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Flaschenwasser trinken

Kuppenheimer Initiative warnt vor PFC-Belastung

Die Bürgerinitiative Sauberes Trinkwasser für Kuppenheim (BSTK) sieht sich nach Bestätigung durch das Umweltbundesamt dazu veranlasst, Risikogruppen zu empfehlen, das Trinkwasser des Wasserversorgungsverbands Vorderes Murgtal zu meiden und auf Flaschenwasser umzustellen.

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Das kühle Nass aus dem Hahn wird von vielen Menschen gerne getrunken. Für Risikogruppen soll dies in Kuppenheim gefährlich sein. Foto: N/A

Von unserer Mitarbeiterin Patricia Klatt

Betroffen seien Säuglinge, Kleinkinder, Jugendliche, Schwangere, stillende Mütterr und Kranke. Die Bürgerinitiative hatte bereits vor kurzem darauf hingewiesen, dass im Kuppenheimer Trinkwasser die Leitwerte für PFC zwar noch eingehalten würden, „aber ein zweiter Wert, derjenige für die tolerierbare wöchentlich Aufnahme-Menge für Lebensmittel (TWI-Wert) wird für das PFC PFOA darin trotzdem überschritten“, sagt Andreas Adam, stellvertretender Vorsitzende der BSTK.

Gesundheitsamt Rastatt will abwarten

Die TWI-Werte für die beiden PFC PFOA und PFOS waren Ende 2018 von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit deutlich abgesenkt worden und das Bundesinstitut für Risikobewertung hatte sich dem angeschlossen. „Nach diesen Vorgaben haben wir mit den Trinkwasserwerten des Zweckverbands Berechnungen angestellt und sind zu dem besorgniserregenden Ergebnis gekommen, dass die TWI-Werte für Säuglinge um bis zu 900 Prozent überschritten werden können“, so Adam.

„Trotz dieser Erkenntnisse sieht das Gesundheitsamt Rastatt keine Veranlassung, zu reagieren und will lieber abwarten“, so Ulrich Schumann, Vorsitzende der Bürgerinitiative. Die BSTK bat daraufhin das Umweltbundesamt um eine Einschätzung. Und der zuständige Toxikologe antwortete: „Bis zur Verabschiedung neuer Leitwerte empfehlen wir die vorsorgliche Verwendung von Flaschenwasser für die von Ihnen angesprochenen Risikogruppen.“

Verhalten nicht nachvollziehbar

Die BSTK könne das Verhalten der örtlichen Gesundheitsbehörde nicht mehr nachvollziehen. Hier gehe es nicht um Panikmache, sondern um vorbeugenden Gesundheitsschutz, der sich nicht im Aussitzen von Problemen lösen lasse. Die Verantwortlichen würden in Kauf nehmen, dass sich bei den Einwohnern, aber insbesondere bei den Risikogruppen trotz der im Blut nachgewiesenen Vorbelastung die Kontamination noch weiter aufbauen werde, so die BSTK. Vor diesem Hintergrund erscheine es erfreulich, dass der Wasserversorgungsverband plane, zusätzliche Aktivkohlefilter zur Reinigung des PFC-haltigen Brunnenwassers einzubauen.

„Allerdings kommt diese Einsicht spät. Obwohl sich aus den Wasseranalysen der vergangenen fünf Jahre abgezeichnet habe, dass die PFC-Werte in Brunnen fünf und damit im Netzwasser stetig angestiegen seien, seien keine geeigneten Gegenmaßnahmen getroffen worden. Vielmehr sei behauptet worden, das Netzwasser sei belastungsfrei beziehungsweise enthalte nur Spuren von PFC, ärgert sich Adam. Der Zweckverband müsse sich den Vorwurf gefallen lassen, ein konfuses Risikomanagement geführt zu haben, betonen Adam und Schumann.

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Ministerium warnt nicht

Die BNN haben wegen des überschrittenen TWI-Wertes im Kuppenheimer Trinkwasser das Landratsamt Rastatt, das Landesgesundheitsamt (LGA) sowie das Sozialministerium um eine Stellungnahme gebeten. Das Sozialministerium verwies an das Ministerium für Ländlichen Raum (MLR), das auch stellvertretend für das Landratsamt und LGA antwortete. Das Ministerium bezog sich auf den eingehaltenen Leitwert und teilte mit: „Trinkwasser, das die derzeit geltenden Leit- und allgemeinen Vorsorgewerte für PFC einhält, gilt diesbezüglich als sicher.“

Eine Trinkwasserempfehlung beziehungsweise Verwendungs-Einschränkungen sei von Seiten des MLR nicht geplant. Das Ministerium verweist zum einen auf die unklare gesundheitliche Risikosituation, zum anderen auch darauf, dass das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) nur empfehle, die TWI-Werte für Lebensmittel heranzuziehen und für die Bewertung von Trinkwasser auf die gültigen Leitwerte verweise.

Aber in der 44-seitigen Stellungnahme des BfR zu den neuen TWI-Werten empfiehlt das Institut auch Maßnahmen zur „weiteren Minimierung der Exposition von Verbrauchern gegenüber PFOS und PFOA durch Lebensmittel zu ergreifen. Grundsätzlich wird empfohlen, auch Trinkwasser als Expositionsquelle zu berücksichtigen“. Für die Verbraucher ist die Diskussion darüber, welche Werte nun berücksichtigt werden sollen, letztendlich verwirrend. Zumal neue Vorgaben für PFC im Trinkwasser seitens der Bundesbehörden bereits für Anfang 2020 geplant sind.

Update: Nach Veröffentlichung der Pressemitteilung der Bürgerinitiative „Sauberes Trinkwasser für Kuppenheim am 14. Dezember schrieb das Ministerium den Badischen Neuesten Nachrichten, dass ihm diese zwischenzeitlich bekannt sei. „Wir sind mit dem Umweltbundesamt wegen einer offiziellen Stellungnahme in Kontakt“, so das Ministerium, das aktuell auf diese wartet.

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