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Quer durch den schwedischen Sommer

Mit dem Nostalgieschiff MS Juno auf dem Götakanal

Auf dem Götakanal geht es einmal quer durch Schweden. Nostalgisch, stilecht und entschleunigend ist es mit des Kanalschiffen aus dem 19. Jahrhundert.

MS Juno auf dem Götakanal
Nostalgisch durch Schweden: Historische Passagierschiffe wie die MS Juno fahren in den Sommermonaten auf dem Götakanal. Die klassische Tour führt von Göteborg nach Stockholm. Foto: Susanne Jock

Auf dem Götakanal geht es einmal quer durch Schweden. Nostalgisch, stilecht und entschleunigend ist es mit den historischen Kanalschiffen wie der 1874 gebauten MS Juno - und sicher die schönste Art, von Göteborg nach Stockholm zu reisen. Oder umgekehrt.

Albert Håkansson gönnt sich diesen Anblick, obwohl er ihn schon unzählige Male genossen hat. Sein Steuermann ist am Ruder, und doch steht der Kapitän um halb vier Uhr morgens an der Reling. Nach einer kurzen Passage durch die offene See fährt die MS Juno in den Schärengarten ein. Und während der nachtblaue Himmel nach und nach vom Sonnenlicht geflutet wird, bleibt nur Staunen.

Offenbar auch für den 72-jährigen Kapitän, obwohl der schon viel von der Welt gesehen hat. „Es ist immer wieder wunderschön“, sagt er. Wie dahingestreute kleine und größere Kieselsteine breitet sich die Schärenlandschaft im Morgenlicht aus.

Schären bei Sonnenaufgang
Morgenlicht in den Schären: Mit dem historischen Kanalschiff MS Juno auf dem Weg nach Stockholm. Foto: Susanne Jock

Die letzte Eiszeit hat die Felsen glattgeschmirgelt. Kiefern und Birken scheinen sich an den dünnen Erdschichten verzweifelt festzuklammern. Saltkrokan lässt grüßen. Rote und gelbe Häuser sind auf die größeren Eilande gebaut. Bootsstege ragen ins Wasser. Kormorane haben die Flügel zum Trocknen ausgestellt.

Gemächlich übers Wasser

Es ist die letzte der drei Nächte, die die Passagiere in einer der 29 Kabinen der MS Juno verbringen. Das 1874 gebauten Schiff fährt zwischen Mitte Mai und Ende August quer durch Schweden, von der Nord- zur Ostsee oder umgekehrt. 

Scheusen
Die nächste Treppe: 58 Schleusen ermöglichen die Fahrt auf dem Götakanal. Foto: Susanne Jock

Zwischen Göteborg und Stockholm geht es 600 Kilometer auf dem Wasser: Auf dem Fluss, durch Seen, Kanäle und Schleusen, über die Ostsee und zwischen den Schären und Holmen hindurch gleitet die MS Juno. Und zwar gemächlich: Auf dem Herzstück der Strecke, dem 190 Kilometer langen Götakanal, sind zum Schutz des Ufers maximal fünf Knoten erlaubt. Neun Knoten, knapp 17 Kilometer pro Stunde, ist das Limit der 600 PS starken Maschine des Kanalschiffs.

Das lässt auch tagsüber viel Zeit zum Schauen und Genießen, zum Entspannen und Entschleunigen. Im Korbsessel auf dem Brückendeck oder ein Stockwerk tiefer auf den Kisten mit den Rettungswesten sitzen die Passagiere die meiste Zeit und lassen Schweden an sich vorbei ziehen. Aus der Schweiz und aus Deutschland, aus Norwegen, den USA und aus China kommen sie. Grant ist aus Australien angereist und will noch nach Spitzbergen. „Meine Frau möchte Eisbären sehen“, erzählt er.

Die erste Schleuse

Der Beginn der Reise mit der MS Juno ist weniger aufregend. Es geht den Götaälv entlang. Am Flussufer sind Industrieanlagen, die Bohus-Festung, dann wieder landwirtschaftliche Gebiete. 

Einweisen in Schleuse
Maßarbeit: In vielen Schleusen kommt es auf Zentimeter an. Foto: Susanne Jock

Der Götaälv war schon im Mittelalter Lebensader der Region. Waren aus dem Gebiet um den Vänern-See wurden auf dem Fluss transportiert und an Land an den Wasserfällen des Götaälv vorbei. Bis 1607 die Schleuse von Lilla Edet gebaut wurde - die erste Schleuse im ganzen Land. 

Die Juno fährt um die Mittagszeit in das Nachfolgebauwerk von 1916 ein. Wasser rauscht ins Becken, trägt das knapp 32 Meter lange Kanalschiff nach oben. Handykameras surren, als sich das sechseinhalb Meter hohe Schleusentor quietschend schließt. Es ist die erste von 66 Schleusen auf der Fahrt der Juno. 

Nicht im Weg stehen, während die Matrosen mit den Tauen hantieren und den Kopf nicht zu weit über die Reling halten – das sind die Verhaltensregeln für die Passagiere. Aus guten Grund: Vor allem in engen Schleusen kann es passieren, dass einer der Fender aus Birkenholz nach oben geschleudert wird. 

Erster Landgang ins Kanalmuseum von Trollhättan

Kanalmuseum
Eine Station der Fahrt: Das Kanalmuseum von Trollhättan. Foto: Susanne Jock

Mehr zur Geschichte des Kanals zwischen Nordsee und Vänern gibt es beim ersten Landgang. Das Kanalmuseum von Trollhättan dokumentiert nicht nur, wie die 1800 erstmals befahrbare künstliche Wasserstraße um die tosenden Wasserfälle des Götaälv herum entstand. Man kann auch an den alten Schleusenkammern entlang spazieren, die damals als achtes Weltwunder bestaunt wurden. 

Seit 1916 sind nur noch sechs Schleusen erforderlich, um die 44 Meter vom Götaälv hinauf zum Vänern zu überwinden. Sie ermöglichen den Häfen am See und am Fluss einen jährlichen Warenumschlag von 3,2 Millionen Tonnen. Holz und Papier, Öl, Erze und landwirtschaftliche Erzeugnisse sind dies vor allem – auch das gehört zu den geballten Informationen im Kanalmuseum.

Route Juno
Die Kanalschiffe fahren zwischen Göteborg und Stockholm und dabei zwischen Sjötorp und Mem auf dem 190 Kilometer langen Götakanal. Foto: Susanne Jock

Der 1832 fertiggestellte Götakanal vom Vänern bis zur Ostsee hingegen hatte mit dem Ausbau des Straßennetzes ab den 1930er Jahren seine Bedeutung als Transportweg verloren. Mit rund 32 Metern sind die historischen MS Juno, Diana und Wilhelm Tham die längsten Schiffe, die den Kanal befahren können. 

Mit ihren 2,72 Metern Tiefgang schlurft die Juno auch immer mal wieder mit ihrer Eisenbahnschiene am Kiel über den Grund. Als El Dorado für Freizeitkapitäne und maritime Nostalgiker sowie als kulturhistorisches Bauwerk ist der Götakanal dafür heute eine der meistbesuchten Touristenattraktionen des Landes. 

„Helan går“ – das schwedische Trinklied geht schnell locker über die Lippen

Eine Eisenbahnbrücke fährt nach oben, um die MS Juno passieren zu lassen. Dann schlägt Steward Jonas den Gong und bittet zum Abendessen. Was die Köche Thomas und Sanna in der Kombüse im Bauch des Schiffes frisch zubereiten und mit dem hölzernen kleinen Aufzug nach oben kurbeln, ist typisch und lecker. 

Westschwedische Fischsuppe, Tatar mit Roter Bete in Ziegenkäsecreme, Kalbsbrust in Dillsoße und Köttbullar mit Kartoffelbrei und Preiselbeeren stehen beispielsweise auf den Menükarten. Mit Schokoladigem und Fruchtigem zum Dessert und zum Nachmittagskaffee punktet das Küchenteam ebenfalls bei den Passagieren, die an den leinengedeckten Tischen von Jonas formvollendet bedient werden. 

Brückendeck
Auf dem Brückendeck: Hier verbringen die Passagiere die meiste Zeit. Foto: Susanne Jock

Zum Schnaps nach dem Essen animiert er zum gemeinsamen „Helan går“ – das schwedische Trinklied geht schnell auch Schweizern und Amerikanern locker über die Lippen.

Längst sind die Passagiere miteinander ins Gespräch gekommen – das Schiff ist schließlich überschaubar. Antje und Uwe sind Segler, passionierte Paddler, am Schweriner See zu Hause und immer mal wieder in Schweden. Die Fahrt mit der MS Juno, die hatten sie schon länger auf ihrer Wunschliste – und Antjes 50. Geburtstag war eine gute Gelegenheit, den Wunsch endlich zu erfüllen. 

Günther und Ingeburg sind Ende 60 und nicht mehr ganz so gut zu Fuß, aber begeisterte Radler. Von Helsingborg bis Göteborg sind sie die Münchner per E-Bike gereist. „Wir schauen immer, was man mit dem Radeln noch kombinieren kann, erzählt Günther. Pei und ihr quirliger Sohn Oskar haben Familienbesuch aus China und zeigen den Verwandten ein wunderschönes Stück ihrer neuen Heimat - die MS Juno fährt schließlich einmal quer durch den schwedischen Sommer. 

Kuschelige Kabinen

Schloss Läckö
Am ersten Tag, kurz nach elf Uhr abends, geht es an Schloss Läcko vorbei. Foto: Susanne Jock

Der zeigt sich auch noch von seiner schönen Seite, als das Kanalschiff in den Vänern einfährt. Backbord glüht noch die Sonne, das Ufer ist weit weg – der Vänern ist zehnmal so groß wie der Bodensee. Zur blauen Stunde kurz nach elf Uhr, als ein riesiger Vollmond dicht über dem Horizont steht, steuert Kapitän Albert Schloss Läckö an. 

Das will gekonnt sein: Vor der Halbinsel gibt es viele Felsen im Wasser. Die letzten Fotos, dann verschwinden alle Passagiere in ihren Kabinen. Die sind im Stil des 19. Jahrhunderts mit viel Messing und blank polierten Oberflächen gehalten - und mit wenig mehr als zwei Quadratmeter sehr kuschelig: Etagenbetten mit 1,85 Metern Länge, ein aufklappbarer Waschtisch und ein zehn Zentimeter tiefer Schrank – das war‘s. Aber zum Schlafen ist die Zeit an Bord ja ohnehin zu kostbar

Einfahrt in den Götakanal

Wer schläft, verpasst zum Beispiel die Einfahrt in den Götakanal bei Sjötorp um halb drei Uhr morgens. Die Geräuschkulisse ist plötzlich eine andere, ein Ruckeln, als die Fender ihren Dienst tun. Ein Tröpfeln wird zum Rauschen, dann zum Strömen. Ruckzuck steigt die MS Juno in der Schleusenkammer, in die sie gerade so reinpasst. 

Brücke
Alle Brücken gehen auf. Und auf der Strecke gibt es viele davon. Foto: Susanne Jock

Sieben weitere folgen – Schleusenwärter Mats hat gut zu tun. Die Kaffeetasse in der Hand steht er am Schaltkasten. Lichter blinken, dann schwenkt das nächste Schleusentor auf und lässt das Kanalschiff passieren. Mats setzt sich in seinen roten Toyota und fährt den Uferweg entlang. Bis zur nächstem Schleuse. 

Bullerbü-Idylle mit ochsenblutroten Sommerhäusern, Schafweiden, Pferdekoppeln, Feldern, strammstehenden Birken, dichteren Waldstücken und blühenden Wiesen gleitet an der MS Juno vorbei. Die ersten Vögel zwitschern, Flussseeschwalben schießen übers Wasser. 

Zu Fuß am Kanal entlang

Juno
Zwischen Godhögen und Riksberg kann man einen Kilometer lang neben dem Schiff her laufen. Foto: Susanne Jock

Wer noch nicht oder nicht mehr schläft, kann vor dem Frühstück zwischen Godhögen und Riksberg einen Kilometer lang neben dem Schiff her laufen, das durch weitere Schleusen muss. Ein Meer violetter Lupinen und Margeriten säumen den Weg und perfektionieren das Bild von der schwedischen Sommeridylle. 

Brücken klappen auf, drehen sich weg oder rollen zurück – 50 sind es, die bis zur Einfahrt in die Ostsee der MS Juno den Weg frei machen. Oder auch nicht: Bei Töreboda, wo die Gleise zwischen Göteborg und Stockholm den Göta-Kanal kreuzen, liegt das Kanalschiff anderthalb Stunden fest, bis ein Techniker-Team den Fehler im System findet.

Brücke
Tolle Aussichten vom Kanalschiff Juno. Foto: Susanne Jock

Gleichzeitig präsentiert der schwedische Sommer seine nasse Seite. Touristen, die auf dem Radweg entlang des Kanals unterwegs sind, suchen unter Bäumen Schutz, die Passagiere unter der Überdachung des Oberdecks. Genauso schnell ist der Himmel aber wieder blau und das Kanalwasser wieder so glatt, dass es Bäume und Wolken spiegelt. Die Schleuse bei Tåtorp muss von Hand auf und zu gekurbelt werden. Schleusenwärter Niklas freut sich über den Sonnenschein. Dann nämlich findet sich immer ein Tourist, der den Job begeistert übernimmt.

Der schönste Kanalabschnitt: Auf dem Viken

Viken
Der schönste Abschnitt: Die Fahrt auf dem Götakanal führt auch durch den Viken. Alte Treidelpfade führen hier nicht am Ufer entlang, sondern durch den See. Foto: Susanne Jock

Mit der Einfahrt in den Viken beginnt der schönste Abschnitt des Kanals. Ein alter Treidelweg führt nicht am Ufer entlang, sondern ist in den See baut. Auch der eigenwillige Ochse Gustav hat hier einst seinen Dienst getan, erzählt Gästebetreuerin Tintin. 

Fünf Zimtschnecken wollte er stets als Lohn für seinen Einsatz – ein sechstes Exemplar verschmähte Gustav konsequent. Schmaler wird die Fahrrinne, die üppige Natur am Ufer ist zum Greifen nah, Seerosen schaukeln in Ufernähe. Dann jagt ein Wolkenbruch in die Idylle und die Passagiere unter Deck. 

Albert bekommt die volle Wasserwand ab, als er an der Nock auf der Steuerbordseite das Schiff um die enge Kurve manövriert. Er flucht. „Das war tricky, ich hatte draußen einen Matrosen am Tau und keinerlei Anzeige mehr“, schildert er später. In Forsvik am Ende des Viken steht er kopfschüttelnd auf seiner Brücke. 

Familie Kindbom
Empfang in Forsvik: Die Sänger der religiösen Familie Kindbom begrüßen die Kanalreisenden an der Schleuse mit Fähnchen und christlichen Liedern. Foto: Susanne Jock

Die Sänger der religiösen Familie Kindbom empfangen die Kanalreisenden an der Schleuse mit Fähnchen und Liedern. Auf Schwedisch, Englisch und Deutsch preisen sie Christus und mahnen zum Glauben. Der Regen macht für sie Pause. „Bei den Gläubigen hier regnet es nie“, konstatiert der Kapitän. 

Ein Wiesenblumenstrauß wird aufs Schiff gereicht, Muffins aus der Kombüse gehen an die Sänger – ein Ritual, das sich bei jeder Ankunft des Kanalschiffs wiederholt. Nach der Schleuse von Forsvik geht es für die MS Juno nur noch bergab: Der Viken mit 91,8 Metern über dem Meer ist der höchste Punkt des Götakanals

Der Vättern ist tückisch

In Karlsborg am Ufer des Vättern gibt es für die Passagiere einen Abstecher in die Festung, die bei Krieg als Reservehauptstadt dienen sollte – aber nie zum Einsatz kommen musste. Zum Abendessen lässt Albert die Juno anschließend lieber noch am Ufer. Der Wind ist heftig, das Seewasser kabbelig, quer über den See führt der Kurs. 

Bei früheren Reisen hat Albert die Passagiere schon einmal mit Bussen bis Motala geschickt und ist nur mit seiner Crew über den Vättern gefahren. Der beruhigt sich dieses Mal aber wieder, bei der Überfahrt schaukelt es nur ein bisschen. Selbst die Sonne schiebt die sich noch kurz unter der Wolkendecke hervor, um dann im See abzutauchen.

Über Nacht in der Hauptstadt des Götakanals

Schleusentreppe
Höhepunkt Tag 3: Über 15 Stufen klettert die MS Juno empor. Foto: Susanne Jock

Motala, wo die MS Juno einst gebaut wurde und die Kanalgesellschaft ihren Sitz hat, ist der einzige Ort, an dem das Schiff über Nacht anlegt. Die „Hauptstadt des Götakanals“, die auch als Wiege der schwedischen Industrie gilt, liegt aber schon im Nachtschlaf, als die Juno festmacht. Wer sich in seine Koje kuschelt, verpasst nun wenig – am sehr frühem Morgen dann aber die Schleusentreppe von Borenshult. An ihrem Fuße ließen Sjöwall/Wahlöö in ihrem ersten Krimi „Die Tote im Götakanal“ verschwinden – schwer vorstellbar in der Idylle am Borensee, in den das Kanalschiff nun gleitet.

An der Schleuse von Borensberg ist Maßarbeit nötig: Die Kammer ist so kurz, dass die Juno schräg einfahren muss, damit sich das Tor hinter ihr schließen kann. Trainee Lukas weist den Steuermann ein. 19 Tage fährt der mit der Juno, im nächsten Sommer sollen es 45 sein. So viel Praxis wie möglich will er sammeln – auf dem Kanal ist vieles ganz anders als auf dem Meer. 

Die alte Lady ist ein tolles Schiff, aber manchmal ist sie ein bisschen störrisch. Dann schimpfe ich mit ihr.
Albert Håkansson, Kapitän

Besonders ist freilich auch die Juno, bestätigt Kapitän Albert. Er hat Tanker und Frachtschiffe über die Weltmeere gesteuert, fünf Jahre vor Tobago gefischt, fährt in der Wintersaison Touristen nach Spitzbergen – aber die Juno findet er speziell. „Die alte Lady ist ein tolles Schiff, aber manchmal ist sie ein bisschen störrisch“, sagt er schmunzelnd. „Dann schimpfe ich mit ihr“.

Begegnung an der Schleusentreppe von Berg

Schleusentreppe Berg
Die Schleusentreppe von Berg ist die längste auf dem Weg nach Stockholm. Foto: Susanne Jock

Zwei Aquädukte und die Schleusentreppe von Berg mit ihren 15 Kammern sind Höhepunkte am dritten Reisetag. Wer möchte, kann auch einen Spaziergang zum Vreta Kloster, dem ersten Nonnenkloster Schwedens von 1100 unternehmen – verpasst dann aber, wie sich die MS Juno und die MS Diana begegnen. 

Alternativ kann man auch ein kurzes Bad im Roxen nehmen, das Wetter lädt nun wieder dazu ein. Abends macht das Schiff dann noch für eine Stunde in Söderköping fest. Dort legte die Juno einst den Kanal für ein paar Tage lahm: Im Juni 1931 fuhr sie mit volle Fahrt in das Schleusentor und hob es aus den Angeln.

Um 23 Uhr passiert die MS Juno bei Mem die letzte Schleuse des Götakanals. Nur vier der hölzernen Fender hat sie auf dieser Fahrt zerschlissen, sie landen am Ufer und werden zu Feuerholz. „Es wurden viele Varianten ausprobiert, aus anderem Holz und aus Plastik“, erzählt Stewardess Jessica, während sie neue Stämme verdrahtet. „Die Birke funktioniert am besten“. 

In Birka lebt die Wikingerzeit auf

Birka
Das Keltische Kreuz, vor dem Landvermesser Anders steht, erinnert an den Beginn der Christianisierung. Foto: Susanne Jock

Wer die Nacht in seiner Kabine verbracht hat, kann vor dem Frühstück noch einen Blick auf die Schärenlandschaft erhaschen, ehe es durch die riesige Schleuse von Södertälje in den Mälarsee geht. Zu Wikingerzeiten war der noch ein Teil der Ostsee und an seinem Ufer auf der Insel Björkö die erste Stadt Schwedens: Birka, einst ein bedeutender Handelsplatz und zwischen 750 bis 970 von rund 1.000 Menschen besiedelt. 

Heute ist das Gelände Weltkulturerbe, Museum, archäologische Fundstätte – und Ziel des letzten Landgangs der Juno-Passagiere. 

Im Wikinger-Gewand erwartet der pensionierte Landvermesser Anders die deutschsprachigen Touristen. Beim ausgedehnten Spaziergang über das Gelände, das nicht wieder besiedelt wurde, lässt er die Wikingerzeit aufleben. 

Kloster Vreta
Das Kloster Vreta lädt zu einem Ausflug ein. Foto: Susanne Jock

Er erzählt von Handwerk und Handel, von fast 3.000, teilweise reich bestückten Gräbern in der schwarzen Erde und von Ansgar, dem Apostel des Nordens, der hier – nicht ganz erfolgreich – für die Verbreitung des christlichen Glaubens kämpfte. 

Ein Keltisches Kreuz wurde ihm Jahrhunderte später auf der Anhöhe errichtet, wo der Blick über die alten Burgwälle, die einstige Ostsee-Bucht, zum kleinen Nachbau der Wikinger-Siedlung und zum Museum schweifen kann.

Fulminantes Finale: Die Einfahrt nach Stockholm

Drottningholm
Finale: Vorbei an Schloss Drottningholm fährt das Schiff in die Hauptstadt Schwedens, Stockholm, ein. Foto: Susanne Jock

Zurück an Bord, liegt noch ein weiteres Weltkulturerbe an der Route: Mit Schloss Drottningholm, dem, Wohnsitz des Königspaares, beginnt das fulminante Finale der Fahrt. 

Die letzte Schleuse bei Hammarby hebt die Juno vom Mälarsee in den Saltsjön und damit ins Stadtgebiet Stockholms. 

Albert Håkansson
Für Kapitän Albert Håkansson und seine Crew bedeutet dies: Herausforderung gemeistert. Foto: Susanne Jock

Für Albert und seine Crew bedeutet dies, dass die stets wiederkehrende Herausforderung des Nostalgietrips gemeistert ist: Die MS Juno kann pünktlich um 16 Uhr am Skeppsbrokajen in der Altstadt Stockholms anlegen – wo den Passagieren zum Abschied noch einmal der rote Teppich ausgerollt wird.

Service



Die historischen Kanalschiffe werden von der Reederei AB Göta Kanal, die zur Strommagruppe gehört, betrieben. 2020 blieben sie Corona-bedingt am Kai, 2021 werden sie – mit weniger Passagieren und entsprechendem Hygienekonzept – wieder fahren. Hier gibt es Infos rund um die Buchung: www.gotacanal.se/de/kreuzfahrten/klassische-kanalreise/

Kosten: Die viertägige Reise mit der MS Juno gibt es ab 1.500 Euro pro Person in der Doppelkabine inklusive Vollpension und Ausflüge. 

Reisezeit: Die Schiffe fahren von Mitte Mai bis Ende August

Ausflüge: Birka steht nur bei der Fahrt von Göteborg nach Stockholm auf dem Programm. In umgekehrter Richtung ist in Trosa ein 90minütiger Landgang möglich. 

Anreise: Per Flugzeug nach Göteborg oder Stockholm, ab etwa 150 Euro. Für Hin- und Rückflug fallen 584 Kilogramm CO2 an, der Kompensationsbetrag liegt bei 14 Euro.

Übernachtung: In Göteborg zur Einstimmung auf die Nostalgiefahrt z.B. im historischen Hotel Royal, Drottninggatan 67, DZ ab 85 Euro.

www.hotel-royal.com/

In Stockholm empfiehlt sich ein Hotel in der Altstadt Gamla Stan, da das Schiff am Skeppsbrokajen an- und ablegt.

AB Göta kanal hat die Recherche unterstützt. Über Inhalt und Ausrichtung der Berichterstattung entscheidet alleine die Redaktion.

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