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Atemstillstand kommt im Schlaf

Selbsthilfegruppe aus Rastatt will Schlafapnoe stärker ins Bewusstsein rücken

Viele Menschen sind gefährdet, aber längst nicht alle wissen, dass sie an Atemblockaden im Schlaf leiden. Die Rastatter Selbsthilfegruppe „Dunkelziffer Schlafapnoe“ will jetzt verstärkt Aufklärungsarbeit leisten.

Schnarchender Mann stört Partnerin beim Schlafen.
Wer schnarcht, belastet nicht nur die Nachtruhe des Partners. Foto: Paolese/Adobe Stock

Zu spüren ist davon nichts: Und dennoch können sich Menschen, die unter der Krankheit leiden, in akuter Lebensgefahr befinden.

Aufklärungsarbeit darüber leisten will die in Rastatt beheimatete Selbsthilfegruppe „Dunkelziffer Schlafapnoe“ , die sich nach zweieinhalbjähriger Coronapause nun erstmals wieder getroffen hat.

Selbsttest im Postkartenformat entwickelt

Dazu haben einige Mitglieder der Gruppe um den Vorsitzenden Rolf Weber in den vergangenen Monaten einen Selbsttest entwickelt, der Erkenntnisse darüber liefern soll, ob es im Schlaf möglicherweise Atemblockaden gibt.

„Es war ein Team von fünf Leuten die sich damit befasst haben“, sagt Helmut Hirsch, der wie Rolf Weber selbst zu den Betroffenen zählt, wobei die Verantwortlichen auch Kontakte zu Medizinern pflegen, um diese weitgehend noch im Verborgenen steckende Krankheit bekannter zu machen.

Zwölf Punkte haben Weber und sein Team dabei im Postkartenformat zusammengestellt. Gibt es Probleme beim Ein- oder Durchschlafen, leidet man unter Schwitzen, Durst, Harndrang, unruhigem Schlaf, Tagesmüdigkeit, Sekundenschlaf, abnehmender Leistungsfähigkeit, schwer kontrollierbarem Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Konzentrationsschwächen oder häufigen Kopfschmerzen?

All dies seien Symptome, die auf derartige Atemblockaden hinweisen könnten, meint Weber. Auch häufiges und lautes Schnarchen zähle dazu, genauso wie nächtliche Atemaussetzer.

Falls eines der Symptome oder auch mehrere davon auf der eigens erstellten Karte angekreuzt werden, rät Weber zu einer ärztlichen Untersuchung, wobei die Selbsthilfegruppe auch zu einem schnellen Termin bei einem Facharzt verhelfen könne.

Die Krankheit wird erst seit den 80er Jahren erforscht.
Rolf Weber, Leiter der Selbsthilfegruppe

„Die Krankheit wird erst seit den 80er-Jahren erkannt und erforscht, sie ist also noch ein recht junges Thema“, sagt Weber. Der Selbsttest im Postkartenformat solle an verschiedenen, publikumsträchtigen Einrichtungen in Rastatt ausgelegt werden, um so der hohen Dunkelziffer zu begegnen.

Weber, der wegen seiner Schlafapnoe einst selbst nur knapp dem Tod entronnen war, spricht von der „größten Volkskrankheit, bei der die Leute keine Leidenszeit haben.“ Oft bestehe auch nur wenig Bereitschaft, sich darüber zu informieren.

14 Millionen Menschen in Deutschland sind gefährdet

Weber nennt statistische Untersuchungen, wonach in Deutschland 14 Millionen Menschen zwischen 30 und 69 Jahren zu den gefährdeten Personen gerechnet würden, weil sie beim Schlafen mindestens 15 Atemaussetzer pro Stunde aufweisen.

„Damit gehört Deutschland zu den zehn Ländern mit den größten Fallzahlen“, erklärt Weber, der Langzeitwirkungen wie Bluthochdruck, Herzinfarkt oder Schlaganfall nennt – eben weil die Sauerstoffzufuhr des Körpers damit gestört sei.

Oft wird die Krankheit tot geschwiegen.
Helmut Hirsch, Mitglied der Selbsthilfegruppe

Auch wenn es einige mechanische Therapiemöglichkeiten gibt: Ein Rezept, um den Atemaussetzern zu begegnen, sei, beim Schlafen die Seitenlage, anstatt der Rückenlage zu wählen, sagt Weber.

„Oft wird die Krankheit tot geschwiegen. Wir wollen mit der Gruppe eine Plattform anbieten, wo offen darüber kommuniziert werden kann“, betont Hirsch, der ebenso wie Weber glaubt, dass auch die Mediziner mit dieser Krankheit noch zu wenig vertraut seien. „Deshalb wollen wir verstärkt an die Öffentlichkeit gehen und dabei alle Informationskanäle nutzen“, wie Weber bestätigt.

Warnung vor zu langem Spielen am Handy

Emmerich Adda, Zahnarzt und Experte in Sachen Schlafmedizin aus Bühl, glaubt, dass schon im Kindesalter anhand des Gesichts und der Mundhöhle zu erkennen ist, ob es durch Engstellen später einmal zu Atemblockaden im Schlaf kommen kann.

„Auch langes Spielen am Handy, wenn der Kopf zu einseitig darauf fixiert ist, könnte die Schlafapnoe fördern“, glaubt Adda. Noch sei es eine Vision, aber Rolf Weber zeigt sich fest entschlossen, gemeinsam mit seinen Mitstreitern aus der Selbsthilfegruppe daran mitzuwirken, dass „kein Mensch mehr zum tödlichen Opfer der globalen Volkskrankheit Atemblockaden wird.“

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