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Bundestagswahl 2021

Zukunft der Rente: Müssen wir alle länger arbeiten?

Die gesetzliche Rente steht vor großen Herausforderung. Im nächsten Jahrzehnt scheiden die geburtenstarken Jahrgänge aus dem Arbeitsmarkt aus. Experten fordern daher eine längere Lebensarbeitszeit. Doch in ihren Wahlprogrammen halten sich die Parteien mit konkreten Forderungen zurück.

ARCHIV - 17.06.2013, Berlin: Zwei Rentner sitzen im Schatten des Schlossparks Charlottenburg auf einer Bank. Verbraucherschützer fordern ein Verbot von bestimmten Mehrfachkosten bei Riester-Rentenversicherungen. (zu dpa «Verbraucherschützer: Mehrfachkosten bei Riester-Renten unterbinden») Foto: Ole Spata/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Länger arbeiten? Mit Blick auf die demografische Entwicklung fordern Experten eine Kopplung der Lebensarbeitszeit an die Lebenserwartung. Doch davon wollen die meisten Parteien nichts wissen. Foto: Ole Spata/dpa

Die Rente mit 67 kommt schrittweise. Die Angehörigen des Geburtsjahrgangs 1964 sind die ersten, die bis zu ihrem 67. Geburtstag arbeiten müssen, wenn sie ohne Abschläge in den Ruhestand gehen wollen.

Doch nach Ansicht von Experten reicht das nicht aus, um die drohenden Finanzprobleme in der Rentenkasse nach dem Jahr 2030 in den Griff zu bekommen.

Davon allerdings wollen die Parteien nichts wissen, die Angst ist groß, die Über-60-Jährigen, mit einem Anteil von 38 Prozent die größte Wählergruppe, zu verprellen. Unser Redaktionsmitglied Martin Ferber vergleicht die Wahlprogramme.

CDU/CSU: Neustart bei der Riester-Rente

Die Union hält sich mit konkreten Aussagen zurück. „Die beste Rentenpolitik ist eine gute Wirtschaftspolitik“, heißt es in ihrem Wahlprogramm. Und sie verspricht: „Wir werden die Rentnerinnen und Rentner weiterhin verlässlich an der allgemeinen Einkommensentwicklung beteiligen.“

Man behalte das Vorsorgeniveau im Auge und schütze die Beitragszahlerinnen und Beitragszahler vor Überforderung. Von einer Verlängerung der Lebensarbeitszeit ist nicht die Rede, stattdessen wolle die Union „den Menschen helfen, das tatsächliche Renteneintrittsalter zu erreichen“.

Zudem plädieren CDU und CSU für eine Stärkung der betrieblichen Altersvorsorge und sprechen sich mit Blick auf die Riester-Rente für einen „Neustart“ aus. Die Union will auch ein Konzept für eine „neue Form der kapitalgedeckten Altersvorsorge“ entwickeln. Die CSU fordert im Alleingang eine Erhöhung der Mütterrente.

SPD: Rentenniveau bei 48 Prozent halten

Für die SPD ist eine gute und verlässliche Rente ein Ausdruck von „Respekt und Wertschätzung der Arbeit“. Damit der erworbene Lebensstandard im Alter nicht erheblich sinkt, verspricht die Partei ein dauerhaftes Rentenniveau von mindestens 48 Prozent. Eine weitere Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters wird abgelehnt, vielmehr soll es für langjährig Versicherte weiterhin möglich sein, schon früher abschlagsfrei in Rente gehen zu können.

Langfristig sollen auch Selbstständige, Beamte, Angehörige freier Berufe sowie Mandatsträger in das System der gesetzlichen Rentenversicherung einbezogen werden. Auf Dauer soll auch die betriebliche Altersvorsorge ausgeweitet werden. Die Riester-Rente will die SPD durch ein neues standardisiertes Modell ersetzen, das nach schwedischem Vorbild auch von einer öffentlichen Institution angeboten wird.

FDP: Altersvorsorge nach dem Baukasten-Prinzip

Unter der Überschrift „Enkelfitte Rente“ macht sich die FDP für weitreichende Reformen stark. So plädiert sie für eine Flexibilisierung des Renteneintrittsalters nach schwedischem Vorbild. Das passe besser zu vielfältigen Lebensläufen. Zudem soll die Altersvorsorge nach dem „Baukastenprinzip“ organisiert werden: Bausteine aus gesetzlicher, betrieblicher und privater Rente können individuell kombiniert und an die jeweilige Lebenslage angepasst werden.

Mit einer „Basis-Rente“ wollen die Liberalen die Altersarmut bekämpfen, gleichzeitig schlagen sie vor, die gesetzliche Rente mit der Einführung einer Aktienrente auf ein zweites Bein zu stellen. Darüber hinaus planen sie an Stelle der Riester-Rente die Einführung eines Altersvorsorge-Depots, das die staatliche Förderung mit den Rendite-Chancen am Kapitalmarkt verknüpft.

Grüne: Grundrente wird zur Garantierente

Wie die SPD fordern auch die Grünen eine Umwandlung der gesetzlichen Rentenversicherung in eine Bürgerversicherung, in die perspektivisch alle einbezogen werden. Die langfristige Sicherung des Rentenniveaus bei mindestens 48 Prozent „hat für uns hohe Priorität“. Um Belastungen der Beitragszahler wie der Wirtschaft zu begrenzen, müsse notfalls der Steuerzuschuss erhöht werden.

Im Kampf gegen Altersarmut soll aus der Grundrente eine „Garantierente“ werden, die deutlich mehr Menschen einbezieht und finanziell besserstellt. An der Rente mit 67 halten die Grünen fest, allerdings wollen sie es Menschen leichter machen, selber zu entscheiden, wann sie in Rente gehen wollen, auch später.

Ausdrücklich sprechen sie sich für eine kapitalgedeckte Altersvorsorge als sinnvolle Ergänzung der gesetzlichen Rente aus. Dafür soll ein öffentlich verwalteter Fonds eingerichtet werden, in den alle einbezahlen, die nicht ausdrücklich widersprechen.

Linke: Mindestrente von 1.200 Euro

Das wiederum lehnt die Linke kategorisch ab. „Die Rente darf nicht über Kapitalmärkte ,gesichert‘ werden – dann ist sie unsicher.“ Vielmehr müsse sie weiterhin zu gleichen Teilen von Unternehmen und Beschäftigten finanziert werden. Als ihr „Kernprojekt“ bezeichnet die Partei die Einbeziehung aller Erwerbstätigen in die gesetzliche Rentenversicherung.

Das Rentenniveau soll wieder auf 53 Prozent angehoben werden, zudem plant die Linke die Einführung einer „solidarischen Mindestrente“ von 1.200 Euro, die aus Steuern finanziert und regelmäßig am 1. Juli im selben Maß erhöht wird wie die gesetzliche Rente. Die Riester-Rente soll abgeschafft und auf freiwilliger Basis in die gesetzliche Rente überführt werden.

Die Rente mit 67 muss zurückgenommen werden, bereits ab 65 müsse man abschlagsfrei in Rente gehen dürfen. Und nach 40 Beitragsjahren soll dies bereits ab 60 Jahren möglich sein. Wie dies alles finanziert werden soll, bleibt offen.

AfD: Höherer Steuerzuschuss ohne Steuererhöhung

Die AfD schließlich erteilt der „entwürdigenden und ungerechten Rentenpolitik der Altparteien“ eine Absage, will aber auch das Rentensystem für die Jungen „bezahlbar halten“. Um Beitragserhöhungen zu verhindern, fordert die AfD höhere Bundeszuschüsse, die aber nicht durch Steuererhöhungen finanziert werden dürfen. „Vielmehr sind die Steuerzuschüsse zur Rente durch konsequente Streichungen von ideologischen Politikmaßnahmen, beispielsweise in der Migrations-, Klima- und EU-Politik, gegenzufinanzieren.“

Die Entscheidung über den Eintritt in die Rentenphase gehöre in die Hand des Einzelnen, wer länger arbeitet, soll entsprechend mehr Rente bekommen. Um Familien zu entlasten, will die AfD dafür sorgen, dass die Eltern 20.000 Euro der Beiträge zur Rentenversicherung erstattet bekommen, ohne dass sich ihre Rentenansprüche dadurch verringern.

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