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Neue Zahlen der EU-Kommission

Auch für Fleisch gelten PFC-Grenzwerte: Stabsstelle erläutert Folgen für Mittelbaden

Die EU-Kommission hat aufgrund wachsender Erkenntnisse neue Grenzwerte für die zulässigen Höchstwerte für vier langkettige PFAS in Lebensmitteln veröffentlicht.

Untersuchte Proben von Rinderleber aus dem vergangenen Jahr überschreiten die neuen EU-weit gültigen PFAS-Grenzwerte.
Untersuchte Proben von Rinderleber aus dem vergangenen Jahr überschreiten die neuen EU-weit gültigen PFAS-Grenzwerte. Foto: Symbolbild: Patricia Klatt

Kann das Fleisch von Rindern oder Schafen aus der PFAS-Region Mittelbaden ohne Bedenken verzehrt werden und wie sieht das mit den Fischen der verschiedenen Seen aus?

Zur Beantwortung dieser Fragen mussten die Behörden bislang auf die baden-württembergischen Beurteilungswerte (BUW-Werte) zurückgreifen, denn Grenzwerte für die gesundheitsschädlichen per- und polyfluorierten Chemikalien PFAS (früher: PFC) in Lebensmitteln gab es nicht.

Das hat sich seit Januar 2023 geändert und die Europäische Kommission hat aufgrund wachsender Erkenntnisse neue Grenzwerte für die zulässigen Höchstwerte für vier langkettige PFAS in Lebensmitteln veröffentlicht. Sie gelten für Eier, Fische, Krebstiere, Muscheln sowie für Fleisch und Schlachtnebenerzeugnisse von Nutz- und Wildtieren.

Stabsstelle PFC begrüßt neue Regelung

Die Stabsstelle PFC begrüßt diese neue Regelung ausdrücklich, die „in der EU verbindlich ist und unmittelbar in allen Mitgliedsstaaten gilt“, so Monika Hofmann von der Stabsstelle auf Anfrage der BNN. Man rechne in Mittelbaden aufgrund der neuen Höchstgehalte für die langkettigen Verbindungen allerdings nicht mit wesentlichen Auswirkungen, da man überwiegend kurzkettige PFAS in Lebensmitteln finde, so Hofmann.

Lebensmittel, die diese Höchstgehalte (analytisch gesichert) überschreiten würden, seien nicht verkehrsfähig – dürfen also nicht verkauft werden. Die baden-württembergischen Beurteilungswerte für kurzkettige PFAS seien weiterhin gültig. Wie man die Tierhalter und Angelvereine behördlicherseits über die neuen PFAS-Grenzwerte informiert, würde in der nächsten Zeit mit den unteren Verwaltungsbehörden abgesprochen, so Hofmann weiter.

Künftig zwei Kontrollen in Mittelbaden

In Mittelbaden gibt es künftig also zwei Kontrollen: Die Einhaltung der BUW-Werte wird wie bisher im Vor-Ernte-Monitoring und Lebensmittelkontrollen überprüft. Zusätzlich müssen die Behörden die Einhaltung der neuen europäischen Grenzwerte kontrollieren. Ein Blick auf die Ergebnisse der Lebensmittelkontrollen zeigt, dass man im Jahr 2022 beispielsweise in Rinderleber oder Rindernieren erhöhte PFAS-Werte fand. Diese Innereien wurden nicht als Lebensmittel in Umlauf gebracht.

In der neuen EU-Verordnung sind auch die PFAS-Gehalte für das Muskelfleisch unterschiedlicher Fischarten explizit aufgeführt. Aus den betroffenen Angelseen wurden in den vergangenen zwei Jahren keine Fischproben mehr untersucht, da es sich bisher bei allen Fischproben „um nicht zum Inverkehrbringen bestimmte Lebensmittel privater Angelsportvereine handelt.

Außerdem brachten zuvor über mehrere Jahre durchgeführte Untersuchungen keine neuen Erkenntnisse. Den Anglern wurde nahegelegt, die Fische auch nicht selbst zu verzehren“, so die Stabsstelle PFC. Diese Situation ändert sich Hofmann zufolge auch durch die neue Rechtsvorschrift nicht, da es sich nicht um Lebensmittelunternehmen handelt.

Die Angler haben deswegen schon seit längerem eigene PFAS-Messungen von Fischen in belasteten Gewässern veranlasst. Jürgen Waldvogel, Vizepräsident des Landesfischereiverbandes und Vorsitzender des Angelsportvereins Sandweier, betont, dass der Verein dafür sehr viel Geld aufwende. Unterstützung hierfür erhalte man nicht, deswegen gäbe es auch nur Einzeluntersuchungen, von denen jede rund 260 Euro kosten würde.

„PFOS (Perfluoroctansulfonsäure) und PFDA (Perfluordecansäure) stellen die Hauptbelastung bei unseren Fischen dar. Der Zander liegt bei PFOS unterhalb des neuen Wertes, bei PFDA leicht darüber. Beim Hecht ist sowohl der PFOS-, als auch der PFDA-Wert leicht überschritten“, so Waldvogel.

Erfreulich sei die Tatsache, dass es „die Fische irgendwie schaffen, PFAS wieder auszuscheiden. Unabhängig von den festgelegten Grenzwerten ist es erstaunlich, dass innerhalb von fünf Jahren die tatsächliche PFAS-Belastung der Fische um über 90 Prozent zurückgegangen ist. Wir hoffen, dass dieser Trend anhält“, sagt Waldvogel, der sich angesichts dieser Ergebnisse systematische Fischuntersuchungen durch die Behörden wünschen würde.

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