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Historisches Erbe bewahrt

50 Jahre Stadtmuseum Pforzheim in historischer Kulisse

Das Stadtmuseum Pforzheim feiert sein 50-jähriges Bestehen. Ein Ort, der die Geschichte der Stadt lebendig hält und beeindruckende Exponate präsentiert.

Gartenanlage
Die Sonderführung zum Jubiläum führt die Teilnehmer auch in den Kräutergarten. Hier verkörpern Figuren aus Stein Sommer und Herbst. Foto: Eva Filitz

Vor 50 Jahren, am 10. Februar 1974, ist das heutige Stadtmuseum in der ehemaligen Brötzinger Pfarrkirche St. Martin eröffnet worden. Welche herausragende Bedeutung diesem geschichtsträchtigen Ort zukommt, machte die Kunsthistorikerin Christine Klittich in ihrem historischen Rückblick bei einer Jubiläumsführung am vergangenen Sonntag deutlich.

Auf einem denkmalgeschützten, weitläufigen Areal präsentiert sich heute das Stadtmuseum. Das beschränkt sich nicht nur auf ein Gebäude, sondern vereint ein Ensemble an historischen Bauten, die den vernichtenden Bombenangriff am 23. Februar 1945 unbeschadet überstanden haben. Es sind dies das Alte Schulhaus, die Pfarrkirche St. Martin, der Kastanienhof mit dem Alten Pfarrhaus, ein Lapidarium und ein Kräutergarten.

Noch auf dem Gelände stehen die alte Pfarrscheune und ein ehemaliges Bauernhaus, ein prächtiger Fachwerkbau aus dem Jahr 1760, beide jedoch ohne museale Nutzung. Die Scheune beherbergt ein Figurentheater und das Bauernhaus wurde zum „Haus der Landsmannschaften“.

Für Klittich war es ein wichtiges Anliegen, die über Jahrhunderte währende Baugeschichte und die wechselnde Nutzung der Gebäude darzustellen. Kernstück des Museums ist die Kirche, in der schwerpunktmäßig die Stadtgeschichte ab dem 12. Jahrhundert bis in die Gegenwart an beeindruckenden Exponaten erfahrbar wird. Hier begann die Führung.

Wurzeln reichen weit zurück

„Grabungen haben ergeben, dass es vermutlich schon um 1200 hier eine Kirche gab“, berichtete die Historikerin. Älteste erhaltene Bauteile, so um 1500, seien Chor und Sakristei. Neu gebaut wurden Turm und das Langhaus zwischen 1765 und 1770 wegen irreparablen Schäden an den bis dahin genutzten Bauten, verursacht durch die Kämpfe im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1688–1697. „Die Fresken in Kirche und Sakristei wurden in der Reformationszeit übertüncht, Heilige waren nicht mehr gefragt. Erst in den 1960er Jahren wurden sie freigelegt und restauriert“, erfuhren die gespannt lauschenden Zuhörer weitere Details.

Der Weg führte dann hinaus in den Kastanienhof und zum alten Pfarrhaus, erbaut um 1780 und bis 1912 noch als solches genutzt. Es diente dann als Wohnhaus, Kinderkrippe, als Zwischenstation ab 1984 für das Heimatmuseum und ist heute zum Gastronomiebetrieb mutiert. Essbares bietet auch der tiefer gelegene Kräutergarten, der noch einen ganz besonderen Schatz bewahrt.

Vier lebensgroße Figuren symbolisieren die vier Jahreszeiten, die ein bayerischer Bildhauer in Diensten des Markgrafen von Baden um 1760 eigentlich für das Karlsruher Schloss schuf. Auf nicht ganz geklärten Wegen gelangte das steinerne Quartett nach Pforzheim, wechselte öfter die Eigentümer und dank der Aktivitäten des Stadtbaumeisters Alfons Kern wurden die Vier Mitte der 1920er Jahre Museumsbesitz.

Auch das Lapidarium, eine Steinwerksammlung aus Skulpturen, Grabplatten und steinernen Hausinschriften – wie zum Beispiel die des Leutrum von Ertingen – sind es wert, besichtigt zu werden. Auf dessen Tafel, angebracht an seinem 1710 errichteten Neubau, nachdem die Franzosen 1689 seinen Adelshof niedergebrannt hatten, baten der „hochfürstl. vorstmeister am Stromberg“ und seine Frau um Gottes Schutz und Segen. Dem alten Schulhaus wurde leider kein Besuch abgestattet.

Bronzebüsten zeigen wichtige Förderer

Klittich führte die Gruppe zurück in die Kirche, wo noch einige Schwerpunktethemen wie die Fürstenhochzeit, der „Weiberkrawall“ von 1760 oder akribisch gestaltete Stadtansichten angesprochen wurden. Nicht zu übersehen sind zwei Bronzebüsten. „Die linke ist Alfons Kern, Stadtbaumeister“, so Klittich. Er sei Stadtrat, Gründer des Heimatmuseums, Erbauer stadtprägender Bauten und treibende Kraft in Sachen Stadtarchiv- und Heimatmuseum gewesen. 1897 sei die städtische Altertumssammlung begründet worden, 1924 das Reuchlin-Museum und der Archivbau auf dem Schlossberg eröffnet. 1952 wurde das Heimatmuseum im Archivbau neu eröffnet, 1961 folgte ein Umzug in Reuchlinhaus.

„Die zweite Büste zeigt Herrman Wahl, der als Leiter des Stadtarchivs und von 1970 bis 1979 Leiter des Städtischen Kulturamtes nachhaltig wirkte“, erläuterte die Führerin weiter. Er habe in Brötzingen das neue Heimatmuseum eingerichtet, das er bis 1989 ehrenamtlich leitete. „Für seine Verdienste wurde er mit der Bürgermedaille und dem Bundesverdienstkreuz geehrt“, schilderte Klittich die Nachkriegsentwicklung. „1995 wurde aus dem Heimatmuseum unser heutiges Stadtmuseum.“

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