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Digitalisierung der Verwaltung

Polizei im Homeoffice: Wird durch das Offenburger Pilotprojekt die Arbeit attraktiver?

Im Polizeipräsidium Offenburg bearbeiten Beamte von zuhause aus Anzeigen. Das Pilotprojekt könnte als Blaupause für ganz Baden-Württemberg dienen und die Polizei als Arbeitgeber attraktiver machen.

Eine Pflicht zum Homeoffice gibt es nicht mehr. Dennoch ist die Nutzung einer Umfrage zufolge nur leicht zurückgegangen.
Eine Pflicht zum Homeoffice gibt es nicht mehr. Dennoch ist die Nutzung einer Umfrage zufolge nur leicht zurückgegangen. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Illustration

Das Bild, das die Öffentlichkeit von der Arbeit der Polizei hat, ist eigentlich ziemlich eindeutig: Beamte fahren im Streifenwagen durch ihr Revier und sehen nach dem Rechten oder sie sitzen am Schreibtisch zwischen gut gefüllten Aktenschränken. Das, was man heute unter dem Begriff „moderne Arbeitswelt“ versteht, zum Beispiel Homeoffice und flexible Arbeitszeiten, hat da keinen Platz.

Doch im Offenburger Polizeipräsidium versucht man seit Mai vergangenen Jahres einen anderen Weg zu gehen – anscheinend mit Erfolg. Das Pilotprojekt „Online-Team“ wird bis Oktober kommenden Jahres verlängert. Das teilten Offenburgs Polizeipräsident Jürgen Rieger, sein Stellvertreter Norbert Schneider und Landespolizeipräsidentin Stefanie Hinz am Montagvormittag in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit.

Bei dem „Online-Team“ handelt es sich um eine Abteilung mit 14 Mitarbeitern innerhalb des Präsidiums, die, wie andere Polizisten im Offenburger Präsidium auch, Anzeigen aufnehmen und bearbeiten. Der Unterschied: Die Beamten sind nicht an feste Schicht- und Dienstpläne gebunden. Sie bearbeiten die eingegangen Anzeigen aus dem Homeoffice.

Fälle werden digital aufgenommen

Die Fälle stammen vor allem aus der sogenannten Internetwache, wo Bürger online Anzeigen einreichen können. Insbesondere Anzeigen aus dem Bereich der Cyberkriminalität werden von der Abteilung bearbeitet. Die Fälle werden komplett digital aufgenommen, und die Bürger müssen nicht mehr persönlich in der Wache erscheinen.

Unser Nachwuchs ist mit dem Smartphone aufgewachsen.
Stefanie Hinz, Landespolizeipräsidentin

Vor allem gelingt es der Polizei so, als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben. „Unser Nachwuchs ist mit dem Smartphone aufgewachsen“, stellt Stefanie Hinz fest. Mit der Anzeigenbearbeitung durch das Online-Team zeige man nun auch im Polizeipräsidium Offenburg auf, dass es auch bei der Polizei noch weitere Möglichkeiten für eine flexible Gestaltung von Arbeitszeit und Arbeitsplatz gebe.

Welche Vorteile aus dem neuen Konzept konkret erwachsen, zeigt das Beispiel der Sachbearbeiterin Isabell Greber, die bei der Pressekonferenz ihre Situation schildert. Sie habe drei Kinder, eines sei noch ein Säugling.

Die anderen beiden würden bereits in den Kindergarten und die Grundschule gehen. „So wird mir die Chance gegeben, schneller in den Beruf zurückzukehren, was ansonsten nicht möglich wäre. Ich bin dafür sehr dankbar“, erklärt die junge Frau.

Integration von pflegenden oder kranken Mitarbeitern möglich

Doch auch Personen, die sich um einen kranken Angehörigen kümmern müssten oder selber krank seien, ließen sich mit Hilfe des Homeoffice wieder in den Dienst integrieren.

Eventuelle Bedenken aufgrund des Datenschutzes habe man aus dem Weg räumen können. Man nutze sichere Datenverbindungen. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik sei involviert, so Stefanie Hinz.

Trotz aller Begeisterung für das Pilotprojekt, die Landespolizeipräsidentin will sich nicht darauf festlegen, wann und in welchem Umfang Homeoffice für bestimmte Beamte, die eben nicht auf Streife oder bei Ermittlungen vor Ort gebraucht werden, möglich wird. Zunächst bleibe es bei der Verlängerung bis Herbst kommenden Jahres.

Offenburg geht aus Eigeninitiative voran

Tatsächlich leistet das Offenburger Präsidium seit vergangenem Jahr aus eigenem Antrieb heraus echte Pionierarbeit. „Am Anfang hätte man das eigentlich gar nicht machen dürfen“, sagt der sichtlich stolze Jürgen Rieger, um gleich nachzuschieben, dass man sich sehr wohl mit dem Innenministerium abgestimmt habe.

Die Devise in seinem Präsidium sei es, „einfach mal zu machen“ und dann zu bewerten. Irgendwann müsse es einmal möglich sein, dass die Verwaltung komplett online abgewickelt wird. Dafür müssten aber Arbeitsabläufe verschlankt werden, so Rieger.

Die Bürger jedenfalls scheinen sich über das neue Verfahren zu freuen. Es habe bereits mehrere positive Rückmeldungen gegeben, insbesondere, weil die Anzeigen schon nach ein bis zwei Tagen bearbeitet seien. Auch die Beamten in den Revieren würden profitieren.

Da das „Online-Team“ im gesamten Zuständigkeitsbereich des Präsidiums zum Einsatz kommt, könne man Reviere gezielt bei der Anzeigenbearbeitung entlasten. „Das schafft im Idealfall Freiräume für eine Steigerung der wahrnehmbaren Polizeipräsenz im öffentlichen Raum“, sagt Jürgen Rieger.

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