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Festakt in Karlsruhe

Musikhochschule Karlsruhe: Großer Beifall für scheidenden Rektor Höll, klares Bekenntnis von neuem Rektor Wiegandt

Eine Ära hat geendet: In der 15-jährigen Amtszeit von Hartmut Höll als Rektor wurde die Musikhochschule Karlsruhe neu aufgestellt. Sein Nachfolger Matthias Wiegandt betont trotz großer Herausforderungen die Lebensnotwendigkeit von Musik.

Festakt Musikhochschule Karlsruhe 11.10.2022 im Wolfgang-Rihm-Forum, Verabschiedung Rektor Hartmut Höll.
Applaus zum Ende einer Ära: Nach der Abschiedsrede von Hartmut Höll als Rektor der Musikhochschule Karlsruhe erhebt sich das Publikum im Wolfgang-Rihm-Forum zum Beifall. Foto: Felix Grünschloß

Als Pianist hat Hartmut Höll in seiner langen Laufbahn schon viele Ovationen erhalten. Nun wurde er auch als Hochschulrektor mit großem Beifall gewürdigt. Beim Festakt der Musikhochschule Karlsruhe, bei dem Höll das Rektorenamt an seinen Nachfolger Matthias Wiegandt übergab, erhob sich das Publikum im voll besetzten Wolfgang-Rihm-Forum von seinen Plätzen für anhaltenden Applaus.

15 Jahre lang hatte der 1952 in Heilbronn geborene Höll, international renommiert als Klavierpartner großer Stimmen wie Dietrich Fischer-Dieskau, Renée Fleming oder Thomas Hampson, die Karlsruher Hochschule geleitet. In dieser Zeit war die räumliche Situation der Hochschule massiv verbessert und ihr inhaltliches Profil geschärft worden.

Der räumliche Ausbau erfüllte, wie Höll in seinem Rückblick erinnerte, dringende Wünsche der Hochschule. Zum einen durch den Bau des Rihm-Forums als Konzertsaal, für dessen Bau sich bereits Hölls Vor-Vorgängerin Fany Solter höchst engagiert eingesetzt hatte, zum anderen die Errichtung des Fany-Solter-Hauses, das die bis 2013 herrschende Verteilung der Unterrichtsräume auf mehrere Häuser in der Stadt obsolet machte. Die Profilierung sicherte nach einer Strukturdebatte den Fortbestand der fünf staatlichen Musikhochschulen in Baden-Württemberg.

Festakt in Karlsruhe wegen Corona mit Verspätung

Mit diesem Fortbestand hing auch der Anlass des Festaktes zusammen. Denn dieser sollte das 50. Jubiläum der 1971 erfolgten Verstaatlichung der einstigen Badischen Hochschule für Musik feiern, fand aber wegen der Corona-Einschränkungen mit einem Jahr Verspätung statt.

Das Renomee der Hochschule würdigte der neue Kunststaatssekretär des Landes, Arne Braun. Er verwies auf ihre „künstlerische Exzellenz durch kluge und vorausschauende Berufungspolitik“ und unterstrich ihren baulich erreichten Status: „In Bezug auf die räumlichen Gegebenheiten ist sie vermutlich kaum zu toppen.“ Braun erwähnte zudem die bildungspolitisch relevante Ausbildung von Lehrkräften für den schulischen Musikunterricht.

Neuer Rektor Wiegandt: Musik auch in Krisenzeiten „lebensnotwendig“

In seinem Vorausblick ging der neue Rektor Matthias Wiegandt auf die großen Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft ein. „Kriege, Krankheit und Klimawandel sind in unserer Mitte angekommen“, so Wiegandt. Dennoch beginne er seine Amtszeit „aus der tiefsten Überzeugung heraus, dass Musik lebensnotwendig ist“, so Wiegandt.

Selbst in heikelsten Momenten entstand Musik als Antwort auf unbeantwortbare Fragen.
Matthias Wiegandt, Rektor Musikhochschule Karlsruhe

„Selbst in heikelsten Lebensmomenten entstand Musik als Antwort auf eigentlich unbeantwortbare Fragen“, sagte der Musikwissenschaftler und spannte den Bogen von Heinrich Schütz, der während des Dreißigjährigen Krieges lebte, bis zu Viktor Ullmann, der noch 1944 im KZ Theresienstadt, acht Wochen vor seiner Ermordung in Auschwitz, auf dem Manuskript seiner siebten Sonate vermerkt habe: „Das Recht der Aufführung bleibt dem Komponisten bei Lebzeiten vorbehalten.“ Kultur im allgemeinen und Musik im besonderen stehe „für den Unterschied zwischen Überleben und Leben“.

Studierende zeigen in Beiträgen breites Spektrum der musikalischen Ausbildung

Das breite Spektrum der musikalischen Ausbildung war an diesem Abend exemplarisch zu erleben mit Beiträgen von Studierenden, die von intimer Kammermusik über charmante Chanson-Interpretation und packende Performance bis zu avancierter Technik im Zusammenspiel aus Instrument und räumlicher Klanginstallation reichte.

Dass es im Studium, wie von Wiegandt hervorgehoben, auch um die Entfaltung von Persönlichkeit geht, belegte der Redebeitrag des Asta-Vertreters Valentin Paschotka.

Rhetorisch gekonnt schrieb er den geladenen Gästen, vorwiegend etliche Jahrzehnte älter als er, nicht nur die große Sorge seiner Generation angesichts des Klimawandels ins Stammbuch. Er hinterfragte auch, ob es der Weisheit letzter Schluss sei, sich an den „Bedürfnissen des Marktes“ zu orientieren, wenn Musik wirklich für die Gesellschaft relevant solle.

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