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Kampf gegen Problemwölfe

Debatte über Abschuss von Wölfen nimmt in Baden-Württemberg Fahrt auf

Dutzende Wolfsrudel gibt es in Deutschland. Auch in Baden-Württemberg wird seit Jahren leidenschaftlich darüber diskutiert, unter welchen Umständen man einen Wolf abschießen könnte. Die Wortwahl wird immer deutlicher.

Ein Wolf schaut in einem Wildpark hinter einem Baum hervor.
Der Wolf löst Sorgen im Schwarzwald aus. Das Agrarministerium in Stuttgart hält Herdenschutz nicht mehr für ausreichend. Foto: Lino Mirgeler/dpa/Archivbild

In der Debatte um den Abschuss von Problemtieren erhöht Baden-Württemberg vor dem sogenannten Wolfsgipfel den Druck auf die Bundesregierung und auf Brüssel. Die Situation vor allem im Schwarzwald zeige deutlich, dass Herdenschutz als einziges Mittel bei den sogenannten Problemwölfen „bei Weitem nicht mehr ausreicht“, sagte Agrarminister Peter Hauk (CDU) der dpa.

Auch ausgewachsene Rinder nicht mehr sicher

Für viele Betriebe sei der Herdenschutz wegen ihrer Lage und des Arbeitsaufwandes auch nicht umzusetzen. Man sei dabei bislang von Ziegen und Schafen ausgegangen, nicht aber von Rindern und Pferden als Beute des Wolfs. Wie es weitergehe, hänge vor allem vom Umgang mit Problemwölfen ab, vor denen auch ausgewachsene Rinder nicht mehr sicher seien.

Hauk forderte „ein beherztes Handeln“ und setzt dabei auch auf den „Wolfsgipfel“, den der Bauernverband am Freitag organisiert. „Vom „Wolfsgipfel“ erwarte ich mir schnelle und pragmatische Antworten zum Umgang mit Problemwölfen“, sagte Hauk.

Dazu gehörten neben einer nachvollziehbaren Definition von Problemwölfen auch einfache Regelungen für die Entnahme (Abschuss), um die Weidetiere zu schützen und die Kulturlandschaft zu erhalten. Auch die Landwirte fordern, den Wolfsbestand zu begrenzen, also auch Tiere zu bejagen.

Der Wolf breitet sich seit seiner Rückkehr nach Deutschland auch in Baden-Württemberg aus, allerdings deutlich langsamer als in vielen anderen Bundesländern. Wölfe gelten als streng geschützte Art. Ein Abschuss ist verboten, außer sie verhalten sich gegenüber Menschen aggressiv.

Sogenannte Problemwölfe, die wiederholt Herdenschutzmaßnahmen umgehen und womöglich durch Risse hohen wirtschaftliche Schäden anrichten, können bereits heute abgeschossen werden. Kritiker wie etwa der Bauernverband bemängeln aber, die Möglichkeiten zum Wolfsabschuss seien zu restriktiv und langwierig.

Auch Hauk fordert eine Änderung des Bundesjagdgesetzes, damit der Wolf in den Katalog der jagdbaren Arten aufgenommen werden kann. „Es ist notwendig, den Wolf auch ins Jagdrecht zu übernehmen, damit man bei Entnahmen schnell und professionell reagieren kann“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Nabu gegen den Wolfs-Abschuss in Baden-Württemberg

Allerdings sind die meisten Deutschen aus Sicht des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu) eher gegen eine solche Änderung. Nach einer Forsa-Umfrage für den Nabu und WWF fänden es mehr als 70 Prozent der Befragten gut, dass der Wolf zurückkommt, teilte der Verband mit. 58 Prozent der Menschen im Land seien dagegen, den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen.

Wölfe seien nach dem Bundesnaturschutzgesetz zwar streng geschützt. Auffällig gewordene Tiere könnten jedoch schon heute schnell entnommen werden, sagte der Nabu-Landesvorsitzende Johannes Enssle. Auch fachlich oder politisch ergebe eine Aufnahme ins Jagdrecht keinen Sinn. „Die Folge wäre eine Doppelzuständigkeit von Jagd- und Naturschutzbehörde“, sagte Enssle.

Baden-Württemberg ist zwar trotz der steigenden Zahl von Wölfen in Deutschland noch ein Durchgangsland für das Raubtier. Hier gelten noch drei Wölfe als sesshaft, es sind alles Rüden im Schwarzwald. Zwei von ihnen streunen durch den Süden der Region. Als sesshaft gilt ein Wolf, wenn ein eindeutig zuzuweisender Nachweis auch nach sechs Monaten noch gefunden wird. Einer der drei Wölfe aus dem Schwarzwald, das Tier mit der Bezeichnung GW1129m, sorgt für Debatten, weil es bereits mehrere Rinder gerissen hat.

Für die kommenden Jahre rechnen Experten der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt aber fest mit ersten sesshaften Gruppen. In Deutschland gibt es insgesamt bereits 160 Wolfsrudel und über 40 Paare – aber keine dieser Gruppen lebt in Baden-Württemberg.

Der Wolf hat keine natürlichen Feinde und steht in Deutschland als streng geschützte Art unter Naturschutz. Ein Abschuss ist verboten, es sei denn, die eigentlich Menschen gegenüber scheuen Wölfe verhalten sich in der Begegnung mit Menschen aggressiv. Dann erlaubt das Bundesnaturschutzgesetz einen Abschuss – offiziell „Entnahme“ genannt.

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