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Polizei ermittelt

Bombendrohung: Rathaus in Pforzheim evakuiert

Bombendrohung gegen das Rathaus Pforzheim: Alle drei Rathausgebäude sind Mittwochmorgen evakuiert worden. Polizei und Feuerwehr bildeten einen Einsatzstab. Nach etwa drei Stunden gab die Polizei Entwarnung. Ähnliche Bedrohungslagen hatte es in weiteren Städten gegeben. Unter anderem in Erfurt und Zwickau. Jetzt sucht die Polizei nach den Tätern.

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BEDROHUNGSLAGE: Beschäftigte verlassen am Mittwochvormittag das Rathaus Pforzheim Foto: Frankenreiter

Die erste Entwarnung kommt kurz nach 12.30 Uhr. In einem verdächtigen Rucksack im Eingangsbereich des neuen Rathauses hatte das Entschärfungskommando lediglich Kleidungsstücke gefunden. Dies erfährt Pforzheims Feuerwehrkommandant Sebastian Fischer per Anruf während der Pressekonferenz zur Bedrohungslage. Um 13.20 Uhr ist wieder Arbeiten angesagt in der Pforzheimer Stadtverwaltung.

Erst am Dienstag war im saarländischen Saarlouis eine Bombendrohung im Rathaus eingegangen. In einer E-Mail sei geschrieben worden, dass sich in dem Gebäude ein Rucksack mit Sprengstoff befinde, hieß es von der Polizei. Das Rathaus wurde geräumt, die Polizei fand aber keine Bombe und bewertete die Drohung im weiteren Verlauf als „nicht ernstzunehmend“.

Bundesweites Aufsehen

Bundesweites Aufsehen hatten bereits Drohungen erregt, in deren Folge am 26. März in mehreren Städten Rathäuser, Verwaltungsgebäude und ein Kindergarten evakuiert worden waren. Betroffen waren seinerzeit Augsburg, Göttingen, Kaiserslautern, Chemnitz, Neunkirchen im Saarland und Rendsburg in Schleswig-Holstein. Einrichtungen waren über mehrere Stunden lahmgelegt, gefunden wurde nichts. Auch bei anderen Städten waren damals Drohungen eingegangen, aber als nicht ernsthaft eingestuft worden.

Oberbürgermeister behält die Nerven

Nach BNN-Informationen ging die Drohung zunächst per E-Mail bei der Poststelle der Stadtverwaltung ein. OB Peter Boch erreichte die Nachricht vom Absender "Der Widerstand" weitergeleitet, erzählt er später bei der Pressekonferenz. Der ehemalige Polizist behält die Nerven, reagiert ruhig, wie Zeugen berichten. Er informiert die Polizei und die Amtsleiterrunde, die gerade bei ihm versammelt ist und zu der auch Feuerwehrkommandant Fischer gehört. Kurze Zeit später strömen die Rathausbediensteten auf den Marktplatz.

Boch bekam E-Mail-Drohung aufs Handy

Zuerst im Stadttheater, dann  im Congresscentrum finden die meisten der rund 300 Verwaltungsangestellten Schutz vor der Hitze. Die rund 40 Hauptamtlichen und 30 Ehrenamtlichen des DRK versorgen aber auch andere, die aus der Evakuierungszone von 300 Metern rund ums Rathaus raus müssen. Dass in der Alfons-Kern-Schule nahezu unberührt von der Aufregung Unterricht ist, liegt daran, dass die Bombe im Eingangsbereich zum neuen Rathaus vermutet wird.

Polizei: Menschen sollen Fußgängerzone in Pforzheim verlassen

Von der Schutzzone ist die gesamte Fußgängerzone bis zum "Dicken" betroffen. Mehrere Geschäfte werden evakuiert – Einkaufen ist erst wieder gegen 13 Uhr möglich. Passanten müssen die Fußgängerzone verlassen, die Zugänge zur Tiefgarage sind gesperrt. Mancher Passant reagiert mit Unverständnis auf die Forderungen der Polizei. Es gib zwar Anweisungen, aber selten Erklärungen. Insgesamt verläuft aber alles ruhig.

Auch bei der Polizei ist die Anspannung deutlich zu spüren. Ein Beamter an der Absperrung machte sich laut Luft: „Wenn da mal ein Terroranschlag wäre…“

Als nett und höflich beschreibt ein Mitarbeiter des Reisebüros L’Tur den Polizisten, der  zur Räumung „aus Sicherheitsgründen“ aufforderte. Der Mann findet es „schade, dass Unschuldige involviert werden“.

Wasser für Polizisten

In welchen Wellen die Evakuierungszone ausgedehnt wird, zeigt sich in der Blumenstraße. Bis 11.30 Uhr wird in den beiden Eiscafés dort ungestört Latte getrunken. Dann ist Schluss. Wer von der Östlichen her in Richtung Westliche will, muss zu diesem Zeitpunkt entweder über den Bahnhof oder beim Congresscentrum an der Enz entlang.

Während Polizisten immer wieder damit beschäftigt sind, Passanten zurückzupfeifen und diejenigen abzuwimmeln, die ihr Auto aufsuchen möchten, denkt Ercan Asker vom Imbiss Golden Döner praktisch. „Es ist so eine Hitze, niemand denkt an die Polizisten“, sagt der Mann und sorgt für Abhilfe.  Er sei nicht aufgefordert worden, zu gehen.  „Wenn sie sagen, dass ich auch zumachen muss, mach ich zu.“

Bombendrohung: Lagezentrum eingerichtet

Im provisorischen Lagezentrum im Jobcenter sind neben den Spitzen von Polizei, Feuerwehr und Rettungskräften auch Bürgermeisterin Sibylle Schüssler, Erster Bürgermeister Dirk Büscher sowie Oberbürgermeister Peter Boch vor Ort.

Zu den Hintergründen gibt es derzeit noch keine gesicherten Informationen. In den vergangenen Tagen kam es in mehreren deutschen Städten immer wieder zu ähnlichen Bedrohungslagen. Ein Sprecher des Polizeipräsidiums Karlsruhe wollte einen möglichen Zusammenhang nicht bestätigen. "Dafür ist es noch viel zu früh. Der Einsatz läuft noch."

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