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Probleme im Nachwuchs

Leichtathletiktrainer Udo Laub aus Hambrücken bedauert das schwindende Interesse an seinem Sport

Mit viel Herzblut trainiert Udo Laub aus Hambrücken die besten Nachwuchsleichtathleten aus der Region. Weil es in der Breite fehlt, kommen jedoch immer weniger Talente in seine Gruppe. Corona hat diese Entwicklung noch verstärkt.

Udo Laub beim Leichtathletik-Training in Weinheim
Auf der Suche nach Talenten: Udo Laub trainiert den Leichtathletiknachwuchs der TSG Weinheim. Im Kreis Bruchsal, wo er ebenfalls aktiv ist, hat er Sportler während der Corona-Pandemie verloren. Foto: Marcel Winter

Udo Laub lebt für die Leichtathletik. Und zwar mit jeder Faser seines fast 62-jährigen Körpers, der jedoch selbst bei genauerem Hinsehen noch 20 Jahre jünger wirkt. Vielleicht ist es die tägliche Bewegung, vielleicht die jahrelange Arbeit mit jungen Sportlern, wahrscheinlich aber eine Mischung aus beidem, die Laub so fit halten.

Weniger gut steht es um den Nachwuchs und auch die Aktiven im Leichtathletikkreis Bruchsal, was Laub als passioniertem Trainer zu denken gibt. Die wenigen Talente, die da sind, starten eher für die großen Vereine in Karlsruhe und Mannheim.

Bei den Kreismeisterschaften, die am 24. Juli in Helmsheim geplant sind, wird sich sehr wahrscheinlich ein Trend der vergangenen Jahre fortsetzen: Die Jugendklassen sind schwach besetzt, bei den Männern und Frauen werden manche Disziplinen mangels Interesse überhaupt nicht mehr angeboten, in anderen gibt es nur noch vereinzelt Starter.

Laub war als Student Zweitliga-Handballer beim TSV Rintheim

„Früher hatten wir bei Kreismeisterschaften noch mehrere Vorläufe“, erinnert sich Laub. Mit Elfer-Zeiten über 100 Meter gewinne man heute deutlich. Damals sei es mit einer solchen Leistung eng geworden fürs Finale. Es waren die glorreichen Zeiten, als in den 70er und 80er Jahren alle Kinder, die keinen Ballsport machen wollten, in den Leichtathletik- oder Turnverein kamen.

Es war auch die Zeit, in der Laubs Karriere als Sprinter, Werfer und Stoßer begann. Zuvor hatte der Heidelsheimer noch Handball gespielt und es während seines Studiums in Karlsruhe beim TSV Rintheim bis in die Zweite Liga geschafft. Anschließend war er dann auch noch beim TV Heidelsheim aktiv, ehe ihn die Leichtathletik in seinen Bann zog.

Udo Laub
Udo Laub Foto: Marcel Winter

„Ich wollte unbedingt Zehnkampf machen“, beschreibt Laub die plötzliche Faszination. Um die besten Sportler dabei zu erleben, reiste er in viele Länder und war in zahlreichen Stadien. „Vier Weltrekorde habe ich live erlebt“, freut sich der 61-Jährige, der inzwischen in Hambrücken lebt und selbst noch bei Seniorenmeisterschaften erfolgreich an den Start geht.

Im Team trainieren Talente aus Östringen, Helmsheim und Bad Schönborn

Laub steht auch noch in der Bestenliste des Leichtathletikkreises Bruchsal im Fünfkampf mit der Mannschaft. Der im Trikot des TV Helmsheim erzielte Rekord aus dem Jahr 1990 ist ihm fast ein wenig unangenehm, weil dieser das Problem ganz gut beschreibt: Es kommt wenig Klasse nach, schon gar nicht bei den Staffeln. Viele Rekorde sind seit Jahrzehnten unangetastet.

Das zu ändern, sieht Laub ebenso lange schon als Auftrag. In den 80ern coachte er seine erste Schülergruppe beim TV Helmsheim, später baute er bei der SG Bad Schönborn eine Leistungsgruppe auf, 2015 übernahm er die Talente des TSV Östringen von Erfolgstrainerin Elisabeth Päßler. Inzwischen hat der Athlet sein „Track Team Laub“ gegründet, in dem er die besten Nachwuchssportler aus allen drei genannten Clubs vereinigt. Zumindest in der Theorie.

Ich habe den größten Teil meiner Lebenszeit mit Sport verbracht.
Udo Laub, Leichtathlet aus Leidenschaft

In der Praxis wird es jedoch immer schwieriger, eine wettbewerbsfähige Truppe zusammenzubekommen, weshalb Laub darüber hinaus auch noch als Jugendtrainer bei der TSG Weinheim aktiv ist, wo die Voraussetzungen deutlich besser sind als in Bruchsal und Umgebung. „In der Breite fehlt es leider völlig und das wirkt sich auf die Spitze aus“, sagt Laub, ohne den Vereinen deshalb Vorwürfe machen zu wollen.

Die Gründe seien vielfältig und auch in anderen Sportarten bekannt. Die Kinder hätten heute vielfältigste Möglichkeiten, ihre Freizeit zu gestalten. Außerdem könnten die Ballsportarten mit ganz anderen Möglichkeiten und Mitteln um Nachwuchs werben. „Leichtathletik ist leider etwas aus der Mode gekommen“, stellt Laub lapidar fest.

Das liegt nicht zuletzt auch daran, dass es sehr zeit- und trainingsintensiv ist, an die Spitze zu kommen, wie er es bei sich selbst auch erlebt hat. „Ich habe den größten Teil meiner Lebenszeit mit Sport verbracht“, sagt er. Diese Motivation stellt er heute immer weniger fest, auch bei den Eltern, die voll dahinterstehen müssen, wenn es für ihre Kinder weit nach oben gehen soll.

„Da fährt man schon mal 850 Kilometer zu den Deutschen Jugendmeisterschaften nach Rostock, um dann 15 Sekunden zu laufen“, macht Laub deutlich. Der langjährige SAP-Mitarbeiter nimmt diesen Aufwand als Trainer gerne auf sich. Aber wollen das die jungen Sportler heute überhaupt noch?

Sportler aus der Gruppe kamen nicht wieder

Corona hat die negative Entwicklung noch verstärkt. Einige Sportler aus seiner Gruppe kamen zuletzt einfach nicht wieder. Alle Überzeugungsversuche halfen nicht mehr, wie Laub bedauert. „Für diejenigen, die am Leistungsbereich angeklopft haben, war die Pandemie besonders bitter“, stellt Laub fest. Diese Jahrgänge werden später fehlen.

Alles möchte der Hambrücker aber auch nicht schwarzmalen. Und so ist er weiter mit Begeisterung dabei, wenn die Kinder nach der langen Pause wieder motiviert ins Training kommen. Laub hat die Hoffnung nicht aufgegeben, schon bald wieder ein großes Talent in seiner Gruppe zu haben, das vielleicht endlich auch mal wieder einen Kreisrekord knackt und es danach vielleicht zu den ganz großen Veranstaltungen schafft.

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