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Zahlen des Deutschen Wetterdienstes

Wetterbilanz des Sommers 2021: Viel zu nass und zu warm

Deutlich zu nass und etwas wärmer als normal: Die schönste Jahreszeit hat manche Erwartungen enttäuscht. Der Sommer 2021 brachte Deutschland auch eine verheerende Flutkatastrophe und anderen Ländern kaum erträgliche Hitze mit Waldbränden.

Menschen laufen bei Temperaturen um 15 Grad Celsius mit Regenschirmen durch das Regierungsviertel.
Die schönste Jahreszeit hat manche Erwartungen enttäuscht. Der Sommer 2021 brachte Deutschland sehr viel Regen. Foto: Wolfgang Kumm picture alliance/dpa

Es waren drei Monate, in denen ein Teil der Sommersachen dauerhaft im Kleiderschrank hängen blieb. In denen die Badehose viel zu selten trocknen musste, die Frisuren meist auch ohne Haarspray saßen und der Grill im Garten zu oft zu sauber blieb - dafür aber das Grün der Bäume und Wiesen so saftig-leuchtend schien wie schon lange nicht mehr. An diesem Dienstag geht der meteorologische Sommer zu Ende und schenkt den Menschen in der Region zum Abschied sonniges Wetter.

Doch das Hoch „Gaya“ kann die trübe Wetterbilanz der angeblich schönsten Zeit des Jahres nicht wirklich verbessern. Was bislang eher ein Gefühl war, ist am Montag durch einen Bericht des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Offenbach bestätigt worden: Dieser Sommer war relativ warm und viel zu feucht.

Nach den ersten Auswertungen der Aufzeichnungen seiner bundesweit rund 2.000 Messstationen spricht der DWD von einer Gesamtregenmenge, wie man sie seit mindestens zehn Jahren nicht mehr erlebt hat.

Regen, Regen, Regen

Deutschlandweit sei fast ein Drittel mehr Niederschlag gefallen als mit Blick auf die Vergleichsjahre von 1961 bis 1990 zu erwarten gewesen wäre. In der Reihe seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1881 belegt der diesjährige Sommer den 14. Platz, teilt der DWD mit. Baden-Württemberg zählte mit nahezu 395 Litern pro Quadratmeter zu den regenreichsten Regionen. In der Referenzperiode von 1961 bis 1990 betrug der Durchschnittswert im Südwesten 292 Liter pro Quadratmeter.

Eine BNN-Nachfrage beim Wetterdienst Q.met bestätigt dieses Bild für unsere Region. „Das war auf jeden Fall ein zu nasser Sommer“, sagt der Meteorologe Dominik Jung, der unter anderem die Messdaten der Station in Rheinstetten im Blick hat. „Seit dem 1. Juni wurden dort 135 Prozent vom langjährigen Niederschlagssoll erreicht. Pro Quadratmeter fielen 333 Liter Niederschlag.“

Es war im Grunde ein ganz normaler mitteleuropäischer Sommer.
Dominik Jung, Meteorologe

Aus der Sicht von Jung ist ein Regen-plus von 35 Prozent gar nicht so extrem. „Es war im Grunde ein ganz normaler mitteleuropäischer Sommer, und die sind bei uns wechselhaft“, erzählt er. „Es gibt mal Sonne, mal Wolken, ein paar heiße Tage, Gewitter und kühlere Zeiten. Solche typischen Sommer haben wir in letzter Zeit aber nicht erlebt, sie waren viel zu trocken.“

Laut Jung dient der ausgiebige Sonnenschein aus den vergangenen Jahren den Menschen als eine Art privater Referenzwert. Damit verglichen, falle dieser Sommer deutlich ab.

Auch was die Wärme angeht, war dieser Sommer ein besonderer. Zwar spricht der DWD angesichts der derzeitigen Tagestemperaturen von um die 20 Grad vom ersten zu kühlen August seit 2014. Unter dem Strich sei es aber zu warm gewesen: Die gemessene Durchschnittstemperatur von 17,9 Grad in Deutschland überstieg den Referenzwert der Jahre 1961 bis 1990 um 1,6 Grad.

Noch relativ viel Sonnenschein im Südwesten

Laut Meteorologe Jung betrug der sommerliche Mittelwert in Rheinstetten 19,4 Grad, das seien 1,2 Grad mehr als üblich gewesen. Die Abweichung war aber geringer als in den Sommern davor. Der Fachmann hat die Daten für Baden parat: „2020 hatten wir 2,3 Grad plus, 2019 war es 2,7 Grad zu warm. 2018 hatten wir plus 3,3 und 2017 plus 2,2.“ Mit der Sonnenscheindauer von 625 Stunden (Referenzwert: 636 Stunden) gab es in Baden-Württemberg nach DWD-Angaben etwas mehr Bilderbuchwetter als vielerorts in Deutschland.

Es war auch ein Sommer der Extremwetter-Ereignisse. In Erinnerung bleiben das Tief „Bernd“ und die verheerenden Unwetter mit dem Hochwasser an der Ahr und in Nordrhein-Westfalen, das mehr als 180 Menschen das Leben gekostet hat. Die Rolle des Klimawandels beim Juli-Extremregen sieht der DWD wissenschaftlich noch nicht abschließend beantwortet. Langfristig müsse sich Deutschland auf trockenere Sommer, mildere Winter und intensiveren Starkregen einrichten, sagt ein Sprecher.

Wir steckten im Kälteloch, während der Rest der Welt auf der heißen Seite saß.
Dominik Jung, Meteorologe

Jung erinnert in diesem Zusammenhang auch an die ungewöhnliche Wärme in Sibirien, die Temperaturrekorde in den USA und Kanada mit 47 Grad und die verheerenden Waldbrände in der Türkei und Griechenland. „Wir hatten noch Glück mit unserem Sommer, die Unwetter ausgenommen“, sagt der Fachmann. „Wir steckten über weite Strecken als Einzige im Kälteloch, während der Rest der Welt auf der heißen Seite saß. Hitzewellen wie in Spanien hätten sonst auch hier für Todesopfer gesorgt.“

Schönes Wetter zum Herbstbeginn erwartet

Nach dem grauem Wetter soll mit dem September doch noch der Spätsommer nach Deutschland kommen. „Die nächsten Tage bringen einen Aufwärtstrend,“ verspricht Jung. „Am Mittwoch wird es in Karlsruhe mit 22 Grad sonnig und trocken sein. Danach bleibt es ein paar Tage freundlich, und die Temperaturen steigen bis zum Wochenende bis auf 27 Grad.“ Ob das Wetter auch nächste Woche zum Baden und Grillen einladen wird, sei derzeit aber noch unklar.

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