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Pforzheimer Straßenengel organisieren Weihnachtsessen für Obdachlose

Einmal im Monat bringen sie Mahlzeiten zu den Menschen, die in Pforzheim auf der Straße leben. Für das Weihnachtsessen kooperieren sie mit dem Internationalen Bund.

Eine Frau und ein Mann an einem Bahnhof.
Straßenengel im Einsatz: Sandra Cirillo und Stefan Lehrer kümmern sich um obdachlose Menschen in Pforzheim. Einmal im Monat bringen sie ihnen mit einem Bus Essen vorbei. Foto: Stefan Friedrich

Hinschauen, nicht wegschauen, das ist die Devise der Straßenengel, die sich auch in Pforzheim um Obdachlose kümmern. „Wir fahren Minimum alle vier Wochen raus“, sagt Stefan Lehrer, der sich zusammen mit Sandra Cirillo und Tony Simone für diejenigen engagiert, die es besonders schwer im Leben haben.

Alle vier Wochen mieten sie einen Bus, sind damit im Stadtgebiet unterwegs und bringen Obdachlosen etwas zu essen; aber auch Schlafsäcke oder Isomatten haben sie dabei, sollten diese gebraucht werden. Das nächste Mal sind sie am Donnerstag unterwegs. Zudem ist erstmals ein gemeinsames Weihnachtsessen in den Räumlichkeiten des Internationalen Bunds in der Bleichstraße in Planung, das am Samstag, 9. Dezember, stattfinden soll.

„Ich mache das seit drei Jahren“, erzählt Cirillo im Gespräch mit dieser Redaktion. Früher war sie für die Helping Hands aktiv, hier hätten sich die Wege aber getrennt. Sie wolle sich gezielt um Menschen in Not kümmern, die auf der Straße leben. Zu dritt klappt das mit ihren beiden Mitstreitern wunderbar, versichert sie.

Pforzheimer Straßenengel versorgen 20 bis 30 Menschen regelmäßig

Zwischen 20 und 30 Menschen sind es, die die Helferinnen und Helfer im Stadtgebiet regelmäßig betreuen, hinzu kommen diejenigen, die im Eutinger Tal untergekommen sind. „Da gehen wir auch hin und bringen Essen und Klamotten vorbei“, sagt Cirillo. Was ihr dabei wichtig ist: Sie und ihre Mitstreiter machen das rein privat. „Wir sind kein Verein“, betont sie.

Die Lebensmittel bekommen sie von einer Bäckerei und von einer Metzgerei. Es sind Waren, die ansonsten weggeworfen werden müssten. Darüber hinaus werden die Engel inzwischen von vielen Bürgern unterstützt.

Es hat sich herumgesprochen, dass sie am Bahnhofsplatz in Niefern ein Lager haben, das ihnen kostenfrei zur Verfügung gestellt wurde. „Da kommen die Leute vorbei und bringen uns Sachen“, freut sie sich.

Angefangen hat alles beim Kinderschutzbund. Dort hätte er Cirillo kennengelernt, erzählt Lehrer. Später stieß dann auch noch Simone hinzu. „Sie war in der Vorstandschaft und ich bin der Hausmeister.“ Zugleich arbeitet Lehrer aber auch ehrenamtlich als Koch beim Technischen Hilfswerk. Darüber sei er angefragt worden, ob er nicht mal für das Café Ukraine kochen wolle, also richtete er Pasta und Tomatensoße an, etwa hundert Portionen.

Erster Einsatz entstand aus der Not

„Die Leute haben das aber nicht gemocht und nicht gegessen“, bedauert er. 20 Liter Tomatensoße und zehn Kilogramm Spaghetti drohten schon, an Tiere verfüttert werden zu müssen. „Meine Schwester hat eine Landwirtschaft und dort hätte ich das hingebracht.“ Cirillo hatte jedoch eine bessere Idee: Sie fuhren auf dem Motorrad zu den bekannten Brennpunkten, zu Notunterkünften und Containern. Dort hätten sich die Menschen über die unerwartete Mahlzeit gefreut.

Im ersten Moment seien viele allerdings noch skeptisch gewesen. „Die haben gesehen, dass wir von der Kriminalpolizei sind und etwas von ihnen wollen.“ Als die Engel ihnen aber das Essen und Trinken gezeigt hätten, war der Bann gebrochen, zumal es nicht nur um die Nahrung geht. „Die Dankbarkeit, dass du dir die Zeit nimmst, zu ihnen zu kommen und auch eine Viertel- oder halbe Stunde mit ihnen zu reden“, das sei das Schönste an diesen Begegnungen, verrät Lehrer.

Teilweise warten sie schon auf uns.
Sandra Cirillo
Straßenengel Pforzheim

Wenn sie unterwegs sind, dann nehmen sich die Straßenengel deshalb bewusst Zeit. „Das ist nicht nur eine Stunde“, sagt Cirillo. „Wir treffen uns meist um fünf, sind dann abends erst gegen elf wieder zuhause.“ Längst haben sie das Vertrauen ihrer Klientel gewonnen und bekommen Tipps, wo sich Obdachlose aufhalten, ob sie am Bahnhof oder nicht doch eher beim Waisenhausplatz sind. „Teilweise warten sie dort schon auf uns“, ergänzt Cirillo.

Manchmal braucht es aber auch einen Moment, bis die drei erkannt werden, „dann nehmen sie dich aber schnell in den Arm.“ Berührungsängste kennen sie und ihre beiden Mitstreiter nicht, sagt Cirillo. „Auch wenn du dreckig bist und stinkst, das ist doch egal. Was zählt, ist der Mensch.“

Das soll auch beim Weihnachtsessen für Obdachlose und einsame Menschen so sein, das die Straßenengel am Samstag, 9. Dezember, ab 18 Uhr in Kooperation mit der Sozial- und Bildungsarbeit des Internationalen Bunds, dem Restaurant 08 Mühlacker und der Helfenden Hand Niefern organisieren.

„Beim Internationalen Bund stellen sie uns alles zur Verfügung, die Küchenmannschaft und die Küchenmeisterin“, freut sich Lehrer darüber ebenso, wie über die Spende von Sandra Kunz, die das alles erst ermöglicht hat.

Fahrdienst bringt Gäste zu den Pforzheimer Straßenengeln

Es soll ein gemütliches Beisammensein werden, versprechen sie. Es gibt ein Hauptgericht und Kuchen zum Nachtisch, dazu nicht-alkoholische Getränke, ein bisschen Musik und vor allem auch Geschenke. Mit dem Bus sind sie auch an diesem Tag unterwegs, in diesem Fall allerdings nicht, um das Essen zu den Menschen, sondern die Menschen zum Essen zu bringen. „Nicht jeder kann dahin laufen“, weiß Cirillo. „Deshalb machen wir den Fahrdienst.“

Wie gut dieses erste Weihnachtsessen tatsächlich angenommen wird, das müssen sie zwar erst einmal abwarten; dass es in ähnlicher Form Zukunft hat, gerne auch unterjährig, das sei allerdings schon jetzt durchaus denkbar. „Wir sind mit den richtigen Leuten zusammen“, erklärt Cirillo. „Das passt einfach.“ Deshalb können sie sich gut vorstellen, dass es – ergänzend zu dem mobilen Angebot – bald auch ein regelmäßiges Essen an einem bestimmten Ort gibt, voraussichtlich beim IB.

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