Als Gewerkschaftssekretär von verdi Mittelbaden-Nordschwarzwald steht Thomas Schark im Austausch mit Amazon-Mitarbeitenden – und berichtet von problematischen Zuständen.
Was macht das System Amazon problematisch?
ScharkDer massive Leistungsdruck in Kombination mit umfassender Überwachung. Beides ist weiterhin stark da und stellt für die Kolleginnen und Kollegen ein Problem dar. Als globaler Gigant setzt Amazon Standards für die schöne neue Arbeitswelt. Es ist natürlich kein Beispiel, das uns gefällt. Mitarbeiter berichten uns, dass sie ohne Schmerzmittel gar nicht mehr arbeiten können. Aber sie machen es, um existieren zu können.
Was können Konsumenten machen?
ScharkWir appellieren, den stationären Einzelhandel zu unterstützen. Den Kunden wird gesagt: Du bekommst dein Paket schnell geliefert. Aber braucht er das wirklich so schnell? Man hat auch den Eindruck, dass beim Black Friday Dinge gekauft werden, die man gar nicht braucht – aber sie sind eben gerade günstig. Es ist ein Versuch, vom klassischen Sommer- und Winterschlussverkauf wegzukommen und besondere Tage zu kreieren. Der Druck ist für die Mitarbeiter an solchen Tagen aber extrem groß.
Was müsste sich bei Amazon und seinen Arbeitsbedingungen verbessern?
ScharkEs sind zu wenige Mitarbeiter, wenn man den Krankenstand berücksichtigt. Und wir sind seit langem dran, dass es eine Tarifbindung gibt. Das Weihnachtsgeld, das ohne diese Bindung gezahlt wird, ist wesentlich geringer als das tarifliche. Amazon schmückt sich gerne damit, dass man Aktien an Kollegen ausgibt. Die Kollegen brauchen das Geld jetzt. Sie kommen mit ihrem Verdienst nicht über die Runden.