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Auch Filialen in Rastatt und Baden-Baden

Modefirma Orsay aus Willstätt schließt Filialen – 200 Arbeitsplätze bedroht

Die bekannte Modefirma Orsay mit Sitz in Willstätt schließt zu Ende April bundesweit bis zu 79 Standorte. Dazu gehören auch die Filialen in Rastatt, Baden-Baden und Kehl. Insgesamt stehen wohl 200 Arbeitsplätze auf der Kippe.

Protest Mitarbeiter gegen Stellenabbau bei orsay, Mai 2008
Orsay-Mitarbeiter protestieren gegen Stellenabbau - ein Archivfoto aus dem Jahr 2008. Bereits damals stand das Modeunternehmen auf der Kippe. Foto: Wolfgang Löhnig

Die Modefirma Orsay mit Sitz in Willstätt schließt zu Ende April bundesweit bis zu 79 Standorte, darunter auch die Filialen Kehl, Rastatt und Baden-Baden. Das teilte das Unternehmen auf Anfrage mit. Es gebe keine Aussicht darauf, sie künftig wirtschaftlich zu betreiben, auch nicht nach Ende der coronabedingten Einschränkungen, sagte ein Sprecher. Auf der Kippe stehen insgesamt etwa 200 Arbeitsplätze, viele davon in Teilzeit. Orsay ist seit Ende Januar insolvent.

Erst vergangenen August hatte die Modefirma einen staatlichen Unterstützungskredit über 33 Millionen Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) der Bundesregierung bekommen. Aber das hatte nicht gereicht. Ende November 2021 musste Orsay das Schutzschirmverfahren wegen drohender Zahlungsunfähigkeit beantragen. Dabei darf eine Krisenfirma selbst weiter die Geschäfte führen.

Das Unternehmen macht die hohen Umsatzverluste durch die Corona-Pandemie verantwortlich für die Schwierigkeiten. „Vor der Pandemie haben wir noch schwarze Zahlen geschrieben“, sagte Unternehmenssprecher Wolfgang Weber-Thedy.

Suche nach neuem Investor läuft

Ausschlaggebend für die Filial-Schließungen sei vor allem die Tatsache, dass mit den jeweiligen Vermietern keine ausreichenden Mietsenkungen ausgehandelt werden konnten. Aber nicht alle südbadischen Standorte fallen dem Insolvenzverfahren zum Opfer. Bestehen bleiben sollen Offenburg, Freiburg, Lahr und Karlsruhe.

Aktuell laufe die Suche nach einem neuen Investor. Ob es bereits einen heißen Kandidaten gibt, wollte Weber-Thedy nicht sagen. „Es gibt auf jeden Fall mehrere Gesprächsrunden. Zu gegebener Zeit werden wir uns dazu äußern“, sagte er. Man stehe mit verschiedenen Interessenten in der Schlussphase von Verhandlungen.

Der drohende Stellenabbau soll vor allem durch Vakanzen kompensiert werden. Offene Stellen seien in den vergangenen Monaten vorwiegend intern besetzt worden. „Wir sind sehr daran interessiert, möglichst viele Mitarbeiter zu behalten“, wird Sascha Bopp, Geschäftsführer der Orsay GmbH, in einer Pressemitteilung zitiert. Wie es mit dem Unternehmen nach der Übernahme durch einen möglichen Investor weitergeht und ob noch mehr Filialen geschlossen werden, sei nicht bekannt.

Für die Dienstleistungsgesellschaft Verdi ist der Fall Orsay ein „trauriges Beispiel für fehlende, flächendeckende Betriebsratsstrukturen“, so Reiner Geis, Geschäftsführer von Verdi Südbaden auf Nachfrage. Die Belegschaft habe es versäumt, sich zu organisieren, als es dem Unternehmen noch gut ging. Lediglich am Stammsitz Willstätt gebe es einen Betriebsrat, aber nicht in den Filialen.

Eine breit organisierte Unterstützung durch die Gewerkschaft, um etwa Sozialpläne und Abfindungen auszuhandeln, sei so nicht möglich. „Es haben sich bisher einzelne Beschäftigte bei uns gemeldet. Ihnen können wir jetzt nur ganz individuell unter die Arme greifen“, bedauerte Geis.

Insgesamt betreibt Orsay rund 200 Filialen in Deutschland

Orsay wurde 1975 gegründet und betreibt 708 Filialen, davon 197 in Deutschland. 2019 erwirtschaftete das Modeunternehmen einen Nettoumsatz von 485 Millionen Euro. Der Filialist gehört der französischen Familie Mulliez und beschäftigt nach eigenen Angaben insgesamt mehr als 3.500 Mitarbeiter, davon gegenwärtig 1.179 in Deutschland.

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