseheizwerk dürfen neben Altholz und Papierfaserschlämmen auch Klärschlämme und Reststreichmassen aus der Papierproduktion verwertet werden; letztere ausschließlich aus den Werken der Koehler Group, die bestätigte, selbst keinerlei PFAS-Produkte zu verwenden.

Keine flächendeckenden Messungen in der Ortenau

Flächendeckende Messungen in der Ortenau existieren bisher aber nicht. Vereinzelte Messungen sind bekannt. Diese stehen in Zusammenhang mit bekannten Ursachen wie beispielsweise den PFAS-Belastungen im Grundwasser in einem Streifen nördlich des Schutterentlastungskanals.

Das Landratsamt Ortenaukreis hatte im Jahr 2022 in unmittelbarer Nähe nördlich des Schutterentlastungskanals auf den Gemarkungen Lahr und Allmannsweier auffällige Konzentrationen des PFAS Polyfluoroctansulfonsäure (H4PFOS) festgestellt. „Im Jahr 2023 wurden dort erneut Grundwasseruntersuchungen durchgeführt. Es konnten weiterhin Überschreitungen des Geringfügigkeitsschwellenwertes für H4PFOS in einzelnen Grundwassermessstellen festgestellt werden. Darüber hinaus wurden erneut Bodenproben aus den beregneten Bereichen entnommen sowie ein Vor-Ernte-Monitoring an landwirtschaftlichen Erzeugnissen durchgeführt. Hierbei konnten keine Belastungen mit H4PFOS oder anderen PFAS nachgewiesen werden. Das Monitoring wird auch im kommenden Jahr weitergeführt werden“, erklärte Mair.

Weitere Untersuchungen gab es im Jahr 2020 im Bereich Achern/Rheinau: Dort konnten aber keine schädlichen Bodenveränderungen auf den untersuchten Ackerflächen festgestellt werden.

Auch wurde keine Gefährdung für das Trinkwasser oder Grundwasser festgestellt. Weitere Untersuchungen waren aus diesem Grund nicht erforderlich.

Grenzwerte für Trinkwasser

Die Erkenntnisse über die Gefährlichkeit der PFAS wachsen ständig und europaweit „wird es ab dem 12. Januar 2026 Grenzwerte für 20 PFAS im Trinkwasser geben, ein Grenzwert für die Summe von vier weiteren PFAS gilt ab dem 12. Januar 2028. Vor diesem Hintergrund werden mittelfristig die öffentlichen Wasserversorgungsunternehmen damit beginnen, ihr Rohwasser beziehungsweise das abgegebene Trinkwasser auf diese Parameter untersuchen zu lassen. Ob überall im Ortenaukreis die zukünftigen PFAS-Grenzwerte im Trinkwasser eingehalten werden, kann erst nach Vorlage repräsentativer Untersuchungen beantwortet werden“, so Mair.

In Kehl wird die Wasserversorgung bereits umgerüstet, da die PFAS-Grenzwerte in den zwei Reservebrunnen überschritten waren. Die Technischen Dienste betonen, dass die zukünftigen Vorgaben für das Wasser aber bereits heute durch die Förderung aus dem Hauptbrunnen eingehalten werden.    

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