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Etwa 400 Infizierte

Corona-Hotspot Müller-Fleisch in Birkenfeld: Studie klärt Ursache auf

Wie konnte es zu dem großen Corona-Ausbruch bei Müller-Fleisch in Birkenfeld kommen? Mit einer jetzt vorgelegten Studie glauben Gesundheitsamt und Veterinäramt in Pforzheim, eine Antwort gefunden zu haben.

Abviertelung von Rindern bei Müller Fleisch in Birkenau
120.000 Rinder pro Jahr werden bei Müller Fleisch in Birkenfeld nach Angaben des Unternehmens geschlachtet. Hier viertelt ein Mitarbeiter eines der Tiere. Foto: Müller-Fleisch

Die kalte und feuchte Arbeitsumgebung hat 2020 die Ausbreitung des Corona-Virus’ im Birkenfelder Unternehmen Müller-Fleisch begünstigt. Zu diesem Ergebnis kommt eine wissenschaftliche Aufarbeitung des Ausbruchs, über die der Enzkreis informiert.

Verfasst wurde die Abhandlung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Gesundheitsamtes und des Veterinäramtes in Pforzheim sowie des Landesgesundheitsamtes. Sie wurde jetzt in „Eurosurveillance“ veröffentlicht. Die Fachzeitschrift wird vom Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) der Europäischen Union herausgegeben.

„Der Ausbruch bei Müller-Fleisch war der bis dato größte Ausbruch im Enzkreis, in der fleischverarbeitenden Industrie in Baden-Württemberg und – bis zum Ausbruch bei Tönnies – der größte in Deutschland“, erläutert die Leiterin des Gesundheitsamtes, Brigitte Joggerst. Gut 400 Beschäftigte waren infiziert.

Betroffen waren vor allem Menschen in der Schlachtung und der Fleischverarbeitung.
Linda Koiou, Chefin des Veterinäramts

Schuld daran waren der Studie zufolge vor allem die Arbeitsbedingungen: „Aufgrund der kalten, feuchten Umgebung mit Temperaturen von vier bis sieben Grad Celsius hält sich das Virus dort lange“, wird Joggerst weiter zitiert. „Betroffen waren daher vor allem Menschen, die in der Schlachtung und der Fleischverarbeitung beschäftigt sind, darunter auch Bedienstete unseres Amtes“, ergänzt Linda Koiou, die das Verbraucherschutz- und Veterinäramt leitet.

Corona-Ausbruch bei Müller-Fleisch: Unterkünfte kein Risikofaktor

Auffällig war laut Joggerst, dass vor allem Arbeitsmigranten infiziert waren. Überlegungen, ob die engen Unterkünfte und der oft beengte Transport zur Arbeit Risikofaktoren darstellen, habe die Untersuchung nicht bestätigt.

Fast alle Erkrankungen von Müller-Fleisch-Beschäftigten verliefen glimpflich. Todesfälle wegen Corona gab es nicht. Ende Mai 2020 war der Ausbruch – nach Tausenden von Testungen und zwei Wochen ohne neue Fälle – beendet.

In Coesfeld und Bad Bramstedt sowie Deutschlands größtem fleischverarbeitenden Unternehmen Tönnies in Rheda-Wiedenbrück mit allein 1.400 Infizierten fing es zu diesem Zeitpunkt gerade erst an. Die jeweiligen Gesundheitsämter griffen bei der Bewältigung auch auf Erfahrungen im Enzkreis zurück.

So beschäftigten sie sich zum Beispiel mit der Arbeitsquarantäne für die rund 1.100 Müller-Fleisch-Beschäftigten in Birkenfeld. Auch die Politik zog Konsequenzen und beschloss strengere Regeln für die Fleischindustrie. Müller-Fleisch selbst überarbeitete sein Hygienekonzept, was zu einem langfristig angelegten „Pandemieplan 2.0“ führte.

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