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21 Premieren

Theater Pforzheim startet mit Verdis Aida in die kommende Spielzeit

21 Premieren bietet das Pforzheimer Theater in der Spielzeit 2024/2025 auf. Los geht es mit großem Gefühlskino: Verdis Oper Aida.

Theaterleitung in Pforzheim
Die Leitungsriege am Theater Pforzheim hat sich zum Gruppenfoto in die künstlerische Werkstatt begeben. Für die kommende Spielzeit haben die Theatermacher 21 Premieren ins Programm gehoben. Foto: Roland Wacker

Mit Verdis bewegender Oper „Aida“ setzt die Pforzheimer Bühne am 11. Oktober einen klassischen Auftakt zum Start in die Saison 2024/2025. Analog eröffnet das Schauspiel mit einer der großen Shakespeare-Komödien am 25. Oktober den Theaterherbst und lässt bei „Viel Lärm um nichts“ fast das gesamte Ensemble aufspielen. 21 Premieren gibt es zu sehen.

Das Musiktheater präsentiert unter anderem Mozarts Oper „Così fan tutte“, die Musicals „Singin’ in the Rain“ und „A Christmas Carol“. Im Schauspiel darf sich das Publikum auf den modernen Klassiker „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ nach Heinrich Bölls gleichnamigem Roman freuen, auf zeitgenössische Komödien und das Schauspiel „Die Turing-Maschine“.

Bei der Vorstellung des dritten Spielplans unter Intendant Markus Hertel verweist die Theaterspitze am Freitag auf Erfahrungen der letzten anderthalb Jahre. Diese haben unter anderem gezeigt, dass das Publikum intensiv die Nähe zu seinem Theater sucht. Sogar verstärkt, wie Verwaltungsdirektor Uwe Dürigen aus einem Zuwachs von 36 neuen Abonnements (4.044 insgesamt) herausliest.

Pforzheims Theatermacher sehen beim Publikum „extremen Wunsch“ nach Unterhaltung

Den „extremen Wunsch“ nach Unterhaltung wollen die Spartenleiter auch mit relevanten Stoffen nähren: Unter dem appellativen Saison-Leitwort „Schau!“ bieten sie Produktionen auf, die dazu ermuntern, genau hinzusehen. Da geht es um Rollen, in die Menschen in einer sich stets verändernden Welt schlüpfen; teils aus eigenem Antrieb, teils ungewollt, da von außen aufoktroyiert.

Das Spiel mit Rollen ist der rote Faden, den die Theatermacher durchs Programm ziehen. Im mittelalterlichen Versroman „Parzival“ etwa, das im Großen Haus als Schauspiel in der Neufassung des Schweizers Lukas Bärfuss zu sehen ist, versucht sich ein verwahrloster Junge in einem Umfeld von Willkür und Gewalt zu behaupten. „Er muss Liebe und Mitleid erst lernen“, erklärt Dramaturgin Ulrike Brambeer.

Überbordender Musikspaß, aus Pailletten, Perücken und Polyester.
Andreas Frane
Schauspieldirektor

Lernen muss auch der Protagonist in der Komödie des amerikanischen Shooting-Stars Matthew Lopez, dass seine Elvis-Imitation nicht mehr gefragt ist. Der Möchtegern-“King“ in „Die Legende von Georgia McBride“ ist out, den Club übernehmen Drag-Queens. Schauspielchef Andreas Frane verspricht einen „überbordenden Musikspaß aus Pailletten, Perücken und Polyester, in dem alle aus der Rolle fallen“.

In der Podiumspremiere „How to Date a Feminist“ von der Britin Samantha Ellis werden Rollenstereotype „lustvoll auf den Kopf gestellt“. Sie steht auf Macho-Männer, er ist überzeugter Feminist, aufgewachsen in einem Frauen-Camp. Das Happy End kommt mit Hindernissen, wobei ein Schauspielduo sechs Rollen untereinander aufteilt.

Shitstorms und Cybermobbing

Vom Opfer in die Rolle der Täterin gedrängt, sieht sich Protagonistin Katharina Blum, der die Liebesnacht mit einem Verbrecher zum Verhängnis wird. Das Stück beleuchtet die zerstörerische Macht von Medienkampagnen – angesichts von Shitstorm und Cybermobbing aktueller denn je.

Aktuell im Kontext Künstlicher Intelligenz ist die Geschichte, die Schauspieler und Dramaturg Benoit Solès in „Die Turing-Maschine“ erzählt. Sie handelt vom britischen Mathematiker Alan Turing, der im Zweiten Weltkrieg den Enigma-Code der Wehrmacht knackte und heute als Urvater des Computers gilt. Ein Genie, das wegen seiner Homosexualität verfolgt und mutmaßlich in den Suizid getrieben wurde.

Mit „Die Trümmer der Zivilisation“ hat Pforzheim laut Frane „ein hochemotionales Stück“ der Britin Penelope Skimmer als europäische Uraufführung an Land gezogen, das sich mit Klimawandel und dessen Folgen befasst. Ressourcenschwund führt hier zu drastischen staatlichen Sanktionen.

Pforzheimer Ballettchef hat zwei Produktionen selbst kreiert

Zwei der neuen Tanztheaterproduktionen hat Spartenleiter Guido Markowitz selbst geschaffen. In seiner Uraufführung „Tristan und Isolde“ nach der Wagner-Oper geht er den Fragen nach Wahrheit und Liebe auf den Grund. In „Black Swan“ setzt sich Markowitz bei Tschaikowskis Musik mit der Titelfigur auseinander, dem Sinnbild der Macht des Bösen.

Zu den Highlights aus sechs Sinfoniekonzerten gehören für Generalmusikdirektor Robin Davis die „Inspirationen“ mit Musik von Tschaikowski und Berlioz, am Cello begleitet Weltstar Jan Vogler. Außerdem Benjamin Brittens „War Requiem“, das am 80. Jahrestag der Zerstörung Pforzheims zu hören ist. Einen Konzertabend zu Mahlers Fünfter Sinfonie will Davis dem Publikum ebenfalls ans Herz legen.

Jugendtheater spielt wichtige Rolle in Pforzheim

Jugendtheater sei ein wichtiger Bestandteil, um Publikum von morgen zu akquirieren, betont Dürigen. „Wir müssen aber auch Orientierung schaffen.“ Auch hier stehen die drängenden Themen der Zeit im Fokus. Der Schutz des Planeten im Musikstück „Moby Dick“, die Identität der Geschlechter im Klassenzimmerstück „Paul*“, bei dem sich Chris in Paula verliebt, die eigentlich Paul ist.

Die Auftaktpremieren hat das Theater diesmal um knapp drei Wochen nach hinten gelegt, laut Dürigen aus Gründen des Produktionsprozesses. Im September finden, wie gehabt, der Tag der offenen Tür und die Eröffnungsgala statt. Außerdem geht es dann mit dem Erfolgsmusical „Fame“ weiter. „Schon vor der Premiere in dieser Spielzeit waren alle Termine ausverkauft“, sagt Dürigen.

Mit 25 Gastspielen in Musik- und Tanztheater wird Pforzheim auch in der kommenden Saison reisen – im Ländle sowie in Bayern, Hessen und der Schweiz. „Das ist ein ganzer Monat“, verdeutlicht Dürigen den enormen Aufwand für das Ensemble. Auch Aida wird mit auf Tour gehen.

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