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Polizei präsentiert Zahlen

Kriminalstatistik zeigt: Pforzheim ist ein sicheres Pflaster

Die Kriminalstatistik des Polizeipräsidiums Pforzheim legt positiv stimmende Zahlen vor. Einen Anstieg von Straftaten gibt es dennoch.

Eine Seniorin tippt auf ihrem Smartphone. Die Bundesnetzagentur hat in diesem Jahr schon Tausende Rufnummern abgeschaltet, weil Kriminelle sich mit dem sogenannten Enkeltrick Geld ergaunern wollten. (zu dpa «Rufnummernmissbrauch: Behörde geht gegen Enkeltrick-Abzocke vor») +++ dpa-Bildfunk +++
Eine Seniorin tippt auf diesem Symbolbild auf ihrem Smartphone. Dass Kriminelle sich mit dem sogenannten Enkeltrick Geld ergaunern wollen, passiert auch in Pforzheim häufig. Laut Polizei liegen die einzelnen Schadenssummen dabei im fünf- und sechsstelligen Bereich.  Foto: Sebastian Gollnow picture alliance/dpa

Pforzheim ist die sicherste kreisfreie Großstadt im Ländle. Was das hiesige Polizeipräsidium in der Vergangenheit vielfach feststellte, untermauert die Behörde nun mit aktuellen Zahlen aus der Kriminalstatistik von 2023.

In puncto objektiver Sicherheit liegt die Goldstadt demnach mit 7.904 Straftaten, bezogen auf 100.000 Einwohner, auf Platz eins. Vor Ulm und Heilbronn.

In Pforzheim werden Menschen weniger oft Opfer eines Verbrechens als andernorts

Zum Vergleich: Karlsruhe steht mit einer Häufigkeitszahl von 5.820 registrierten Straftaten pro 100.000 Einwohner auf Platz neun.

Dass es bundesweit zu einem Anstieg von Straftaten gekommen ist, hat in den vergangenen Tagen eine große Kontroverse in Politik und Medien ausgelöst.

Zwar gab es auch im Bereich des Polizeipräsidiums Pforzheim mit den Landkreisen Enzkreis, Calw und Freudenstadt mehr Straftaten als im Vorjahr. Die Zahl stieg von 22.616 auf 24.537.

Rein faktisch werden jedoch Menschen in Pforzheim weniger oft Opfer von Verbrechen als in anderen Großstädten im Südwesten. Der Enzkreis ist unter den 35 Landkreisen übrigens der zweitsicherste.

Das Polizeipräsidium Pforzheim registrierte für seinen ganzen Bereich inklusive Landkreise 3.994 Straftaten pro 100.000 Einwohner und liegt demnach deutlich unter dem Landesschnitt von 5.272.

Objektive Sicherheitslage geht nicht mit Sicherheitsgefühl einher.
Christian Dettweiler
Polizeipräsident

Wieder einmal besteht die Crux darin, dass gefühlte und objektive Sicherheit auseinander klaffen. Auch wenn „die erfreulichen Zahlen den Negativaussagen mancher sogenannter Experten widersprechen“, erklärt Polizeipräsident Christian Dettweiler: „Zur Wahrheit gehört, dass die objektive Sicherheitslage gerade in der Stadt Pforzheim nicht mit einem entsprechenden Sicherheitsgefühl einhergeht.“

Objektiv nachweisbar ist wiederum, dass hiesige Ermittler die Aufklärungsquote im Vergleich zum Vorjahr um einen Prozentpunkt auf 63,6 steigern konnten.

Tatverdächtige sind hauptsächlich Männer

Die Kriminalstatistik hält fest: über drei Viertel der Tatverdächtigen sind männlich, die meisten von ihnen Deutsche. Deren Anteil liegt bei 57 Prozent gegenüber rund 43 Prozent ausländischer Tatverdächtiger.

Abgenommen haben Straftaten gegen das Leben – versuchte und vollendete Tötungsdelikte. 2022 ermittelte die Polizei in 28 Fällen, 2023 waren es 21. Hierbei verzeichnen die Ermittler traditionell eine hohe Aufklärungsquote, die diesmal bei 85,7 Prozent lag.

Mehr Körperverletzungen im öffentlichen Raum

Beim Anstieg der Straftaten spielen Körperverletzungen eine wichtige Rolle; die Polizei ordnet sie zu zwei Dritteln als „leicht“ein. Viele fanden im öffentlichen Raum statt. Mehr als die Hälfte der Tatverdächtigen war der Polizei bekannt.

Im Bereich der Straßenkriminalität machen Sachbeschädigungen und Diebstähle knapp 90 Prozent der Delikte aus. Diebstähle im Laden und rund ums Auto haben stark zugenommen. Laut Polizei sind oft Serientäter am Werk.

In den vergangenen Jahren wurden zunehmend Helfer zu Opfern. Dennoch verzeichnet die Polizei weniger Gewaltdelikte gegenüber eigener Kräfte, was sie etwa auf deren verbesserte Ausstattung mit Bodycams zurückführt.

Weniger Wohnungseinbrüche als im Vorjahr

17,6 Prozent weniger Wohnungseinbrüche weist die Statistik aus – dank intensiver Kontroll- und Streifentätigkeit sowie Präventionsmaßnahmen.

Bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung gibt es einen Anstieg um 58 Fälle auf 840, der Zuwachs betraf Pforzheim-Stadt und die Landkreise gleichermaßen. Besonders stark wirkt sich das bei sexuellem Missbrauch von Kindern und Jugendlichen aus.

Kinderpornografie: Jugendlicher in 38 Fällen beschuldigt

Viele Delikte spielen sich in Internet und sozialen Medien ab, beispielsweise das Versenden von Nacktbildern. Als einen Grund nennt die Polizei ein Sammelverfahren gegen einen Jugendlichen, der in mindestens 38 Fällen bundesweite Kinder aufforderte, pornografische Bilder von sich herzustellen und an ihn zu senden.

Großer Schaden durch „Enkeltrick“ und „Schockanrufe“

„Angeblicher Polizeibeamter“, „Enkeltrick“, „Schockanruf“: mit derlei Maschen setzen Betrüger bevorzugt ältere Menschen unter Druck und bringen sie zu Geldzahlungen. Dank der polizeilichen Präventionsmaßnahmen sowie sensibilisierter Angehöriger und Bankangestellter bleibt es vielfach beim Versuch.

Dennoch beziffern die Ermittler einen Vermögensschaden von insgesamt rund 700.000 Euro. Die einzelnen Schadenssummen lägen meist im fünf- und sechsstelligen Bereich. Uwe Carl, Leiter der Kriminalpolizeidirektion, rät: „Bleiben Sie misstrauisch.“ Niemals befragt die Polizei Menschen zu deren Vermögensverhältnissen am Telefon.

„Lassen Sie sich niemals zur Herausgabe von Geld oder Vermögenswerten überreden. Die Polizei tut so etwas nicht.“ Carl rät, das Telefon aufzulegen und sich bei der Polizei zu melden, die rund um die Uhr ansprechbar sei.

Zurück zum Thema Sicherheitsgefühl: Hier spielen nach Erfahrung der Polizisten neben der objektiven Lage und eigenem Erleben Alter, Geschlecht, finanzielle Situation, Sozialkontrolle im Wohnumfeld und vieles mehr eine Rolle.

Die Polizei leiste durch Präsenz an bestimmten Orten und konsequentes Einschreiten Präventionsarbeit. „Zu einem besseren oder realistischeren Sicherheitsgefühl müssen aber auch andere gesellschaftliche Kräfte, Politik, Kommunen, Justiz, Verbände und nicht zuletzt die Medien ihren Beitrag leisten“, appelliert Polizeichef Dettweiler.

Pforzheim richtet Kommunalen Ordnungsdienst ein

Das subjektive Sicherheitsgefühl der Bevölkerung vor allem in der Innenstadt zu verbessern, ist auch Ziel des Kommunalen Ordnungsdiensts (KOD). Der Pforzheimer Gemeinderat hat im Juli die Einrichtung des KOD beschlossen. Nun gilt es, seine Aufgaben festzulegen. Der Gemeinderat soll am 7. Mai den entsprechenden Beschluss fassen.

Kernaufgaben des KOD sind unter anderem Überwachung und Bestreifung öffentlicher Straßen, Plätzen, Grünanlagen und Kinderspielplätze. Der bisherige Gemeindliche Vollzugsdienst (GVD) agiert künftig unter der Bezeichnung Verkehrsordnungsdienst (VOD).

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