Skip to main content

Landwirtschaft in Mittelbaden

Landwirtschaftsamt gibt neue Anbauempfehlungen für PFC-verseuchte Gebiete heraus

Teilweise ist der Boden in Mittelbaden mit PFC verunreinigt. Die Chemkalien werden auch von Pflanzen aufgenommen. Was kann man da tun? Vom Landratsamt gibt es jetzt neue Empfehlungen.

Die Landwirtschaft im PFC-Land muss die neuen Vorgaben berücksichtigen. (Symbolbild)
Die Landwirtschaft im PFC-Land muss die neuen Vorgaben berücksichtigen. (Symbolbild) Foto: Patricia Klatt

Nach den ersten Funden von per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC) vor sieben Jahren herrschte zunächst Ratlosigkeit. Manche Annahmen über die PFC-Aufnahme der Pflanzen mussten später revidiert werden. Nachdem zunächst kulturspezifische Empfehlungen für die Bewirtschaftung der PFC-Flächen erarbeitet wurden, wurden diese durch ein sogenanntes Vorernte-Monitoring (VEM) und die heutigen Betreuung betroffener Betriebe durch ein Bewirtschaftungs-Minimierungs-Konzept (BeMiKo) ergänzt.

„Die Anbauempfehlungen für den Anbau von landwirtschaftlichen Kulturen wurden 2021 überarbeitet und weiterentwickelt. Ein weiteres Merkblatt zu Gemüse und Sonderkulturen ist in Arbeit“, erklärt Lisa Marquardt von der Stabsstelle PFC.

Das sechsseitige Merkblatt, das vom Landwirtschaftsamt des Regierungspräsidiums erarbeitet wurde, fasst die Fakten zusammen: Pflanzen nehmen bevorzugt kurzkettige PFC auf, sie sind in der ganzen Pflanze zu finden, die Verteilung in den Pflanzenorganen ist in hohem Maße abhängig von der Kulturart. Pflanzen mit hohem Wasserbedarf haben einen höheren PFC-Gehalt und die kurzkettigen PFC gelangen besonders schnell mit dem Bewässerungswasser in die Pflanzen. Bei bewässerten Pflanzen bestimmen Bodenkategorie und Kultur, ob ein VEM erforderlich ist.

Die landwirtschaftliche Einteilung der Böden bezieht sich auf den Gehalt kurzkettiger PFC im Sickerwasser. Das Merkblatt fasst vier Belastungs-Kategorien von „keine“ über „leicht, mittel und hoch“ sowie jeweils geeignete Kulturpflanzen tabellarisch zusammen. Mais kann unter bestimmten Bedingungen nun doch PFC aufnehmen, deswegen wurden die Vorgaben für das VEM angepasst. Bei Anbau auf Flächen mit hohem PFC-Gehalt oder auf Flächen, bei denen auch in den Vorjahren im Mais PFC nachgewiesen wurden, wird der Körner-Mais im VEM kontrolliert.

Weizen, Soja und Dinkel sind besonders problematisch

Raps nimmt die PFC zwar nur in geringem Maße auf, bei Anbau auf PFC-Flächen ist aber mit einer Verunreinigung des Rapshonigs zu rechnen, der deshalb untersucht werden muss. Weizen, Triticale, Dinkel, Durum und Soja nehmen die PFC sehr stark auf und sollen auch auf leicht belasteten Flächen nicht angebaut werden.

Bei Grünland und Ackerfutter fand man ebenfalls eine hohe PFC-Aufnahme, die Verwendung ist mit Einschränkungen möglich. Es gibt aber zusätzlich eine Beratung bei der Futtermittelüberwachung, da die PFC andernfalls im nächsten Schritt über verunreinigte Futtermittel in Milch, Eier, Innereien und Muskelfleisch gelangen können, Innereien reichern manche PFC-Verbindungen besonders an.

„Mittlerweile gibt es bei diesen Abläufen eine gewisse Routine und die Betriebe haben sich darauf eingestellt. Das BeMiKo und der Kontakt mit der BeMiKo-Managerin sind dafür eine wesentliche Grundlage. Die Betriebsleiter erhalten hier Hilfestellung und haben eine Ansprechperson bei neu auftretenden oder besonders komplexen Fragestellungen“, so Marquardt.

Auch neu hinzugekommene Betriebe erhielten damit die grundlegenden Informationen. Außerdem sei es wichtig, die Landwirte regelmäßig über neue Ergebnisse aus den Versuchen zu informieren. Die Kosten für das diesjährige VEM und BeMiKo schätzt die Stabsstelle beim Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) auf 450.000 Euro für Personalkosten und 200.000 Euro für Sachkosten. Dazu kämen noch geschätzte Abschreibungen für Großgeräte im Labor in Höhe von 50.000 bis 100.000 Euro. Zu den Kosten bei den weiteren beteiligten Behörden außerhalb des LTZ könne man keine Angaben machen.

nach oben Zurück zum Seitenanfang