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Hommage an Stummfilm-Zeiten

Kommunales Kino Pforzheim macht EM-Finale zum cineastischen Experiment

Das Kommunale Kino hat das Fußballspiel in schwarz-weiß und ohne Stadion-Ton übertragen. Stattdessen sorgte ein Pianist für die musikalische Untermalung – quasi eine Hommage an Stummfilmzeiten.

EM-FInale in Schwarz-weiß genießen: „silent soccer“ gab dem Spiel im Schlosspark eine neue Dramaturgie
EM-Finale in Schwarz-Weiß: Die Übertragung ohne Ton gab dem Spiel im Schlosspark eine neue Dramaturgie. Foto: Stefan Friedrich

Fußball wie von einem anderen Stern: Im Sinne des „Silent Soccer“ ist das eine durchaus zutreffende Beschreibung. Die vom Kommunalen Kino organisierte Live-Übertragung des EM-Endspiels in schwarz-weiß, ohne Ton und mit Klavier-Begleitung wie zu Stummfilmzeiten bildete am Sonntagabend im Schlosspark einen echten Kontrast zum herkömmlichen Public Viewing.

Das hat die Neugierde auch mancher Passanten geweckt. „Es kommen schon auch Leute vorbei, die nicht wissen, was das hier ist“, verriet Sarah Münzer. Sie und ihre Kollegen erklärten dann die Idee und lockten auch Passanten in den Park auf einen der Liegestühle mit bester Sicht auf die Leinwand.

Zu sehen war dort der ZDF-Stream. „Den machen wir schwarz-weiß und projizieren ihn“, erklärte Sebastian Hilscher, wie es technisch funktioniert.

Kommunales Kino Pforzheim: „Silent Soccer“-Experiment schon zur Weltmeisterschaft

Schon einmal hat das Kommunale Kino ein solches Experiment gewagt, bei der letzten Weltmeisterschaft. „Das war ein ganz anderes Erlebnis“, erinnerte sich Christine Müh, Geschäftsführerin des Kommunalen Kinos.

„Fußball wird ganz neu interpretiert und ich habe das sehr genossen, was sich sonst nicht tue, wenn ich Spiele anschaue.“ Die Kombination aus Schwarz-weiß-Bild und musikalischer Untermalung am Klavier habe aber etwas ganz Besonderes. Insofern habe sie sich gefreut, als das langjährige Förder- und Jurymitglied Uli Ganter schon zur WM 2018 „mit dieser wunderbaren Idee auf uns zugekommen ist“.

Müh und ihre Mitstreiter mussten damals nicht lange überlegen. Und weil „Silent Soccer“ schon beim ersten Mal so gut funktioniert hat, gab es am Sonntagabend zum EM-Finale die Neuauflage.

„Ob ich alleine auf der Welt diese Idee hatte, das weiß ich nicht“, bemerkte Ganter gegenüber unserer Redaktion. „Aber ich kenne niemanden, der so etwas auch macht.“

Er selbst weiß als Lehrbeauftragter für Trickfilm an verschiedenen Hochschulen, was bewegtes Bild und Live-Ton in den Zuschauern auslösen können. Früher, zu Stummfilmzeiten, habe das ein Pianist bewirkt.

Am Schluss hat man viel mehr als nur ein Fußballspiel gesehen.
Uli Ganter, Förder- und Jurymitglied

In Holger Engel hat er auch heute einen solchen gefunden, der spontan für dieses Experiment zugesagt hat. „Es ist eine unglaubliche Leistung, zu den Bildern zu improvisieren“, weiß Ganter. Das Spiel gewinne dadurch eine ganz neue Dramaturgie und die Musik gibt ihm eine neue Bedeutung. „Am Schluss hat man viel mehr als nur ein Fußballspiel gesehen“, so Ganter.

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