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Aktion in der Innenstadt

Christliche Fußwaschung am „Andersort“ auf dem Karlsruher Marktplatz

Die Ökumenische Citykirchenarbeit Fächersegen veranstaltet eine Fußwaschung am Marktplatz – mit großem Erfolg.

Oekumenische Citykirchenarbeit laedt unter dem Motto" Mit Liebe veraenderst Du die Welt Passanten zur Fußwaschung aufg den Marktplatz ein
„Mit Liebe veränderst Du die Welt“: Unter diesem Motto bittet die Ökumenische Citykirchenarbeit Fächersegen Passanten zur Fußwaschung. Im Bild Wolfgang Seiler (links) und Dekan Hubert Streckert. Foto: Jörg Donecker

Zwölf Klappstühle im Halbrund, in Erinnerung an die zwölf Jünger Jesu, stehen am Marktplatz vor der Pyramide bereit. Passanten können spontan Platz nehmen und an der ersten öffentlichen Fußwaschung teilnehmen, untermalt von Akkordeonklängen der Band Pizzicato Blue, deren Lieder von Liebe handeln.

Denn „Mit Liebe veränderst Du die Welt“, so das Motto der christlichen Gründonnerstagstradition, die am späten Nachmittag die Ökumenische Citykirchenarbeit Fächersegen im Freien veranstaltet.

Rund 20 Helfer, in graue Gewänder als Jüngerinnen und Jünger gekleidet, stimmt Citypfarrer Dirk Keller kurz vorher zwischen den Säulen der Stadtkirche auf die Fußwaschung ein, „um sie innerlich stark zu machen“. Etliche Stühle sind schon besetzt, als sie mit ihren Emaille-Schüsseln voll warmen Wassers dort ankommen.

Zur Erinnerung gibt es ein Paar grüne Socken

„Die Musik hat mich hergelockt. Es ist eine schöne Einstimmung auf Ostern“ sagt, wie die meisten Passanten, die Schuhe und Strümpfe ausziehen, Kerstin Bastian. Sie kam auf einem Besorgungsgang mit ihrer fünfjährigen Tochter Clara zufällig vorbei.

Nach der Waschung werden die Füße noch eingeölt, und zur Erinnerung erhält jeder ein paar grüne Socken, mit eingewobener Hand und dem Satz „Mit Liebe unterwegs“, die viele gleich anziehen.

„Raus aus der Kirche und ‚Andersorte‘ aufsuchen, wo die Menschen sind und die Rituale in einen anderen Kontext bringen“, will Hubert Streckert, der katholische Dekan im Talar. Auch am Marktplatz sei Liturgie möglich und Jesu Botschaft „Ihr könnt euch auch klein machen und dem Schwächeren helfen“ zu transportieren.

Füße sieht man nicht dauernd – wie den Glauben.
Thomas Schalla, Evangelischer Dekan

Wie sein evangelisches Pendant, Thomas Schalla, kniet Streckert nieder und wäscht Füße. „Füße sieht man nicht dauernd – wie den Glauben. Aber beide tragen den Menschen“, zieht Schalla einen bildhaften Vergleich und erinnert an das Johannes-Evangelium: „Ich bin dazu da, euch zu dienen.“

Viele Passanten bleiben stehen, hören nur der Musik zu und beobachten die Szenerie. Zwei ältere Damen kommen darüber ins Gespräch, wollen sich die Füße nicht waschen lassen. „Zum Abendmahl heute Abend aber gehe ich“, sagt die eine.

Beim Entspannen verändert sich das Gespräch

Aus Leopoldshafen gekommen, sitzt James Simon Ceesay auf einem Stuhl. „Die Aktion versucht uns mitzuteilen, wer Jesus wirklich ist“, sagt der junge Mann, ein Priesteranwärter aus Gambia, auf Englisch. „Es ist gleichzeitig eine großartige Lektion für uns, wie wir uns verhalten sollen.“

„Ein Ball, der hin- und hergespielt wird“, sagt Lara Pflaumbaum, Pfarrerin der Vesperkirche. Als Fußwäscherin nehme sie „behutsam Kontakt auf und kommt – ohne Voyeurismus – ins Gespräch“. Sie spüre, wie sich der Fuß entspanne: „In dem Moment verändert sich das Gespräch, es wird offener.“

„Ich bin überwältigt und gerührt, dass Leute kommen“, sagt Citypfarrer Dirk Keller. Gegen 17 Uhr werden die Socken knapp, 115 Paar waren kalkuliert. Keller ist sich sicher: „Es entsteht ein besonderer Kontakt, und die Vitalität der Handlung erweckt ein erstarrtes Ritual.“

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