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Kommentar

KSC-Aufstieg: mühsam, aber verdient

Das werden feuchtfröhliche 404 Kilometer bis in den heimischen Karlsruher Wildpark: Der Jubel nach dem Schlusspfiff an diesem Mai-Samstag im Münsteraner Preußenstadion erreichte in Sachen Lautstärke den Dezibel-Bereich eines Motörhead-Konzerts. Der Karlsruher SC ist wieder da, wo er nach seinem eigenen Selbstverständnis und dem seiner Fans mindestens hingehört: in der 2. Bundesliga. Der Aufstieg ist verdient, wenn auch etwas mühsam.

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Der Aufstieg des Karlsruher SC ist vollkommen verdient. Foto: N/A

Das werden feuchtfröhliche 404 Kilometer bis in den heimischen Karlsruher Wildpark: Der Jubel nach dem Schlusspfiff an diesem Mai-Samstag im Münsteraner Preußenstadion erreichte in Sachen Lautstärke den Dezibel-Bereich eines Motörhead-Konzerts. Die 3000 mitgereisten Karlsruher verlegten die Party direkt auf den Rasen.  Ausgelassen und laut wird sicher auch die Heimfahrt des blau-weißen Feier-Express auf den Autobahnen 1, 45 und 5 in Richtung Baden. Der Karlsruher SC ist wieder da, wo er nach seinem eigenen Selbstverständnis und dem seiner Fans mindestens hingehört: in der 2. Bundesliga. Der Aufstieg ist verdient, wenn auch etwas mühsam.

In der kommenden Saison ist erstmal Schluss mit Gastspielen in der schwäbischen Provinz in Großaspach oder Besuchen in der westfälischen Bedeutungslosigkeit in Lotte. Stattdessen heißt es: Hallo Dresden, Darmstadt oder St. Pauli. Und vielleicht bleibt ein "Schwergewicht" ebenfalls zweitklassig, Stichwort: HSV. Auch die Liga-Zugehörigkeit des Teams aus dem Talkessel in der Landeshauptstadt ist noch nicht fix! Ein mögliches Duell gegen den VfB lässt die KSC-Fans bereits heute träumen.

Gejagt von vielen

Vergleicht man die vergangenen beiden Spielzeiten, ist die Konstanz der Badener in der schwer einschätzbaren Dritten Liga durchaus beeindruckend. Beide Saisons ähneln sich bis dato – der KSC hat wie in der Spielzeit 2017/18 eine fast ähnliche Anzahl an Siegen, Niederlagen oder Unentschieden. Vor einem Jahr hinderte nur die Existenz der beiden Ausnahme-Mannschaften FC Magdeburg und SC Paderborn den KSC am direkten Aufstieg. In dieser Saison gehörten die Karlsruher – neben dem VfL Osnabrück – selbst zum Duo der Gejagten. Und konnte von den Verfolgern bis heute - zwar kurzzeitig eingeholt - aber niemals geschnappt werden.

Nehmerqualitäten wie Boxer

Trotzdem haben sich die Karlsruher im Verlauf der bis dato 36 Drittliga-Partien durchaus den ein oder anderen Ausfall erlaubt. Besonders das Offensivspiel war häufig nicht aus der Kategorie: in Schönheit gestorben. Eher: Vorne wird der liebe Gott – oder der liebe Pourié – schon helfen. Mühsam, so die treffendste Beschreibung mancher KSC-Partien. Zumindest defensiv war der KSC über weite Teile der Runde sattelfest. Doch Tiefschläge wie die Niederlagen gegen Wiesbaden, leichte Unruhen im Umfeld in Sachen Stadion oder kurze Sieglos-Serien haben vielen Fans die Sorgenfalten auf der Stirn vergrößert. Doch die Mannschaft von Trainer Alois Schwartz schüttelte all die schmerzlichen Erfahrungen ab und ließ sich von den Niederschlägen nicht allzu lange unterkriegen. Bei Boxern spricht man dann gerne von Nehmerqualitäten.

Nicht immer glanzvoll

Auch, wenn gelegentlich die fehlende Qualität der Dritten Liga angesprochen wird, muss berücksichtigt werden, dass mit dem 1. FC Kaiserslautern, Eintracht Braunschweig oder dem neureichen KFC Uerdingen durchaus Potential vorhanden ist. Potential, das sich schlicht und ergreifend nicht durchgesetzt hat.

Die Beispiele der Trostlos-Darbietungen des FCK oder der im Abstiegskampf feststeckenden Braunschweiger zeigen, dass Qualität und Namen nicht immer auch Erfolg versprechen. Auch die direkte Konkurrenz ließ mehr Federn als der KSC. Deshalb ist der Aufstieg verdient. Denn Karlsruhe hat seine "Pferdestärken" über den Großteil der Saison auf den Rasen gebracht – wenn auch nicht immer glanzvoll.

Wiedergutmachung und Stütze

Vor einem knappen Jahr herrschte noch die Ernüchterung der erneuten Drittliga-Tristesse im Wildpark. Die verpatzte Aufstiegsrelegation gegen Erzgebirge Aue war für viele, deren Herz blau-weißes Blut durch die Gefäße pumpt, ein Schnitt in die Hauptschlagader.

Der Aufstieg im Folgejahr ist nun mehr als nur Wiedergutmachung. Er ist hoffentlich eine Stütze für die Zukunft – auch wirtschaftlich. Denn in Liga zwei können Sportdirektor Oliver Kreuzer und Co mit einem Acht-Millionen-Etat planen.

Die Welle reiten

Dieses Geld ist in Anbetracht der schwerer werdenden Aufgaben in der höheren Spielklasse wichtig. Der Kader muss in der Breite verstärkt und auf ein paar Positionen entscheidend nachjustiert werden. In Anbetracht der vergangenen turbulenten KSC-Jahre wäre eine ruhige Saison ohne Bibbern und Turbulenzen gut für das Seelenheil der Fans. Verdient hätten sie es! Darum gilt: Handschuhe hoch, Nehmerqualitäten bewahren und ab auf die Aufstiegseuphorie-Welle – reiten!

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