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Austausch mit Gleichgesinnten

Wenn Corona nicht endet: Long-Covid-Selbsthilfegruppe gründet sich im Enzkreis

Betroffene aus dem Enzkreis, die seit über einem Jahr mit Langzeitfolgen von Covid-19 kämpfen, tauschen sich in einer Selbsthilfegruppe aus. Hier finden sie vor allem Verständnis, Hilfe und Trost. Bundesweit gründen sich immer mehr solcher Gruppen.

ARCHIV - ILLUSTRATION - Das Symbolfoto zeigt eine Frau vor einem Computer in Köln (Archivfoto mit Zoomeffekt vom 24.06.2010). Unternehmen sollen ihre Mitarbeiter nach dem Willen von Arbeitsministerin  von der Leyen (CDU) besser vor Stress durch Computer und Smartphones schützen. Dazu seien klare Regeln nötig, sagte sie der «Bild»-Zeitung. «Das Arbeitsschutzgesetz verlangt mit seinem knallharten Strafenkatalog von jedem Chef, dass er Körper und Geist seiner Mitarbeiter aktiv schützt - werktags genauso wie am Wochenende», sagte die Ministerin. Foto: Oliver Berg dpa (zu dpa vom 12.06.2012)  +++(c) dpa - Bildfunk+++ | Verwendung weltweit
Langer Leidensweg: Viele Corona-Patienten kämpfen mit Langzeitfolgen und einer Reihe von Beschwerden, unter anderem Erschöpfung und Konzentrationsschwierigkeiten. In einer Selbsthilfegruppe, die sich vor sechs Monaten gegründet hat, tauschen sich Betroffene aus dem Enzkreis aus. Foto: Oliver Berg

Druck auf der Brust, Schwäche und Kopfschmerzen, „wie ich sie noch nicht erlebt habe“ – das waren einige der Symptome, unter denen Frank Berzau litt, als er an Covid-19 erkrankte. Trotzdem sei der Verlauf im Sommer 2020 relativ mild gewesen und er habe sich schnell besser gefühlt, erzählt der Neuhausener.

Nach einigen Wochen setzte aber das ein, mit dem der 57-Jährige noch heute zu kämpfen hat: Post-Covid-Syptome. Vor allem seine Erschöpfungszustände machten ihm lange zu schaffen: „Ich habe jede Nacht zehn bis zwölf Stunden geschlafen.“ Begleitet wurde die Erschöpfung von innerer Unruhe, Herzrasen und Tinnitus bis hin zu Panikattacken.

Das Schlimmste war, dass die Langzeitfolgen der Corona-Erkrankung vor einem Jahr noch weitgehend unbekannt gewesen seien und er das Gefühl hatte, „es passiert etwas in meinem Körper, aber ich weiß nicht was“, erinnert sich der Familienvater. Hinzu kommt, dass ihn die Fachärzte, von denen er sich untersuchen ließ, für kerngesund hielten.

Long Covid wird oft spät erkannt

Auch sein Hausarzt schien ihm nicht so recht zu glauben, wenn er ihm seine Symptome schilderte. Auf Verständnis stieß der IT-Berater, der bei einer amerikanischen Firma angestellt ist, bei seinen Vorgesetzten, da in den USA Fälle von Long Covid oder Post Covid schon bekannt waren.

Seine Strategie war, so viel zu schlafen wie möglich und ganz langsam habe sich sein Zustand verbessert. Einen deutlichen Schritt nach vorne habe er nach seiner ersten Corona-Impfung im vergangenen April gemacht, so Berzau.

Ich konnte mit Leuten sprechen, die mich verstehen.
Frank Berzau, Long-Covid-Betroffener

Dennoch suchte er nach Betroffenen, denen es ähnlich ging wie ihm. Er nahm Kontakt zu einer neuen Selbsthilfegruppe auf, deren Mitglieder ebenfalls unter Langzeitsymptomen von Covid-19 leiden. „Das hatte den Vorteil, dass ich mit Leuten sprechen konnte, die mich verstehen. Das hilft und entspannt.“

Globuli nimmt er außerdem nach einem Tipp von einem anderen Mitglied der Selbsthilfegruppe als Mittel gegen den Druck auf der Brust, gegen Tinnitus und die innere Unruhe. Berzau hofft, dass sich sein Zustand weiter verbessert. Heute habe er die Energie, acht Stunden am Tag zu arbeiten. Den meisten der insgesamt acht Mitgliedern der Selbsthilfegruppe, die alle im Enzkreis leben, gehe es nach langer Zeit besser.

Ihre Energie müssten sie aber einteilen und sie reiche in der Regel gerade für die Bewältigung des Alltags, erzählt Initiatorin Annette Schiefner. Die Schulsozialarbeiterin aus Wiernsheim war vor einem Jahr an Corona erkrankt. Danach sei sie lange nicht gesund geworden, erzählt sie: „Es war wie bei einer Grippe, die nicht richtig weggeht.“

Mitglieder tauschen sich aus und geben Tipps

Da Ärzte ihr nicht helfen konnten, suchte sie nach ebenfalls betroffenen Menschen. Das Gesundheitsamt regte eine Selbsthilfegruppe an. Nach einem Zeitungsartikel meldeten sich mehrere Betroffene bei ihr. Der Zweck der Gruppe sei der Austausch von Erfahrungen und Tipps. Etwa zu Themen wie Ärzten, Reha, Symptomen oder Impfung. Die Mitglieder treffen sich derzeit alle vier Wochen in einem Zoom-Meeting oder tauschen sich per WhatsApp aus. Die Gruppe hat keinen offiziellen Namen, nennt sich aber „Long Covid – Lichtblick“.

Bisher einzige Long-Covid-Selbsthilfegruppe in der Region

Die „Lichtblick“-Gruppe sei die derzeit einzige in Pforzheim und dem Enzkreis, sagt Andrea Tese von der beim Gesundheitsamt angesiedelten Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe/Selbsthilfegruppen (KISS). KISS unterstütze bei Bedarf in der Gründungsphase – etwa durch Öffentlichkeitsarbeit. Wer Kontakt zur Long-Covid-Selbsthilfegruppe aufnehmen möchte, kann sich bei Tese melden.

Kontakt

Montags, dienstags und donnerstags von 8.30 bis 12.30 Uhr unter Telefon (07231) 308-9199 zu oder per E-Mail an andrea.tese@enzkreis.de

Weitere Infos gibt es im Internet unter www.enzkreis.de/selbsthilfe.

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