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Mehr Menschen suchen Unterkünfte

Obdachlosenunterkünfte in Pforzheim: Der Eutinger Talweg ist kein Brennpunkt mehr

Über die Situation der Obdachlosenunterkunft haben sich Bürgermeister Frank Fillbrunn und die Mitglieder des Pforzheimer Ausschusses für Soziales und Beschäftigung am Donnerstagnachmittag persönlich ein Bild gemacht

Helen Leng vom Fachbereich Wohnungssicherung (rechts) erklärte Bürgermeister Frank Fillbrunn und den Mitgliedern des Pforzheimer Ausschusses für Soziales und Beschäftigung die Situation im Eutinger Talweg
Helen Leng vom Fachbereich Wohnungssicherung (rechts) erklärte Bürgermeister Frank Fillbrunn und den Mitgliedern des Pforzheimer Ausschusses für Soziales und Beschäftigung die Situation im Eutinger Talweg Foto: Stefan Friedrich

Der Unterbringungsbedarf von Menschen ohne eigene Wohnung steigt. Waren es in Pforzheim Ende 2012 noch 302 Betroffene, sind Ende Oktober 2021 bereits 1.023 Flüchtlinge und Obdachlose in einer Unterbringung gemeldet gewesen.

Auch deshalb haben sich Bürgermeister Frank Fillbrunn (FDP) und die Mitglieder des Pforzheimer Ausschusses für Soziales und Beschäftigung am Donnerstagnachmittag in der Obdachlosensiedlung im Eutinger Tal ein Bild davon gemacht, wie es um die Unterkünfte an diesem Standort bestellt ist.

Hier stehen etwa ein Drittel der städtischen Notunterkünfte für Obdachlose sowie zwei Kälteschutz-Unterkünfte für maximal acht Personen und drei Quarantäne-Unterkünfte zur Verfügung. Obdachlose können hier sowohl in Wohngemeinschaften, als auch in Einzelunterbringungen leben. Lediglich Minderjährige werden nicht den Unterkünften im Eutinger Talweg zugewiesen.

Menschen werden aus unterschiedlichen Gründen obdachlos

Derzeit sind es 117 Menschen, die hier leben. Zum Vergleich: in den anderen städtischen Notunterkünften sind derzeit 223 Personen untergebracht. Flüchtlinge sind dabei übrigens nicht mitgerechnet. Derzeit sind noch neun Einzelunterkünfte sowie elf Plätze in den Wohngemeinschaften für Männer, respektive drei Plätze in den Wohngemeinschaften für Frauen frei. Wie lange eine solche Unterkunft benötigt wird, ist unterschiedlich: Manche Obdachlose bleiben nur ein paar Monate, andere auch Jahre.

„Wenn man an ‚obdachlos‘ denkt, denkt man oft an den Menschen, der draußen auf der Straße schläft“, sagte Helen Leng, die seit knapp drei Jahren im Fachbereich Wohnungssicherung der Stadt arbeitet, in diesem Kontext. Ganz so sei es allerdings nicht. Es gebe ganz unterschiedliche Gründe, weshalb Menschen obdachlos werden. Private Rauswürfe etwa, „wenn Verpartnerungen auseinandergehen und nur auf einen der Mietvertrag läuft“, oder Räumungsklagen, die mitunter zu einer Obdachlosigkeit führen können.

Teilweise sind es aber auch Menschen, die frisch aus der Haft entlassen worden sind und zunächst ohne eigene Bleibe dastehen, oder auch „Familiennachzüge im Asylbereich, die ohne Wohnung hierherkommen“, klärte sie die Mitglieder des Pforzheimer Ausschusses für Soziales und Beschäftigung auf. In all diesen Fällen kümmert sich die Stadt um eine rasche Unterbringung – beispielsweise im Eutinger Talweg.

Sozialarbeiter im Wichernhaus unterstützen Hilfesuchende

Zunächst suchen Leng und ihre Kollegin Nicole Müller das Gespräch mit dem Betroffenen, um zu ergründen, welchen Hilfebedarf es jeweils gibt oder was zu der Obdachlosigkeit geführt hat. „Es sind ganz viele Punkte, die ich abwägen muss, um zu entscheiden: Wo weise ich eine Person ein.“ Ein standarisiertes Vorgehen gebe es dabei nicht. Problemlagen und Schicksal der Person stehen jeweils im Vordergrund. „Wir hören uns die persönlichen Umstände an und entscheiden immer einzelfallbezogen.“

Hilfreich sei dabei auch der Beratungstreff des Wichernhauses, der an den Standort im Eutinger Tal angedockt ist. „Das sind Sozialarbeiter, die einfach eine Ahnung von den Menschen haben“, versicherte Leng. „Die wissen, wie die Unterstützungsbedarfe richtig eruiert werden müssen und wie die Leute im Hilfesystem angebunden werden können.“

Auch im Hinblick auf Menschen mit psychischen oder Drogenproblemen sei man inzwischen „bestens aufgestellt“. Auf deren Bedürfnisse kann man heute deutlich besser eingehen, als noch vor zehn Jahren, „eben weil wir den Beratungstreff hier haben“. Zugleich hat man es in den vergangenen zwei Jahren durch die Präsenz vor Ort geschafft, die Zahl der Sachbeschädigungen deutlich zu reduzieren. „Wir machen regelmäßig Abendrundgänge hier durchs Tal und es ist deutlich ruhiger geworden.“

War der Eutinger Talweg früher noch ein bekannter Brennpunkt, ist er das heute nicht mehr, versicherte Leng. Umsonst ist die Unterbringung hier zudem nicht. „Für die Notunterkünfte gibt es Gebührenbescheide“, erklärte sie. Deren Ausgleich wird dann entweder vom Amt übernommen oder, wenn die betroffene Person einen Arbeitsplatz hat, vom Lohn bezahlt.

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