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Mehrwegtaschen als Alternative

Geplantes Plastiktüten-Verbot ist umstritten

Plastiktüten – für die einen sind sie eine praktische Hilfe beim Einkauf, für die anderen die Umweltsünde schlechthin. Die Entscheidung für oder gegen die Tüte soll den Kunden demnächst aber ohnehin abgenommen werden: Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) hat einen Gesetzentwurf zum Verbot von Kunststofftragetaschen auf den Weg gebracht.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze hat den Plastiktüten den Kampf angesagt und ein Gesetz gegen die Einmaltragetaschen auf den Weg gebracht.
Bundesumweltministerin Svenja Schulze hat den Plastiktüten den Kampf angesagt und ein Gesetz gegen die Einmaltragetaschen auf den Weg gebracht. Foto: Woitas/dpa

Plastiktüten – für die einen sind sie eine praktische Hilfe beim Einkauf, für die anderen die Umweltsünde schlechthin. Die Entscheidung für oder gegen die Tüte soll den Kunden demnächst aber ohnehin abgenommen werden: Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) hat einen Gesetzentwurf zum Verbot von Kunststofftragetaschen auf den Weg gebracht. Demnach sollen Geschäfte ab 2020 keine Tüten herausgeben dürfen, die „dazu bestimmt sind, in der Verkaufsstelle mit Waren gefüllt zu werden“.

Für Steffen Jost ist das ein Skandal. „Durch das Verbot müssen Geschäfte auf Papiertüten umsteigen“, sagt der Geschäftsführer der Jakob Jost GmbH mit Modehaus in Bruchsal. „Papier ist aber kein Ersatz, der ökologisch sinnvoll ist“, betont Jost.

Nabu fordert Abgabe auf alle Einwegtaschen

Dem schließt sich der Naturschutzbund Deutschland an. Papiertüten seien zwar in der Umwelt leichter abbaubar, hätten sonst allerdings keine bessere Ökobilanz als Plastik. Das liege daran, dass Papiertüten nur selten aus Altpapier bestünden. Demnach werden für die Tragetaschen große Mengen Holz, Energie und Wasser sowie Chemikalien benötigt. Der Nabu fordert darum eine gesetzliche Abgabe auf alle Einwegtaschen und appelliert an die Kunden, Mehrwegtaschen zu nutzen.

Derartige Alternativen gibt es mittlerweile in Supermärkten direkt an der Kasse. Die Edeka Handelsgesellschaft Südwest mit Sitz in Offenburg beispielsweise bietet laut Pressesprecher Florian Heitzmann den Kunden Mehrwegtragetaschen aus Recycling-PET an.

Auch Sebastian Bayer, Geschäftsführer für Marketing und Beschaffung des Karlsruher Unternehmens dm, sagt: "Unsere Kunden können selbst entscheiden, ob sie eine Recycling-Papiertragetasche, einen stabilen Falt-Shopper, eine kleine oder große Permanenttragetasche aus alten PET- und Getränkeflaschen oder eine Bio-Baumwolltasche, die für zwei Euro Pfand im dm-Markt erworben und jederzeit umgetauscht werden kann, verwenden möchten."

Wir haben massive Kritik von unseren Kunden bekommen

In den Modeläden von Jost kann man stabile Mehrwegtaschen aus Polyester kaufen. Er selbst hat in den letzten drei Jahren die Beobachtung gemacht, dass die Nachfrage nach Einwegtragetaschen stark abgenommen hat. Dennoch bietet der Präsident des Bundesverbands des Deutschen Textileinzelhandels weiterhin gratis Plastiktüten an, wenn auch seit Januar aus recyceltem Material.

Der freiwilligen Selbstverpflichtung des Handels, Plastiktüten ab 2016 nicht mehr kostenlos anbieten, hatte er sich nach eigenen Angaben nur drei bis vier Monate lang angeschlossen. Der Grund: „Wir haben massive Kritik von unseren Kunden bekommen.“ Bei Mode sei schließlich nicht jeder Kauf ein Plankauf und die Ware sei, anders als im Lebensmittelhandel, nicht verpackt.

Dünnwandige Tüten laut Nabu ökologischer als Vorverpackungen

Genau diese Vorverpackung kritisiert der Nabu, jedenfalls, wenn sie Obst und Gemüse verhüllt. Eine Studie des Nabu zeigt, dass 63 Prozent des Obsts und Gemüses in Deutschland verpackt verkauft wird. Die dünnwandigen Plastiktüten, in die Kunden lose Ware selbst abfüllen können, seien allerdings um einiges materialeffizienter als die Vorverpackungen. Aus diesem Grund plant auch Umweltministerin Schulze kein Verbot der sogenannten „Hemdchentüten“. Dennoch empfiehlt sie stattdessen mehrfach benutzbare Beutel für Obst und Gemüse.

Mehrwegnetze statt Plastiktüten

Diese Mehrwegnetze gibt es ebenfalls bei Edeka Südwest – allerdings aus Polyester-Mesh, also Kunststoff. In der Karlsruher Niederlassung des Biomarkts Füllhorn können Kunden Mehrwegnetze erwerben, entweder ebenfalls in der Plastikvariante oder aus Baumwolle. „Baumwolle ist nicht regional und benötigt sehr viel Wasser“, gibt Marktleiterin Tina Schäfer dabei zu bedenken. Völlig richtig könne man es nicht machen.

Darum ermuntert sie die Kunden, das lose Gemüse einfach in einem alten Karton aus dem Laden auf dem Fahrradgepäckträger zu transportieren. Somit werde der Karton recycelt und die Ware komme sicher nach Hause – ganz ohne zusätzliche Kosten oder Plastik.

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