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Mehrere Windparks geplant

Veranstaltung in Seebach informiert über geplante Windräder in der Ortenau

Die geplanten Windkraftanlagen in der nördlichen Ortenau bewegen die Gemüter. Eine Informationsveranstaltung wollte über die Pläne informieren

Windrad_Hornisgrinde
Das Elektrizitätswerk Mittelbaden plant gemeinsam mit Matthias Griebl ein zweites Windrad auf der Hornisgrinde sowie Windparks entlang der B500. Foto: Peter Heck (Archiv)

Windenergieanlagen bewegen derzeit nicht nur Rotorblätter, sondern auch die Gemüter von Menschen. Sei es aus Sorge um die zukünftige Energieversorgung, sei es aus Angst vor problematischen Folgen der Windenergieanlagen.

Anlagenbetreiber Matthias Griebl sowie Teresa Frenssen und Stefan Böhler vom Elektrizitätswerk (E-Werk) Mittelbaden informierten aus diesem Grund am Donnerstagabend in der Mummelseehalle über geplante Windenergieanlagen (WEA) am Seebacher Busterkopf und auf der Hornisgrinde.

In Seebach waren Windräder bereits 1993 Thema

Antworten auf forstbezogene Fragen gab Förster Walter Voß vom Amt für Waldwirtschaft im Landratsamt Ortenaukreis. Bürgermeister Reinhard Schmälzle (CDU) moderierte die Informationsveranstaltung.

Er teilte mit, dass sich die Gemeinde Seebach bereits 1993 mit dem Bau von drei Windrädern im Bereich Seibelseckle, Rückseite Hornisgrinde beschäftigt habe. Unter Ministerpräsident Erwin Teufel seien diese und weitere Initiativen zum Bau von Windkraftanlagen im Höhengebiet gesetzlich gestoppt worden. Somit habe sich die Gemeinde Seebach auf der Hornisgrinde ganz dem Tourismus zugewandt.

Sehr guten Zuspruch fand die Informationsveranstaltung zu geplanten Windenergieanlagen an der B500 und auf der Hornisgrinde
Großen Zuspruch findet die Informationsveranstaltung zu geplanten Anlagen an der B500 und auf der Hornisgrinde. Foto: Berthold Gallinat

Für die Veranstaltung betonte Schmälzle: „Es geht heute Abend allein darum, dass sich jeder ein Bild über WEA-Planungen und Zusammenhänge machen kann, bisher liegt weder ein Bauantrag für irgendeine Windenergieanlage noch eine Genehmigung vor.“

Seit 2015 die auf der Hornisgrinde bestehende Windenergieanlage errichtet wurde, arbeiten Matthias Griebl und das E-Werk Mittelbaden zusammen. Seit 2017 planen sie eine zweite WEA auf der Hornisgrinde und entlang der B500 seien weitere 13 Anlagen geplant. Diese könnten insgesamt 200.000 Menschen mit Strom versorgen.

„Meine Motivation dafür“, so Griebl, „ist der Klimaschutz. Dieses Thema hat meine Familie bereits vor 30 Jahren beschäftigt.“ Angesichts der aktuellen politischen Lage mit dem Krieg in der Ukraine und ökologischen Veränderungen müsse man die Abhängigkeit von fossilen Energien und fragwürdigen Zulieferern solcher Energien unbedingt abbauen und „das Machbare tatsächlich auch machen“, sagte er.

Im März, trug Frenssen vom E-Werk vor, habe eine Vorantragskonferenz für den Windpark Busterkopf und Hornisgrinde II stattgefunden. Die artenschutzrechtlichen Untersuchungen fänden aktuell statt und sollen im November abgeschlossen sein.

Das sind die fünf geplanten Windparks an der B500

Im April 2024 werde der Genehmigungsantrag für die insgesamt fünf geplanten Windparks an der B500 eingereicht. Das seien der Windpark Ottersweier (drei WEA), Lauf (eine WEA), Omerskopf (vier WEA), Hornisgrinde II (die zweite WEA) und Busterkopf (vier WEA).

Für den Busterkopf seien WEA mit einer Nabenhöhe von 160 Meter und einer Leistung von 4,5 MW geplant, 56000 Personen beziehungsweise 18600 Haushalte könnten damit zusätzlich mit Strom versorgt werden.

Die zweite WEA auf der Hornisgrinde sei mit einer Nabenhöhe von 149 Metern und einer Leistung von 4,2 Megawatt vorgesehen und könne 14.000 Personen, also etwa 4.600 Haushalte, mit Strom versorgen. Anhand von Bildmontagen vermittelte Frenssen die Sichtbeziehungen der geplanten Anlage.

Weitere Ausführungen bezogen sich auf zu berücksichtigende Schutzgebiete, auf Wasserschutz, optisch bedrängende Wirkungen, Abstände zu Wohnsiedlungen, Windenergie und Wald, Zuwegung und Netzanschluss. „Unsere Vision“, führt Böhler aus, „ist die energieautarke Ortenau. Dazu müssen wir unsere Handlungsgeschwindigkeit verdrei- und vervierfachen.“

Die erste Diskussionsrunde warf die Beeinträchtigung der WEA für den Tourismus auf und es wurde verstärkt auf gesundheitliche Schädigungen durch den Infraschall der Anlagen aufmerksam gemacht. Böhler hielt dagegen, dass eine solche Schädigung wissenschaftlich nicht nachweisbar sei.

Fehlende Speicherkapazitäten werden vorgebracht

Außerdem seien Menschen tagtäglich einer Fülle von Formen des Infraschalls ausgesetzt, angefangen vom Infraschall durch Autoverkehr sowie eigentlich alles, was in irgendeiner Form Lärm erzeuge.

Es wurde daran gezweifelt, dass Windkraft das Energieproblem lösen könne, weil es an Speichern fehle. Dem Abdriften der Diskussion ins Politische entgegnete Schmälzle mit dem Hinweis, dass die Veranstaltung dafür kein Forum sei, sondern informieren solle.

Vertreter der Waldgenossenschaft Seebach wollten wissen, was mit den WEA geschehe, wenn die Betriebserlaubnis auslaufe oder der Investor Insolvenz anmelden müsse. Griebl dazu: „Jeder Betreiber muss beim Landratsamt eine Bankbürgschaft hinterlegen, die den Abbau sichert.“

Ausgleichsmaßnahmen, Wegbreiten für die Zuwegung, Sichtbeziehungen, Bürgerbeteiligungen an WEA waren weitere Themen, die von den Referenten sachlich beantwortet wurden.

Voß stellt Trockenheit als Ursache für Waldschäden in den Mittelpunkt

Förster Voß machte unmissverständlich klar, dass Windenergieanlagen nichts mit Waldschäden zu tun hätten. Schweigen herrschte in der Mummelseehalle, als er das Waldmonitoring hinsichtlich der Trockenheit in den vergangenen Jahren vorstellte.

Er zeigte ein verheerendes Bild des Wassermangels auf sowie ein Foto aus dem Norden Deutschlands, wo WEA in fast unmittelbarer Nähe zu Wohnsiedlungen stehen. „Die Windenergieanlagen sind nicht der größte Flächenfaktor in der Ortenau.“ Die Regionalplanung für Windenergieanlagen kritisierte er als Wunschdenken.

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