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Vorsatz oder Versehen?

Polizeieinsatz im Fußballkreis Pforzheim: Schiedsrichter wird von Ball am Kopf getroffen

Nach der Partie zwischen TuS Ellmendingen und dem SV Königsbach ist ein Schiedsrichter aus noch ungeklärten Gründen von einem Ball am Kopf getroffen worden. Nun laufen die polizeilichen Ermittlungen.

Im Fußballkreis Pforzheim herrscht derzeit große Aufregung. Nach Abpfiff des Fußball-Kreisligaspiels zwischen TuS Ellmendingen und dem SV Königsbach soll der Schiedsrichter von einem Ball am Kopf getroffen worden sein.
Im Fußballkreis Pforzheim herrscht derzeit große Aufregung. Nach Abpfiff des Fußball-Kreisligaspiels zwischen TuS Ellmendingen und dem SV Königsbach wurde der Schiedsrichter von einem Ball am Kopf getroffen. Foto: Hendrik Schmidt/dpa

Aufregung nach einem Fußballspiel im Kreis Pforzheim: In der Kreisliga-Partie zwischen dem TuS Ellmendingen und dem SV Königsbach (Endstand 3:2 für den SVK) ist nach dem Abpfiff der Schiedsrichter von einem Ball am Kopf getroffen worden. Dadurch soll er auch auf ein Baugerüst gestürzt sein. Der Unparteiische musste danach ärztlich behandelt werden.

Neben einem Rettungswagen war auch die Polizei im Einsatz und mit einem Streifenwagen vor Ort. „Es laufen Ermittlungen wegen Körperverletzung“, bestätigte eine Sprecherin der Polizei auf Anfrage dieser Redaktion. Derzeit werde geprüft, ob Vorsatz oder Fahrlässigkeit vorliegen.

Wer den Ball in Richtung des Schiedsrichters, der angeblich aus dem Raum Karlsruhe kommt, geschossen hat, ist unklar. Wenige Tage nach dem Vorfall, von dem auf dem Internetportal „Pfoschdeschuss“ zuerst berichtet wurde, kommt allerdings ein wenig Licht ins Dunkel.

Früher Abpfiff des Schiedsrichters sorgt für Verwunderung

Fakt ist: Die Gäste aus Königsbach bekommen in den letzten Minuten der Partie einen Elfmeter zugesprochen. „Man kann ihn geben, muss man aber nicht“, sagt ein Augenzeuge gegenüber dieser Redaktion. Marvin Stoitzner verwandelt zum 3:2, anschließend pfeift der Schiedsrichter ab.

Dass nicht nachgespielt wird, obwohl es in der zweiten Halbzeit sogar eine Trinkpause gegeben haben soll, sorgt offenbar bei vielen Ellmendingern für Frust und Unverständnis – und auch beim Gegner aus Königsbach durchaus für Verwunderung. Die Atmosphäre beschreiben Augenzeugen in den folgenden Minuten als aufgeheizt. Es geht verbal zur Sache, Handgreiflichkeiten soll es aber nicht gegeben haben.

Kurze Zeit später und wie aus dem Nichts wird dann der Schiedsrichter von einem Ball am Kopf getroffen. Er zeigt sich danach offenbar benommen.

Doch wer hat den Ball geschossen? War es Vorsatz oder Versehen? Zuschauer berichten, dass der Ball von einem Spieler aus größerer Entfernung und nicht aus nächster Nähe geschossen worden sein soll.

TuS Ellmendingen will Vorfall aufklären

Stephan Augenstein, Vorsitzender des TuS Ellmendingen, erklärt, dass er rund 60 bis 70 Meter vom Vorfall entfernt gewesen und erst vom Jugendleiter informiert worden sei. „Wir müssen es intern aufklären, ob es sich um einen Spieler oder einen Jugendspieler handelt, der nach der Partie auf dem Platz war und gespielt hat“, sagt er. Nach Informationen dieser Redaktion wurde die Person, die den Ball geschossen hat, inzwischen allerdings ausfindig gemacht.

Dass es Absicht gewesen sein soll, könne sich Ellmendingens Vorsitzender nicht vorstellen, da der Schiedsrichter inmitten einer Menschenmenge gestanden sei. „Klar ist aber, dass – wenn es eine vorsätzliche Tat war – es Konsequenzen mit sich bringen muss“, sagt Augenstein.

Nach dem Vorfall sei der Unparteiische bis zum Eintreffen des Rettungswagens von Verantwortlichen aus Ellmendingen versorgt worden.

Schiedsrichter sind oftmals Zielscheibe

Jörg Augenstein, Vorsitzender Kreisschiedsrichterausschuss, erfuhr laut eigener Aussage am Sonntag von den Geschehnissen. Er sei schockiert gewesen. „So etwas ist mehr als unnötig“, sagt er.

Laut seiner Auskunft würden Informationen zum Vorfall vorliegen, die aber von Ermittlungsbehörden aufgeklärt werden müssten. Mehr könne er zum Vorfall deshalb aktuell nicht sagen. Nur so viel: „Schiedsrichter dürfen sich nicht als Freiwild behandeln lassen.“

Ohnehin sei die Entwicklung rund um das Amt mit der Pfeife fragwürdig. Mangels Schiedsrichtern werden in der Fußball-Kreisliga Pforzheim Partien bereits das zweite Jahr ohne Assistenten an den Seitenlinien geleitet.

„Viele junge Schiedsrichter hören nach einem Jahr aufgrund der Anfeindungen wieder auf“, sagt Augenstein. Und dies, obwohl der Deutsche Fußball-Bund (DFB) ausgerechnet dieses Jahr als „Jahr der Schiris“ ausgerufen hat.

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