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Billigangebot sorgt für Schlangen

Anstehen in Pforzheim: 9-Euro-Ticket ruft Ausflügler auf den Plan

Das 9-Euro-Ticket lockt Schnäppchenjäger. In Pforzheim stehen viele Interessenten beim DB-Reisezentrum und dem VPE-Kundencenter in der Deimlingstraße an.

Junger Mann mit drei 9-Euro-Tickets am Pforzheimer Hauptbahnhof
Lohnt sich: Für Student Deni Skejic kommt das Angebot zur richtigen Zeit: Sein Semesterticket läuft Ende Mai ab, jetzt hat er sich je ein 9-Euro-Ticket für die nächsten drei Monate gekauft. Foto: Claudia Kraus

Eine beträchtliche Schlange hat sich vor dem Reisezentrum der Deutschen Bahn im Pforzheimer Hauptbahnhof gebildet.

Die meisten stehen für ein 9-Euro-Ticket an. So auch eine Seniorin, für die das Angebot attraktiv ist, weil sie auf diese Weise kostengünstig mit Freunden Tagesausflüge innerhalb Baden-Württembergs unternehmen kann: Richtung Bodensee oder Schwäbische Alb. Sie ist allerdings verärgert. „Ich fühle mich verarscht, es hieß, man könnte die Tickets ab Samstag kaufen.“ Sie sei aber auf Montagfrüh vertröstet worden.

Interessenten haben vielfach Informationsbedarf

Dafür wird sie am Montagvormittag immerhin schon nach zehn, 15 Minuten bedient. An den Schaltern sitzen drei, vier DB-Angestellte, die der Kundschaft geduldig die Bedingungen erläutern. Nein, nach Holland könne sie damit nicht fahren, teilt eine Mitarbeiterin einer anderen Kundin mit. „Das Ticket gilt überall in Deutschland für den regionalen Verkehr.“

Deni Skejic hat sich ebenfalls in die Schlange gestellt. Der Pforzheimer studiert in Germersheim Sprachen und braucht ein neues Semesterticket, weil sein jetziges zum 31. Mai ausläuft.

„Es kostet normalerweise 168,90 Euro“, berichtet er. Am Schalter erfährt er zwar, dass das Schnäppchenangebot der Bahn nicht mit dem Semesterticket für den Herbst verrechnet werden kann. „Es gibt noch keine Regelung dafür.“ Geld spart er trotzdem. Er kauft je ein 9-Euro-Ticket für Juni, Juli und August.

Attraktiv auch für Bahncard-Inhaber

„Für mich ist das ganz toll“, freut sich eine Kämpfelbacherin. Eine Tageskarte koste sie bereits 5,80 Euro, „für die zwei Stationen bis Pforzheim“, wie sie erklärt.

Nun hat sie Urlaub und will auch ein bisschen in der weiteren Umgebung umherfahren – wie die Pforzheimerin vor ihr in der Schlange: „Ich bin sehr gespannt, denn ich glaube, dass es ganz arg voll werden wird in den Bussen und Bahnen. Aber für neun Euro kann man das ausprobieren. Notfalls fahre ich wieder Auto.“ Swetlana Drebant fährt meistens auch innerhalb von Pforzheim Auto. Nun will sie es stehen lassen und auch am Wochenende mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren.

Warten aufs 9-Euro Ticket: Beim Kundencenter des VPE in der Deimlingstraße bilden sich am Montag immer wieder kleine Schlangen. Diese Kundinnen wollen alle das Schnäppchenangebot für den Nahverkehr kaufen.
Warten aufs 9-Euro Ticket: Beim Kundencenter des VPE in der Deimlingstraße bilden sich am Montag immer wieder kleine Schlangen. Diese Kundinnen wollen alle das Schnäppchenangebot für den Nahverkehr kaufen. Foto: Claudia Kraus

Thomas Hauer wohnt in Düsseldorf und besucht regelmäßig seine in Neuenbürg lebende Mutter. „Ich habe kein Auto und fahre immer mit der Bahn.“ Für den Inhaber einer Bahncard 50 ist das 9-Euro-Ticket ein tolles, zusätzliches Angebot.

„Sie können die Tickets auch am Automaten holen, gleich komplett für drei Monate“, ruft ein Rentner in die Schlange und wedelt mit drei Fahrkarten.

Zum ersten Mal im Leben bekommen wir etwas billig.
Zeljka Bartovcak, Kundin

Aber viele Interessenten bevorzugen den persönlichen Kontakt. Auch beim Kundencenter des Verkehrsverbunds Pforzheim-Enzkreis (VPE) in der Deimlingstraße steht daher eine kleine Schlange von 9-Euro-Ticket-Interessenten. Die Stimmung ist prächtig. „Es ist das erste Mal in unserem Leben, dass wir etwas billig bekommen“, sagt Zeljka Bartovcak und strahlt.

„Wenigstens für drei Monate.“ Karin Hagen steht hinter ihr und freut sich ebenso. Normalerweise habe sie eine Monatskarte, berichtet sie. Neben Fahrten nach Bad Wildbad und zur einen Tochter in Söllingen, ist nun auch eine Reise zur anderen Tochter in Düsseldorf drin. „Jetzt gönne ich mir was, und Zeit dafür habe ich auch.“

Wie viele Tickets von dem Schnäppchenangebot bislang verkauft wurden, dazu kann VPE-Sprecher Axel Hofsäß nichts sagen. Die Daten kämen frühestens am 20. des nächsten Monats, erklärt er. Mit dem 9-Euro-Ticket bestückt seien aber sehr viele Verkaufssysteme: Fahrscheindrucker im Bus, Automaten, Vorverkaufsstellen. Und es gibt die Option des Handytickets.

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