Die Vorbereitungen für den nächsten großen Schritt auf der Baustelle des Rastatter Bahn-Tunnels laufen. Die Deutsche Bahn plant, an Ostern die Rheintalbahn bei Niederbühl auf einer Länge von 700 Metern zu verschwenken.
Diese Maßnahme soll Platz schaffen, um die verunglückte Tunnelbohrmaschine „Wilhelmine“ zu bergen und die Oströhre des Tunnels zu vollenden. Dafür werden am Wochenende vom 15. und 16. Januar Gleise angeliefert.
Am 6. Dezember hatte „Sibylla-Augusta“ ihre Aufgabe erfüllt. Die Schwestermaschine von „Wilhelmine“ erreichte in der Weströhre ihr Ziel. Damit sind zumindest in diesem Teil des Bauwerks die Rohbauarbeiten unter Tage abgeschlossen. Seitdem lässt die Bahn die Maschine auseinanderbauen. Die Demontage dauert voraussichtlich bis Ende Mai.
Ersatzstrecke führt direkt an Sporthalle vorbei
Die deutlich größere Herausforderung wartet in der Oströhre. Dort war es 2017 beim Vortrieb zur Havarie gekommen, in deren Folge die Rheintalbahn sieben Wochen lang gesperrt werden musste. Als sich „Wilhelmine“ unter den Gleisen vorarbeitete, sackten die Schienen ab. Um den Untergrund zu stabilisieren, pumpten Arbeiter Tag und Nacht Beton auf 160 Metern Länge in die Röhre. In diesem Sarkophag ruht die Tunnelbohrmaschine noch heute.
Um sie bergen zu können, braucht die Bahn Platz. Dieser soll durch die Verschwenkung der Gleise geschaffen werden. Die Strecke rückt einige Meter nach Westen. Die Züge werden dann unmittelbar an der Sporthalle des Stadtteils vorbeirauschen.
Bahn warnt Anwohner vor nächtlichem Lärm
Die Anlieferung der Gleise erfolgt in zwei Etappen. Zum einen am 15. und 16. Januar, zum anderen am 6. und 7. Februar. Die Arbeiten gehen jeweils nachts zwischen 21 und 7 Uhr über die Bühne. Die Bahn bittet Anwohner vorab um Entschuldigung. Durch den Einsatz eines Baggers und einer Lok könne Lärm entstehen.
Im Vergleich zu dem, was in den kommenden Monaten auf die Anwohner zukommen wird, ist das aber wahrscheinlich eine Kleinigkeit. An Ostern sollen die neu verlegten Gleise angebunden werden. Anschließend geht es in die Vollen.
Der Plan sieht vor, für die Vollendung der Oströhre eine riesige Baugrube von 200 Meter Länge, 17 Meter Breite und 16 Meter Tiefe zu buddeln. Als erste Vorbereitung ließ die Bahn dafür im vergangenen Oktober das Anwesen Ringstraße 18 abreißen, das im Weg war.
Die Oströhre soll in offener Bauweise fertiggestellt werden. Außerdem müssen die Arbeiter in der Grube noch „Wilhelmine“ aus dem Beton klopfen.
Tunnel soll erst Ende 2026 fertig sein – frühestens
Um die Belastung für die Anwohner zumindest ein wenig zu minimieren, laufen derzeit Arbeiten für eine Behelfsausfahrt, die eine Verbindung von der L77 zwischen Rastatt und Niederbühl direkt zur Großbaustelle schafft. Seit dieser Woche ist die L77 deshalb halbseitig gesperrt. Nach Angaben der Stadtverwaltung soll die Ausfahrt voraussichtlich am 25. Februar in Betrieb gehen. Sie soll es ermöglichen, dass Lkw nicht mitten durch den Stadtteil fahren müssen.
Die Bahn stellt lieber die Entlastung in Aussicht, die der Betrieb des Tunnels für die Anwohner bringen werde: „Künftig unterqueren Züge das Stadtgebiet Rastatt in diesem Bauwerk.“ Allerdings ist mittlerweile klar, dass besonders schwere Güterzüge nach wie vor oberirdisch fahren müssen. Und ohnehin ist noch viel Durchhaltevermögen gefragt. Der letzte kommunizierte Zeitpunkt für die Inbetriebnahme lautete „Ende 2026“ – frühestens.