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Auszeichnung der Vereinten Nationen

Straßburg ist Unesco-Welthauptstadt des Buches 2024

Am 23. April startet in Straßburg das offizielle Programm rund um das Medium Buch. Was Besucherinnen und Besucher im Elsass erwartet.

Menschen sitzen an einem Kanal in Straßburg und lesen in Büchern.
Das Stadtbild Straßburgs – hier eine Aufnahme aus dem Viertel Petite France – hat einige Stellen vorzuweisen, an denen Passanten sich in ein Buch vertiefen können. Foto: Jérôme Dorkel

In Straßburg wird jeden Sommer deutlich, wie sich das Buch in den Alltag vieler Menschen einen Platz gesichert hat. Auf dem Vorplatz zur Médiathèque André-Malraux, ganz nahe an der Altstadt, herrscht ein reges Kommen und Gehen. Liegestühle, Sonnensegel und Tretboote neben der Mediathek kreieren eine sommerliche Strand-Atmosphäre mitten im Elsass.

Die Médiathèque André-Malraux ist längst das Herz eines sich wandelnden Stadtteils geworden. Sie liegt inmitten der Schnittstelle unterschiedlicher Sphären, die eine Großstadt wie Straßburg zwangsläufig ausmachen. Zwischen einem Einkaufszentrum und dem Musikkonservatorium ist die Bibliothek – und mit ihr das Buch – Teil der Massenkultur geworden.

Straßburg wurde von der Unesco zur Welthauptstadt des Buches ernannt. Wie geht die Stadt mit diesem Status um?

Das Buch schafft eine Möglichkeit der Emanzipation und Gemeinschaft.
Jeanne Barseghian
Oberbürgermeisterin von Straßburg

„Das Buch schafft eine Möglichkeit der Emanzipation und Gemeinschaft“, sagt Straßburgs Oberbürgermeisterin Jeanne Barseghian. Man benötige das Buch im demokratischen Diskurs. Es helfe, die Welt von heute zu verstehen und die Welt von morgen zu erfinden.

Motto in Straßburg fordert zum Lesen unserer Welt auf

Das offizielle Motto lautet „Lire notre monde“. Auf Deutsch übersetzt „Lies unsere Welt“. Die Stadt sieht sich in der Verantwortung, die Freude am Lesen, am gedruckten Werk und an der Sprache zu den Menschen bringen. Angesprochen sind auch und gerade jene mit Berührungsängsten.

Straßburgs Bewerbung habe nach Worten Barseghians gepunktet, weil man das Buch vorrangig als Mittel begriffen habe, um den sozialen und gesellschaftlichen Herausforderungen der Gegenwart zu begegnen. Mit der Nominierung wolle die Unesco das Lesen in all seinen Formen fördern, aber auch soziale wie kulturelle Ungleichheit bekämpfen, betont Kulturbürgermeisterin Anne Mistler.

Ab dem 23. April stehen zahlreiche Lesungen und Autoren-Gespräche auf dem Programm. Geplant sind unter anderem eine große Lese-Session mit bekannten Autoren und Musikerinnen zwischen Münster und Palais.

Insbesondere das darauffolgende Wochenende ist dicht bestückt mit Veranstaltungen und Lesungen. Neben dem Straßburger Münster soll eine Bühne ein zentraler Ort für das Programm werden. Geplant sind außerdem Spaziergänge und Radtouren, deren Routen von Lesung zu Lesung führen. Inklusive Zwischenstopps an verschiedenen Kulturorten Straßburgs.

Museen, Theater, Galerien und natürlich neben den Buchhandlungen auch die Bibliotheken sollen in die Aktionen anlässlich der U-Auszeichnung einbezogen werden.

Straßburg im Zeichen des Buches

Was erwartet die Menschen in der Woche vom 23. bis zum 28. April unter anderem? Am 26. April ist am Kléberplatz die Rezitation von Reden Charles de Gaulles und Winston Churchills geplant. Von der Münster-Plattform aus ist ebenfalls am 26. April eine musikalische Lesung zu Goethe und der Stadt Straßburg angesetzt.

Am 27. April soll auf dem Kehler Marktplatz an die Bücherverbrennungen unter der nationalsozialistischen Diktatur erinnert werden. Auch der Fußball wird von der Kraft der Worte erfüllt, wenn während eines Spiels des französischen Erstligisten Racing Straßburg Liebeserklärungen an den Club vorgetragen werden sollen.

Einen Grundsatz für die Veranstaltungsreihe hat die Kulturbürgermeisterin Straßburgs, Anne Mistler, formuliert: „Jeder kann mitmachen, kann die Gelegenheit ergreifen und aus seinen Lieblingsbüchern vorlesen.“ Da Lesen Verbundenheit stifte, sollen möglichst viele Gruppen angesprochen werden.

Alle Straßburger Kulturfestivals vom internationalen Illustrationstreffen im April bis zu den „Bibliothèques idéales“ im Herbst klinken sich in den Veranstaltungsreigen rund um das Medium Buch mit ein. Sie haben ihr diesjähriges Angebot an den Status von Straßburg als Welthauptstadt des Buches ausgerichtet.

Street-Art-Künstler JR in Straßburg

Das gilt auch für die Straßburger Museen mit Ausstellungen zur Geschichte des Buchdrucks oder für Künstlerinnen und Künstler, die Werke mit Bezug zum Buch als kulturelle Institution beitragen. Der Street-Art-Künstler und Fotograf JR wird seine Spuren mit einem Fotoprojekt hinterlassen, ebenso wie Künstlerinnen, die fünf Tramzüge gestalten sollen.

Straßburg versteht seine Veranstaltungen anlässlich der Ernennung zur Welthauptstadt des Buches jedoch nicht als touristische Events, sondern will eine literarische Mobilisierung in die Stadtteile hineintragen. Diese soll abgesehen von Schreib- und Leseaktionen auch mit Audioproduktionen erfolgen.

Die Initiatoren möchten mit ihren Angeboten Menschen unabhängig von deren Alter und deren Bildungsstand ansprechen. Berücksichtigt werden sollen auch Areale, in denen der Besitz von Büchern keine Selbstverständlichkeit ist.

Eine aus der Mitte der Straßburger Bevölkerung berufene „Botschafterin des Buchs“, die Erzieherin Nadège Hamdi, beschreibt ihr Anliegen für das Buch-Jahr 2024 folgendermaßen: „Es geht darum, mit den Worten zu reisen, eine besondere Intensität zu erleben, wie sie nur ein Buch bietet.“

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