Skip to main content

Personalmangel

Feuerwehr nördlich von Karlsruhe braucht hauptamtliche Mitarbeiter

In der Corona-Zeit nahm die Zahl der ehrenamtlichen Helfer im Karlsruher Norden ab. Genug Nachwuchs ist vielerorts nicht in Sicht, auch weil die Vereinbarkeit von Job und Ehrenamt bei DRK, Feuerwehr und DLRG nicht immer leicht ist.

Feuerwehrfahrzeuge in den Garagen
Bei den Feuerwehren nimmt die organisatorische Arbeit zu. Hauptamtliche Mitarbeiter, die die Ehrenamtler technisch – bei der Fahrzeuginstandhaltung – unterstützen, sind heute keine Exoten mehr. Foto: Archiv Marianne Lother

Feuerwehr, Rotes Kreuz oder DLRG – die ehrenamtlichen Helfer sind zur Stelle, wenn sie gebraucht werden. Was hat sich verändert? Wie sieht es mit Personal und Nachwuchs aus? Welchen Stellenwert genießen die „Ehrenamtler“ in ihrer Gemeinde?

Die Helfer packen an, ohne viel zu fragen.
Günther Sebold
Feuerwehrkommandant Weingarten

„Die Entwicklung in den ländlichen Gemeinden wird immer städtischer“, meint Günther Sebold, seit 20 Jahren Kommandant der Feuerwehr Weingarten.

Das führt er darauf zurück, dass die früher praktizierte Selbsthilfe immer mehr schwindet. „Die Feuerwehr wird heute wegen Kleinigkeiten gerufen. Bei Wasser im Keller haben die Hausbewohner früher selber angepackt“, so Sebold. Nachbarschaftshilfe habe abgenommen, weil man seine Nachbarn nicht mehr kenne.

Feuerwehr in Weingarten erfährt Respekt

Personell sieht der Kommandant seine Feuerwehr noch nicht wieder optimal aufgestellt. Corona habe die Helferzahl verringert, und Nachwuchs sei noch nicht wieder vorhanden.

Das Interesse von Kindern und Jugendlichen an der Feuerwehr hat laut Sebold zugenommen. Im Ort werde die Leistung der Ehrenamtler respektiert: „Die Helfer packen an, ohne viel zu fragen.“ Generell brauche das Ehrenamt aber mehr Menschen, die sich einbringen.

Digitalisierung und Bürokratie beschäftigen Pfinztaler Feuerwehr

„Die Digitalisierung ist in den Feuerwehralltag eingezogen. Brände löschen steht nicht mehr vorn. Technische Hilfeleistung ist weiter auf dem Vormarsch“, sagt Christian Bauer, Kommandant der Pfinztaler Feuerwehr. Die Wehr werde professioneller und habe unternehmerische Züge „eines glücklichen Familienunternehmens“.

Viele Aufgaben würden umfangreicher, auch wegen bürokratisch-organisatorischen Aufwands. Dieser wäre ohne hauptamtliche Feuerwehrsachbearbeiter nicht zu bewältigen. Ohne Entlastung durch hauptamtliche Kräfte wäre die Wartung technischer Geräte nicht zu erledigen: „Pfinztal hat einen Feuerwehrsachbearbeiter und einen hauptamtlichen Gerätewart, die ein Bufdi unterstützt“, so Bauer.

Die Feuerwehr wachse. Die Jugendwehr bringe jährlich neue Feuerwehrleute in die Einsatzmannschaft. Personalverfügbarkeit während des Tages führe jedoch zu manchem Engpass. Aber: „Die Feuerwehr ist in Pfinztal was wert.“

„Wir machen unsere Arbeit konsequent, wir bringen Kindern und Jugendlichen das Schwimmen bei und bilden Rettungsschwimmer aus“, sagt Jürgen Brunner, Vorsitzender der DLRG Spöck. Im Sommer komme die Aufsicht am Baggersee hinzu. Insofern habe sich an der Arbeit nichts Wesentliches verändert. Schwimmen zu können, sei heute noch wichtiger als früher.

Die Technik sei heute auch bei der DLRG umfangreicher als früher. Personell sieht Brunner den Verein gut aufgestellt: Etwa 500 Mitglieder habe die Spöcker DLRG, davon sei etwa ein Drittel aktiv. Etwa 250 Kinder und Jugendliche zwischen fünf und 18 Jahren sind bei der DLRG. „Unser Stellenwert im Ort ist hoch, unsere Arbeit wird geschätzt“, sagt Brunner. Aber: „Soziales Engagement sollte gestärkt werden.“

Beim DRK Jöhlingen fehlen Ausbilder

„Personal hat man nie genug“, sagt Sigrid Burgey, Vorsitzende beim DRK in Jöhlingen. „Wir sind gut aufgestellt, aber mit mehr Helfern könnten wir mehr machen.“

Im Ort sei das DRK anerkannt, die Leistung werde geschätzt. Nicht ganz einfach sei es, Job und Ehrenamt zusammenzubringen. Zum Beispiel bei Einsätzen während des Tages. Oder in der Ausbildung. Da Ausbilder fehlten, gebe es in Jöhlingen kein „Jugendrotkreuz“: „Fehlender Nachwuchs ist für uns ein Handicap“, so Burgey. Die Helfer müssten häufig im Einsatz das „Maximum herausholen“.

Wenn man mit Menschen arbeitet, darf man sich keine Fehler leisten.
Elisabeth Wauk
DRK-Bereitschaftsleiterin Linkenheim

„Jeder, der sich die Mitarbeit beim DRK vorstellen kann, ist uns willkommen“, sagt die Vorsitzende. Mit dem DRK in Wössingen arbeiteten die Jöhlinger gut zusammen.

„Die Ansprüche an die Ehrenamtlichen wachsen“, berichtet Elisabeth Wauk, DRK-Bereitschaftsleiterin in Linkenheim. Medizinische Anforderungen nähmen ebenfalls zu. „Mehr Leute könnten wir auch brauchen, wir nehmen gerne Quereinsteiger. Interessenten jeden Alters sind willkommen. Und wir bilden unsere Ehrenamtlichen selber aus.“

Bei den steigenden Anforderungen sei eine gute Ausbildung unverzichtbar. „Wenn man mit Menschen arbeitet, darf man sich keine Fehler leisten“, meint die Bereitschaftsleiterin. Für die künftige Generation soll eine Jugendrotkreuz-Gruppe sorgen, die im Sommer starte, sagt Wauk.

Die Arbeit des DRK werde im Ort geschätzt. Bei Sportveranstaltungen seien Rotkreuzler dabei. Auswärtige Ehrenamtliche würden manchmal ebenfalls unterstützt, zum Beispiel bei Einsätzen für den KSC.

nach oben Zurück zum Seitenanfang