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Staat schenkt allen 18-Jährigen 100 Euro

Kulturpass wird weitergeführt – aber der Zuschuss wird halbiert

Auch 2024 können 18-Jährige Geld vom Staat abrufen, um Bücher, Kino- oder Theaterbesuche zu bezahlen. Allerdings weniger als die Nutzer der Erstausgabe.

Claudia Roth (Bündnis90/Die Grünen), Kulturstaatsministerin, steht am 14. Juni 2023 vor dem Logo vom «KulturPass».
Als neue Form der Kulturförderung hat Kulturstaatsministerin Claudia Roth den Kulturpass im Juni 2023 vorgestellt. Nun wurde eine erneute Auflage für 2024 beschlossen. Foto: Jörg Carstensen/dpa

Es ist wohl zugleich ein Erfolg und eine Einschränkung. Der seit gut sechs Monaten angebotene Kulturpass für Jugendliche wird auch 2024 angeboten. Allerdings mit weniger Geld pro Nutzer als bisher. Für das Projekt, das Kulturstaatsministerin Claudia Roth angestoßen hat, konnten sich von Juni bis Dezember 2023 alle Jugendlichen registrieren, die im betreffenden Jahr 18 Jahre alt wurden. Wer sich registrierte, konnte auf ein Budget von 200 Euro zugreifen, um den Kauf etwa von Büchern und Kino-, Konzert- oder Museumstickets zu unterstützen.

Der individuelle Zuschuss wird auf 100 Euro reduziert

Zu Jahresbeginn hatte Claudia Roth eine positive Bilanz gezogen und stark für die Fortsetzung des Projektes geworben. Nun hat der Haushaltsausschuss beschlossen: Den Kulturpass wird es auch für Jugendliche geben, die 2024 ihren 18. Geburtstag feiern. Allerdings wird der individuelle Zuschuss in diesem Jahr auf 100 Euro halbiert.

Roth sprach am Freitag von einer „wichtigen und sehr erfreulichen Nachricht für die Kultur wie auch für die jungen Menschen“. Angesichts der Haushaltslage war eine Fortführung nicht gesichert gewesen. Der Bundestag muss noch abschließend zustimmen.

Claudia Roth bewertet Bilanz „für das erste halbe Jahr richtig gut“

Zur bisherigen Bilanz: Insgesamt hätten von Juni bis Jahresende rund 750.000 Berechtigte auf das Angebot zugreifen können. Laut Roth haben insgesamt 265.000 Berechtigte ihr Budget freigeschaltet. Das wäre etwas mehr als ein Drittel aller Berechtigten – allerdings für ein ganz neu eingeführtes Angebot. Roth bewertete dies als „für das erste halbe Jahr wirklich richtig gut“.

In diesem Jahr richtet sich das Angebot an 2006 geborene Menschen. Auch in diesem Jahr wird mit rund 750.000 Berechtigten gerechnet. Roth verwies auf die angespannte Finanzsituation. „Die Fortführung des Kulturpasses für nun alle 2006 Geborenen war für alle Beteiligten angesichts der allgemeinen Haushaltslage eine große Kraftanstrengung.“ Deswegen werde das Budget für den Jahrgang 2006 nun 100 Euro betragen.

Gleichzeitig wird in Roths Verwaltung darauf gesetzt, dass Kulturanbietende verstärkt mit besonderen, vergünstigten Angeboten Jugendliche mit Kulturpass ansprechen und diese damit über die 100 Euro hinaus profitieren können. Der Kulturbereich wurde demnach bereits kräftig unterstützt: Bisher gab es per Kulturpass rund 1,1 Millionen Reservierungen im Wert von rund 22 Millionen Euro.

Buchhandel hat besonders stark vom Kulturpass profitiert

Besonders stark profitiert vom Kulturpass hat der Buchhandel. Dort wurden bundesweit rund 60 Prozent der Reservierungen verzeichnet. In Stadt- und Landkreis Karlsruhe lagen diese Werte sogar bei rund zwei Dritteln. Nach Einschätzung der Branche hängt das große Lese-Interesse junger Menschen mit der starken Online-Präsenz von Lesetipps zusammen, vor allem über das Format BookTok auf der Plattform TikTok.

Ebenfalls relativ viele Reservierungen wurden in den Kinos verzeichnet. Die Zahlen bei Museen und Theatern hingegen lassen noch offen, inwieweit Roths Schlussfolgerung zutrifft. Die Kulturstaatsministerin hatte bilanziert, diese neue Form von Kulturförderung führe „eine ganz bestimmte Gruppe wieder an Kultur heran, die entweder noch gar nicht Kulturangebote wahrgenommen hat oder vor allem in Bezug auf das Erleben von Kultur vor Ort entwöhnt wurde durch Corona.“

Musikhäuser in Region Karlsruhe erlebten Kulturpass-Ansturm

Bemerkenswert in der Bilanz des Vorjahres war zumindest in der Region Karlsruhe ein Phänomen zum Jahresende: Wie eine Recherche dieser Redaktion ergab, hatte es vor Weihnachten gewissermaßen „Panikkäufe“ an Instrumenten gegeben. So schöpfte das Musikhaus Schlaile in seinen beiden Filialen in Pforzheim und Karlsruhe beim Verkauf von Instrumenten mit Kulturpass-Unterstützung rund 25.000 Euro ab.

Auslöser für den Ansturm war wohl die Annahme etlicher Kulturpass-Benutzer, das Budget von 200 Euro nur bis zum Jahresende nutzen zu können. Erst kurz vor Weihnachten war bekannt geworden, dass bereits freigeschaltete Budgets auch 2024 noch genutzt werden können.

Für den Gesamthaushalt sieht Roth nach „nicht einfachen Verhandlungen“ eine Stabilisierung der Mittel für den Kulturbereich. „Das ist ein sehr wichtiges Signal für die Stärkung der Kultur gerade in Krisenzeiten“, sagte die Kulturstaatsministerin. Für Kultur- und Medienpolitik stünden 2024 insgesamt rund 2,3 Milliarden Euro zur Verfügung. Der Etat 2023 lag bei 2,4 Milliarden Euro inklusive rund 100 Millionen Euro Anschubfinanzierung für den Kulturpass.

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